Auf dem Balkan stehen Gerichte in Sorgerechtsfällen für gewöhnlich auf Seiten der Mütter. Jetzt sagen einige Väter dem System den Kampf an. Die Kinder stehen zwischen den Fronten.
Die Scheidung war ein einziger Kampf, doch die Frontlinien waren klar: Er wollte uneingeschränktes Besuchsrecht bei seinem zweijährigen Sohn, der bei seiner Ex-Frau einen zehnminütigen Fußmarsch entfernt in der zentralbosnischen Stadt Zenica wohnte. Sie wollte ihn völlig aus dem Leben des Buben verbannen. Schlussendlich einigten sich die beiden widerwillig auf einen Kompromiss: Der Vater sollte den Buben jeden Mittwoch für vier Stunden und zwei volle Tage an jedem zweiten Wochenende sehen dürfen. Doch schon bald habe die Mutter des Buben die Vereinbarung nicht mehr eingehalten, erzählte der Vater, der namentlich nicht genannt werden will. Obwohl sie nicht weit voneinander entfernt wohnten, musste er oft Wochen warten, um seinen Sohn zu sehen.
„Besonders schwierig war es, wenn ich ihn seiner Mutter zurückbrachte … und er zu weinen begann und sagte, ‚Papa, geh nicht‘“, berichtete der Vater (35), der arbeitslos ist. „Vor zwei Monaten begann sie dann, ihn zu instruieren.“
Mit einem Mobiltelefon nahm er ein Video auf, in dem sein Sohn zu sehen ist, wie er strahlend auf einem Plastikdreirad sitzt und vor sich hinsingt: „Ich will nicht zu Papa gehen, ich will nicht zu Papa gehen“. In dem Video hört man den Vater sagen: „Wer hat dir gesagt, dass du das sagen sollst?“ „Mama“, antwortet der Bub. Seiner Ansicht nach sei dies ein klassischer Fall einer Eltern-Kind-Entfremdung, ein von PsychologInnen beschriebenes Verhaltensmuster, bei dem ein Elternteil versucht, das Kind nach einer strittigen Trennung gegen den anderen aufzuwiegeln. Es war nicht möglich, die Mutter zu kontaktieren, um ihre Seite der Geschichte anzuhören.
In einem Land, in dem das gemeinsame Sorgerecht für Kinder von Familiengerichten als Option nicht zugelassen wird, habe der Vater, wie er sagt, versucht, SozialarbeiterInnen um Intervention zu bitten, um dafür zu sorgen, dass er seinen Sohn sehen kann. Was er jedoch wirklich brauche, seien Rechtsmittel, meinte er.
„Was ich mir am meisten wünsche, ist gleiches oder gemeinsames Sorgerecht, so wie im Westen, aber dafür müsste das System geändert werden“, sagte er. „Vorerst versuche ich, so viel Zeit wie möglich zu bekommen und ich wäre so glücklich, wenn ich jedes Wochenende mit meinem Sohn verbringen könnte.“
„Sie sind ohne Vorwarnung fortgegangen, ohne Erklärung oder Nachricht – einfach so.“
Er ist einer von tausenden Vätern in Bosnien und angrenzenden Staaten, die nach Angaben von Gruppen, die sich für die Rechte von Vätern einsetzen, infolge von strittigen Trennungen weitgehend aus dem Leben ihrer Kinder ausgeschlossen werden.
Müttern werde die alleinige Obsorge meist automatisch zugesprochen, sagen AktivistInnen, JuristInnen und Kinderfürsorge-ExpertInnen, was einer traditionellen Geisteshaltung, wonach Mütter sich am besten für die Kindererziehung eignen, geschuldet sei. Sozialeinrichtungen seien außerdem häufig damit überfordert, die Umstände einzelner Fälle eingehend zu untersuchen. Doch manche Väter setzen sich zur Wehr und wenden ein, dass das alleinige Sorgerecht zum Schaden der Kinder sei und Rechte verletze, die in der europäischen Gesetzgebung und internationalen Konventionen verankert sind.
„Die einzig akzeptable Option für mich war, weiterzukämpfen, herauszufinden, wo sie sich aufhielten, und die Kinder irgendwie zu erreichen und zu kontaktieren“, meinte Samir, ein Vater aus Sarajevo, der nur beim Vornamen genannt werden wollte.
