„Wir werden euch alle erschießen lassen.“
Der Kampf gegen Korruption ist in der Slowakei lebensgefährlich. Familie Bojko nimmt ihn trotzdem auf.
23. Januar 2019
Erstmals veröffentlicht
01. September 2018
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Cejkov empfängt den Besucher mit Idylle. Das Dorf im Osten der Slowakei, unweit der ungarischen Grenze, liegt nur eine Zugstunde östlich von Košice inmitten von Weinreben, weiten Feldern und sanften Hügeln. Am Ende einer staubigen Schotterstraße steht der Hof der Familie Bojko: ein hübsches Anwesen, mit Geländern aus dunklem Holz und Wänden aus dickem Stein; eine kleine Landwirtschaft, acht Kühe und ein halbes Dutzend Hühner. Bilderbuch.
In der Stube reicht die 60-jährige Alžbeta Bojková frisch gemolkene Rohmilch aus dem Stall. Dicke Bandnudeln kochen im Topf, die sie mit selbstgemachtem Topfen servieren wird. Der Dampf steht in der Küche. „Das Dorf ist krank“, sagt Alžbeta und rührt die Nudeln einmal kräftig um. „Woher soll ich wissen, dass sie mich nicht auch erschießen werden, wie diesen Kuciak, wenn ich Ihnen von all dem erzähle?“.
Von der Korruption im Dorf, den gestrichenen Gehältern und den Drohungen an der örtlichen Schule, an der sie und ihr Mann Ján unterrichten. Vom jahrelangen Kampf gegen den Bürgermeister und den Schuldirektor.
Am 25. Februar 2018 wurden der Investigativjournalist Ján Kuciak und seine Verlobte, Martina Kušnírová, in einem Haus in der Westslowakei tot aufgefunden. Sie wurden mit drei Schüssen ermordet; zwei in die Brust des jungen Mannes und einen in den Kopf der Frau. Der erst 27-jährige Kuciak hatte vor seinem Tod zu Verbindungen der italienischen Mafia in höchste slowakische Regierungskreise recherchiert. An einem Zusammenhang zwischen seiner brutalen Hinrichtung und seiner journalistischen Arbeit bestehen kaum Zweifel. Deshalb sandte der Fall Schockwellen durch die Slowakei und sorgte dafür, dass bei Protesten zehntausende Menschen auf die Straßen strömten; an einem Tag waren es sogar mehr als bei der Samtenen Revolution 1989.
Vielen Slowaken sind die Mechanismen der Einschüchterung und Bedrohung, mit denen Kuciak vor seiner Ermordung konfrontiert war, nur allzu vertraut.
Vielen Slowaken sind die Mechanismen der Einschüchterung und Bedrohung, mit denen Kuciak vor seiner Ermordung konfrontiert war, nur allzu vertraut. Sie können und wollen nicht mehr wegschauen. Deshalb erzählt auch Alžbeta Bojková ihre Geschichte – der Angst vor der Gewalt zum Trotz. Es ist das Jahr 2004, als ihr zum ersten Mal Unregelmäßigkeiten in den Geldflüssen an ihrer Schule auffallen. Sie sitzt damals im Gemeinderat und vergleicht die Zahlen, die das Bildungsministerium für die örtliche Schule der 6- bis 15-Jährigen vorgesehen hat, mit der Summe, die tatsächlich auf dem Schulkonto landet. Da die Schulen in der Slowakei selbstverwaltet sind, überweist der Staat das Geld für die Schule direkt an die Gemeinde. Doch an der Schule kommt eine geringere Summe an. Das trifft vor allem die Bonuszahlungen für die Lehrer, die ausbleiben. Wo das Geld genau landet, kann sie nicht mit Sicherheit sagen – aber irgendwo zwischen Gemeindekonto und Schulkonto scheinen die Gelder zu versickern.
Als sie die Vorwürfe öffentlich macht und den Bürgermeister, der über das Budget wacht, mit den Vorwürfen konfrontiert, passiert erst einmal gar nichts. Dann wendet sie sich an höhere Instanzen, wie das Bildungs- und das Innenministerium. Wieder nichts. So geht das einige Jahre. Jedes Jahr notiert Alžbeta die Fehlsummen minutiös in kleinen, roten Lederbändchen, die sie in ihrem Schrank hortet. Sie zählt zusammen, ihre Finger huschen über die Tabellen: Um insgesamt rund 150.000 Euro wurden die Lehrer in all den Jahren geprellt, schätzt sie. Als sie für drei Monate überhaupt keine Gehälter bekommen, wendet sie sich schließlich an die Medien. Es ist das Jahr 2009, damals berichtet auch eine slowakische Nachrichtenseite über den Fall. Doch wieder passiert nichts.