Samir hat seinen 13-jährigen Sohn und seine achtjährige Tochter seit fünf Jahren nicht mehr gesehen. Nach seiner Scheidung 2009 habe seine Ex-Frau begonnen, sein vom Gericht zugesprochenes Besuchsrecht – zwei Stunden unter der Woche und jedes zweite Wochenende – bei seinem Sohn zu sabotieren. Was seine Tochter betraf, so wurde aufgrund ihres Alters zum damaligen Zeitpunkt nichts festgelegt; bosnische Gerichte entscheiden nur über Besuchsrechte, wenn die Kinder älter als drei Jahre sind. „Sie [seine Ex-Frau] fand stets eine Ausrede; der Bub müsse Hausaufgaben machen, er sei ‚krank‘ oder er würde spielen und habe keine Zeit“, erzählte er. „Dann fing sie an zu sagen, dass er mich nicht sehen wollte, aber ich war mir nie sicher, was stimmte, weil ich nur ihre Version kannte.“
Im Mai 2012 läutete er eines Tages an der Tür der Wohnung seiner Ex-Frau. Niemand öffnete. Er rief die Polizei, die feststellen musste, dass die Wohnung geräumt worden war. Es stellte sich heraus, dass sie die Kinder überstürzt nach Schweden gebracht hatte, wo sie seit der Zeit als Geflüchtete des Bosnien-Konflikts 1992-1995 die Staatsbürgerschaft besitzt. „Sie sind ohne Vorwarnung fortgegangen, ohne Erklärung oder Nachricht – einfach so“, erzählte er. „Als wären sie einfach verschwunden.“
Vater und Sohn posieren beim Grillen für die Kamera.
Diese und die Aufnahme weiter oben gehörten zu einer von der Hilfsorganisation Care International ausgerichteten Ausstellung und Kampagne, die bosnische Väter ermutigen sollte, eine aktivere Elternrolle zu übernehmen.
Foto: Care International
Kein gemeinsames Sorgerecht
In Bosnien, einem Land, in dem extremer Machismus zum Alltag gehört, überrascht es nicht, dass SozialarbeiterInnen vielen Vätern die Eignung für die Erziehung ihrer Kinder absprechen. Schätzungen der Agentur für Gleichstellungsfragen des Landes aus dem Jahr 2015 zufolge hat jede fünfte Familie häusliche Gewalt erlebt. In den meisten Fällen handelt es sich bei den TäterInnen um Männer.
PsychologInnen sind jedoch der Ansicht, dass manche Sozialfürsorgezentren es versäumt haben, sich den Veränderungen einer Gesellschaft anzupassen, in der immer mehr Männer sich über machohafte Stereotype hinwegsetzen und in der Rolle des fürsorgenden Vaters aufgehen.
Gleich welcher Art die weitreichenden Veränderungen in der Gesellschaft sind: Wenn es um Fragen des Sorgerechts geht, zählen Väter durchwegs zu den Verlierern. Dies geht aus den Daten der Statistikämter der zwei ethnischen Entitäten Bosniens, der muslimisch-kroatischen Föderation Bosnien und Herzegowina und der serbischen Republik Srpska, hervor. In beiden Landesteilen wurde 2016 in 77 Prozent der Scheidungen von Ehepaaren mit Kindern den Müttern das Sorgerecht zuerkannt.
Die meisten dieser Entscheidungen wurden von Familiengerichten auf Empfehlung von SozialarbeiterInnen getroffen, die Gespräche mit den Eltern führen und gelegentlich zu psychologischen Tests raten. Daten der Statistikämter zufolge kommt es bei sechs Prozent der Scheidungen, bei denen Kinder betroffen sind, zu einer außergerichtlichen Einigung auf ein gemeinsames Sorgerecht.
Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern wird nach bosnischem Familienrecht die gemeinsame Obsorge, die es Müttern und Vätern erlaubt, gemeinsam für die Kinderbetreuung und elterliche Entscheidungen Verantwortung zu tragen, nicht offiziell anerkannt. „Wenn es um das gemeinsame Sorgerecht geht, wäre ich sehr vorsichtig“, meinte Aleksandra Marin-Diklic, Leiterin der Abteilung für den Schutz der Rechte von Kindern bei der bosnischen Ombudsstelle für Menschenrechte. „Wir vertreten keine bestimmte Position, aber als Institution, wenn wir uns einschalteten, würden wir auf jeden Fall die Meinung von WissenschaftlerInnen, FamilienrechtsexpertInnen und bestimmt auch von jenen, die direkt mit den Betroffenen zu tun haben, also den MitarbeiterInnen des Sozialfürsorgezentrums, einholen.“
„Ein Kind braucht Mutter und Vater.”