Im Gegenteil: Für die Bojkos wird es im Dorf damals immer ungemütlicher. Es fängt mit kleinen Schikanen an. Ihre Söhne dürfen nicht mehr auf dem Fußballfeld spielen, der Vater darf nicht mehr auf dem Lehrerparkplatz parken. Als ihre Tochter Betka, die als Historikerin an der Universität in Košice unterrichtet, wegen eines Krankheitsfalls kurzfristig als Aushilfslehrerin an der Schule einspringen soll, wird ihre Bestellung vom Bürgermeister blockiert. Lehrer, die über die Zustände in der Schule klagen und streiken, werden unter Druck gesetzt. Der Schulleiter, der ebenfalls auf die Fehlzahlungen hinweist, wird schließlich durch einen loyalen Direktor ersetzt. „Eine Marionette in den Händen des Bürgermeisters“, wie es eine Lehrerin in einem Fernsehbeitrag später nennt. „Das stimmt nicht“, dementiert dieser damals.
Für die Bojkos wurde es im Dorf immer ungemütlicher.
Doch unter dem neuen Schuldirektor werden Alžbeta bald ihre Geschichtsstunden gestrichen, stattdessen wird sie gezwungen, den Flur zu schrubben. Als sie sich weigert, wird sie gefeuert. Hinter vorgehaltener Hand wird den Bojkos Mut zugesprochen, aber offen tritt niemand für sie ein. Auch nicht unter den Lehrern, die direkt von den Ausfallszahlungen betroffen sind. Geld, das sie gut gebrauchen könnten, denn mit einem Einstiegsgehalt von rund 500 Euro gehört die Slowakei immerhin zu den EU-Schlusslichtern bei der Höhe von Lehrergehältern. Doch der Bürgermeister setzt auf eine Währung, die härter ist als jede Bonuszahlung: auf die Angst der Menschen, ihren Job zu verlieren. Auch wenn Alžbeta sich ihre Lehrerstelle über das Arbeitsgericht wieder zurückerkämpft, ist die Lektion inzwischen im Dorf angekommen: Halte lieber still, sonst ergeht es dir noch wie den Bojkos.
Der Bürgermeister von Cejkov gehört der mächtigen sozialdemokratischen Partei Smer an, die auch den Regierungschef stellt. Er habe es immer wieder verstanden, seinen Einfluss bei den Institutionen geltend zu machen, mutmaßen die Bojkos. Als Beispiel nennt Alžbetas und Jáns Tochter Betka, die den Kampf ihrer Eltern zu ihrem eigenen gemacht hat, einen Fall aus dem Jahr 2016: Als es zuletzt doch sechs Lehrerkollegen der Bojkos wagten, sich mit ihren Beschwerden über die Schikanen an das Slowakische Nationale Menschenrechtsinstitut zu wenden, wurden diese nicht einmal bearbeitet. Weil der Bürgermeister selbst dort interveniert hatte, wie die Leiterin des Instituts in einem persönlichen Gespräch mit Betka später einräumte.
Immer wieder geraten die Bojkos und der Bürgermeister, der die Gemeinde seit mehr als 15 Jahren führt, aneinander. Am schlimmsten wird es an einem Tag, der inzwischen zehn Jahre zurückliegt. „Wir werden euch alle erschießen lassen“, deine ganze Familie, hat der Bürgermeister bei einem Streit unter starkem Alkoholeinfluss damals zu Betkas Vater gesagt, beteuert dieser. „Und du wirst der Erste sein!“ Das dumpfe Echo der Worte hallte noch lange in Betkas Hinterkopf nach. Seit dem Doppelmord an Kuciak und seiner Verlobten tönen sie plötzlich wieder laut und klar. „Ich werde mich jetzt für deine Mutter, deinen Vater und deine Geschwister interessieren“, soll ein mächtiger Geschäftsmann, über den der Journalist berichtet hatte, wenige Monate vor dessen Tod zu Ján Kuciak gesagt haben. „Aber du wirst der Erste sein.“ So ist es neben der Wut auch die Angst, die neuerdings am Hof der Bojkos mit am Tisch sitzt. „Früher war diese Drohung immer abstrakt“, sagt Betka. „Doch mit dem Mord an Kuciak ist sie konkret geworden.“
„Früher war diese Drohung immer abstrakt. Doch mit dem Mord an Kuciak ist sie konkret geworden.“
Zwar gibt es auch immer wieder Menschen, die mit dem Kampf der Bojkos sympathisieren. Seit Betka zuletzt mit einer Beschwerde auf der Arbeitsinspektion in Košice abgeblitzt ist -mit der Begründung, dass sie kein Fehlverhalten der Schule und der Gemeinde erkennen könnten – werden ihr von einer Mitarbeiterin der Behörde interne Dokumente zugespielt. Wie der Mailverkehr zwischen einem Abteilungsleiter und einem Mitarbeiter, über den sich Betka bei der Leitung beschwert hatte, der zeigte, warum der Fall nicht weiterverfolgt wurde – und wie in der Behörde eine Hand die andere wäscht. „Das ist also der Dank dafür, dass ich immer in den schwierigsten Fällen involviert war und die Dinge auf unsere Art gelöst habe“, schreibt der Mitarbeiter an den Leiter. „Da war ich immer gut genug für Sie? So schnell wird das vergessen?“
Man könnte das alles als eine persönliche Fehde zwischen dem Bürgermeister von Cejkov und den Bojkos abtun. Doch der Fall in dem 1.200-Einwohner-Dorf, in dem es nach der Schließung der kommunistischen Landwirtschaftskolchosen praktisch keine Arbeitsplätze mehr gibt und Schule sowie Gemeinde die wichtigsten Arbeitgeber sind, erregte so viel Aufsehen, dass vor zwei Jahren sogar das slowakische Fernsehen aus dem 400 Kilometer entfernten Bratislava anreiste, um darüber zu berichten. Geändert hat das alles nichts, seufzt die Mutter. „Ich verstehe das nicht“, sagt sie. „Wozu haben wir Institutionen, wenn sie nicht funktionieren?“ Aus Sicht der Bojkos ist ihre Geschichte beispielhaft für den Zustand der slowakischen Gesellschaft. Die andere Seite, jene der lokalen Politiker und Volksvertreter, schweigt dazu beharrlich: Auf der Gemeinde war nach mehrmaligen schriftlichen und telefonischen Anfragen niemand zu einer Stellungnahme bereit.