Laut KinderpsychologInnen mögen es die Behörden zwar gut meinen, seien aber zuweilen schlecht informiert, wenn es darum geht, zu entscheiden, was das Beste für das Kind ist. „Von manchen ‚ExpertInnen‘ werde ich gefragt, ob es für ein Kind gut sei, zwei Familien zu haben, da sie der Ansicht sind, dass ein Kind nur in einer Familie aufwachsen sollte, mit der es die Welt entdecken kann“, sagte Gordana Buljan Flander, eine Psychologin und Direktorin einer Kinderklinik in Zagreb, die regelmäßig Vorträge in Sarajevo hält. „Für das Wohl des Kindes ist es am besten, wenn es nach der Scheidung seiner Eltern so viel und so ausgewogenen Kontakt wie möglich zu beiden Elternteilen hat, auch wenn diese nicht perfekt sind. Wenn wir über die Rechte eines Kindes sprechen, so meinen wir das Recht des Kindes auf Familie. Was die Bedürfnisse eines Kindes betrifft, so muss man sagen, dass ein Kind sowohl Mutter als auch Vater braucht.“
Jasna Bajraktarević, eine bekannte Psychologin aus Sarajevo, pflichtet ihr bei. „Kinder brauchen unbedingt beide Elternteile“, sagte sie. „Wir sollten nicht darüber nachdenken, was Väter oder was Mütter tun können, aber ganz bestimmt brauchen Kinder beide Elternteile, unabhängig davon, ob sie eine Familie oder geschieden sind.“
Aleksandra Marin-Diklic, Leiterin der Abteilung für Kinderrechte bei der bosnischen Ombudsstelle, sitzt an ihrem Schreibtisch. An den Wänden hängen Poster, auf denen „Wir treffen Entscheidungen zum Wohle der Kinder“ und „Ich habe Rechte“ steht.
Foto: Zdravko Ljubas
„Kinder leiden am meisten“
1993 ratifizierte Bosnien das UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes, das besagt, dass Kinder, deren Eltern nicht im gemeinsamen Haushalt leben, das Recht auf Kontakt zu beiden Elternteilen haben, sofern es nicht zu ihrem Schaden ist. Die parlamentarische Versammlung des Europarats, die auf die Wahrung der Menschenrechte und des Rechtstaatsprinzips in den 47 Mitgliedstaaten einschließlich Bosnien achtet, hat 2015 eine Resolution über die Rechte von Vätern verabschiedet. In der Resolution 2079 werden die Länder aufgefordert, „jedem Elternteil das Recht zu garantieren, informiert zu werden, und ein Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen, die das Leben und die Entwicklung ihres Kindes beeinflussen, im besten Interesse des Kindes zu erhalten“. Außerdem wird von den Staaten verlangt, „in ihre Gesetze den Grundsatz der Doppelresidenz nach einer Trennung einzuführen“ und „das Recht der Kinder in allen Angelegenheiten angehört zu werden, die sie betreffen, zu respektieren“.
Der Vater in Zenica, der für mehr Zeit mit seinem Sohn kämpft, meinte, dass internationale Rechtsinstrumente wie diese wenig dazu beigetragen hätten, SozialarbeiterInnen für seine Argumente für eine gemeinsame Obsorge zu gewinnen. „Ich argumentierte, dass eine solche Praxis in normalen europäischen Staaten, die auf die Menschenrechte achten, üblich sei“, sagte er. „Sie wehrten gleich ab und meinten, dass das unmöglich sei. Das war’s dann.“
„Sie wehrten gleich ab und meinten, dass das unmöglich sei.“
Ein bosnischer Vater, der für mehr Zeit mit seinem Sohn kämpft
Auf die Frage, ob SozialarbeiterInnen bei Sorgerechtsstreitigkeiten üblicherweise den Müttern den Vorzug geben, meinte Adnan Podzo, Direktor des Zentrums für Sozialschutz im Kanton Sarajevo, lapidar: „Die Entscheidung, wer das Sorgerecht erhält, trifft das Gericht, basierend auf den Empfehlungen des Zentrums für Sozialschutz.“ 2016 gingen bei der Abteilung für den Schutz der Rechte von Kindern bei der bosnischen Ombudsstelle 139 Beschwerden ein. Dem letzten Jahresbericht der Ombudsstelle zufolge ging es in den meisten Fällen um strittige Scheidungen.
Viele würden den SozialarbeiterInnen vorwerfen, voreingenommen zu sein, zu lange zu brauchen oder die speziellen Umstände einzelner Fälle nicht zu berücksichtigen, erklärte Abteilungsleiterin Marin-Diklic. „In den meisten Fällen werden die Rechte der Kinder von den Eltern missachtet, aber auch die Schwerfälligkeit und Ineffizienz des Systems wirken sich nachteilig aus“, sagte sie. „Schlussendlich sind es immer die Kinder, die am meisten darunter leiden.“
Zweierlei Maß
In anderen Republiken Ex-Jugoslawiens mit ähnlicher Sprache und Kultur – in Kroatien, Montenegro und Serbien – äußern Väter ähnlichen Unmut. In Kroatien, dem jüngsten Mitgliedsland der EU, ist gemäß Familienrecht die gemeinsame Obsorge zulässig — Gerichte favorisieren jedoch nach wie vor meist die Mutter als alleinigen Vormund. Zwischen November 2013 und November 2014, dem jüngsten Zeitraum, für den Daten zur Verfügung stehen, sind laut dem staatlichen Statistikamt 86 Prozent der Kinder in Kroatien, deren Eltern sich scheiden ließen, letzten Endes den Müttern zugesprochen worden. In nur etwas mehr als drei Prozent der Fälle wurden beide Eltern mit der Obsorge betraut.
„Meine Erfahrung mit der Sozialfürsorge und dem Gericht [in Kroatien] ist solcher Art, dass ich sie meinem schlimmsten Feind nicht wünschen würde“, meinte Oliver Canic, Gründer eines Väter-Verbands in Zagreb, der sich für gleiche Rechte für beide Elternteile einsetzt. Canic meinte, dass Entscheidungen bezüglich Sorgerechten meist mit zweierlei Maß gemessen würden. „Wenn die Väter arbeiten, wird oft angenommen, sie hätten keine Zeit, sich um ihre Kinder zu kümmern“, sagte er. „Sind sie arbeitslos, dann traut man ihnen nicht zu, für ein stabiles Einkommen zu sorgen.“
Indes würden arbeitende Mütter oft nicht benachteiligt werden, während man von jenen, die keine Arbeit haben, annehme, dass sie genügend Zeit für die Kinder haben, meinte er. Nach geltendem Familienrecht ist ein gemeinsames Sorgerecht nur dann möglich, wenn beide Elternteile einverstanden sind. Canics Väter-Verband schlägt eine Gesetzesänderung vor, wonach Gerichte ein gemeinsames Sorgerecht auch nur auf Gesuch eines Elternteils hin zuerkennen können.
„Das würde ich meinem schlimmsten Feind nicht wünschen.“
Oliver Canic, Gründer einer Vereinigung für gleiche Rechte für beide Elternteile, über seine Erfahrungen im Umgang mit SozialarbeiterInnen
Psychosoziologe Bruno Simlesa meinte, das Problem sei auf tief verwurzelte Haltungen gegenüber Geschlechterrollen zurückzuführen. „In Kroatien, aber auch in anderen Ländern dieser Region, herrscht die Meinung vor, dass die Betreuung von Kindern entmännlichend sei“, sagte er. „Die Leute glauben, dass echte Männer nicht zur Schulaufführung ihres Kindes gehen. Echte Männer verdienen Geld und disziplinieren ihre Kinder, wenn nötig.“
Dejan Visekruna, Gründer der Verbands Tata, studiert Akten in seinem Büro in Belgrad. Auf seinem Schreibtisch liegt ein 468-seitiges Dokument mit einer Reihe von Empfehlungen für die Reformierung des serbischen Familienrechts.
Foto: Zdravko Ljubas
Das skandinavische Modell
Aus den Daten des Statistikamts geht hervor, dass 2016 Kinder in Montenegro in 80 Prozent der Scheidungsfälle bei ihren Müttern blieben. Dem gegenüber stehen zirka sieben Prozent, die zu den Vätern kamen. Bei einem ähnlich hohen Prozentsatz wurde ein gemeinsames Sorgerecht erwirkt, was nach montenegrinischem Recht zulässig ist.
Auch das serbische Familienrecht erkennt gemeinsames Sorgerecht an, das aber von den Gerichten selten zugesprochen wird. In Serbien gibt es keine zentral gesammelten Daten über Scheidungsfälle, aber Recherchen des Väter-Verbands Tata aus Belgrad bezüglich Gerichtsurteilen deuten darauf hin, dass Mütter das Sorgerecht in bis zu 95 Prozent der Fälle strittiger Scheidungen bekommen. „Als Gesellschaft glauben wir einfach, dass die Mutter jener Elternteil ist, der für die Kindererziehung zuständig ist“, meinte Tata-Gründer Dejan Visekruna und fügte hinzu, dass die meisten Menschen die Rolle von Vätern darauf beschränkt sehen, ein bisschen Zeit mit ihren Kindern zu verbringen und Unterhalt zu zahlen. Im Büro von Tata im Zentrum Belgrads läutete Visekrunas Telefon unentwegt. Väter riefen an, um sich rechtlich beraten zu lassen, einen Termin auszumachen oder einfach nur Dampf abzulassen.
Visekruna, ein 45-jähriger ehemaliger Mediziner, der Erfahrung aus dem Kampf um das Sorgerecht für seinen eigenen Sohn hat, beruhigte die Anrufer und gab praktische Ratschläge. Auf seinem Schreibtisch stand eine Tasse mit den Namen von Kindern, um die Tata-Väter kämpfen. In Zusammenarbeit mit JuristInnen hat Tata auf 468 Seiten eine Reihe von Empfehlungen für die Reformierung des serbischen Familienrechts erarbeitet. Auch der Obsorgeprozess soll effizienter und gerechter werden.
Jovan, Sara, Nikola, Ivana, Goran, Filip, Marija…
Sorgerechtsstreitigkeiten zieren eine Tasse im Tata-Büro in Belgrad.
Foto: Zdravko Ljubas
„Skandinavien verfolgt einen anderen Ansatz“, sagte er. „Grundsätzlich ist es dort so, dass die Kinder eine Woche bei der Mutter und eine Woche beim Vater verbringen … Die Schweden begannen damit in den 1980er-Jahren, im Zuge der Emanzipation der Frau in der Gesellschaft.“
„Als geschlechtsspezifische Themen immer mehr an Bedeutung gewannen, entschloss man sich irgendwann, dass jeder Mensch gleich sein sollte, und sorgte für die Gleichstellung von Mann und Frau bei Scheidungen. Man räumte ihnen die gleichen Rechte und Pflichten ein, auch was das Sorgerecht für Kinder betrifft.“
In Bosnien gibt es keine Organisation von Vätern, die mit Tata in Belgrad oder Canics Vereinigung für gleiche Rechte für beide Elternteile in Zagreb vergleichbar wäre. Samir, dessen Ex-Frau seine Kinder mit nach Schweden nahm, findet also kaum Unterstützung. Er muss sich langsam mit einem Leben ohne seine Kinder abfinden. „Ich liebe meine Kinder, ob sie nun bei ihrer Mutter oder bei mir sind“, sagte er. „Ich wünsche ihnen das Allerbeste, so wie es alle Eltern tun, aber dass sie nicht bei mir sind, ist nicht meine Entscheidung.“
Original auf Englisch. Publiziert am 28. Dezember 2017 auf © . Aus dem Englischen von Barbara Maya.
Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt: Balkaninsight.com. Bei Interesse an Wiederveröffentlichung bitten wir um Kontaktaufnahme mit der Redaktion.
Urheberrechtliche Angaben zu Bildern, Grafiken und Videos sind direkt bei den Abbildungen vermerkt. Titelbild: Foto: © Care International
Dieser Artikel entstand im Rahmen des Balkan Fellowship for Journalistic Excellence, unterstützt von der ERSTE Stiftung und den Open Society Foundations in Kooperation mit dem Balkan Investigative Reporting Network.