Aus Sicht der Bojkos ist ihre Geschichte beispielhaft für den Zustand der slowakischen Gesellschaft.
Über die Jahre wurden die Bojkos in ihrem Dorf immer isolierter. Wenn Betka heute durch das Dorf schlendert, vorbei an den geduckten Häusern, den sechs Kapellen und den Kreuzen an den Hauswänden, wirft sie jedem Bewohner ein fröhliches „Ahoj“ über die bunten Holzzäune zu. Nicht alle grüßen zurück. „Wir sind die Rebellen in diesem Dorf“, zuckt Betka mit den Schultern, während sie mit ihrem Vater, der barfuß ist, durch die Siedlung geht. „Die Bojkos gehören nicht zum Dorf“, soll der Bürgermeister einmal gesagt haben. Ist es nur ein Zufall, dass die Gemeindestraße noch weit vor dem Hof der Bojkos endet und kein asphaltierter, beleuchteter Weg zum Hof führt? Inzwischen geht die Familie auch zum Beten nicht mehr in die Dorfkirche, wie alle anderen, sondern zum steinernen Kreuz, das ihre Vorfahren auf einer Anhöhe errichtet haben, von der aus man an klaren Tagen bis hinüber in die Ukraine sehen kann. „Ich denke, sie wundern sich darüber, warum wir keine Angst haben“, sagt Betka. „Und wir wundern uns über sie.“ Zuhause erzählt man sich indes gerne die Familienlegende, wie schon die Vorfahren der Bojkos im Dreißigjährigen Krieg gegen den Kaiser kämpften und Betkas Mutter schon als Zehnjährige ein Plakat malte, um gegen den Einmarsch der sowjetischen Soldaten zur Niederschlagung des Prager Frühlings zu protestieren. „Der Widerstand liegt uns im Blut“, sagt sie, mit einer Mischung aus Stolz und Trotz. Sich den Protesten nach der Ermordung Kuciaks anzuschließen, ist für Betka daher das Natürlichste der Welt gewesen, sagt die 33-Jährige. Auch in Košice formierte sich damals rasch Widerstand. Der Journalistenmord ist erst wenige Wochen her, als sich an einem nasskalten Freitagabend im März die Menschen im Stadtzentrum versammeln. Mit roten Grablichtern in den Händen, zum Zeichen der Trauer, und mit rasselnden Schlüsselbünden, zum Zeichen des Zorns.
Hinter der Bühne suchen die Organisatoren noch händeringend nach Sprechern. Ein Aktivist versucht, Betka zu überreden, aufs Podium zu gehen. Doch sie schüttelt den Kopf mit ihren langen, blonden Haaren. „Dort sprechen ein Priester und ein Schauspieler, die schon bei der Samtenen Revolution gesprochen haben“, antwortet sie ihm. „Was habe ich den Menschen schon zu sagen?“ „Du bist tapfer, du sprichst gut, und du bist eine Frau“ ,entgegnet ihr Kollege. „Wir brauchen dich.“ Der Regen prasselt auf das Zeltdach, die Zuhörer haben sich die Kapuzen ihrer Regenjacken und Wintermäntel tief ins Gesicht gezogen, als Betka ans Mikrofon tritt. Sie schlägt die Augen nieder und zögert. Ein, zwei, drei Sekunden lang. Die Menge feuert sie an. Sie hält die Tränen zurück und beginnt zu erzählen. Sie spricht immer fester, schneller und bestimmter. Von der Korruption und dem Kleinkrieg in dem Dorf an der ungarisch-slowakischen Grenze, in dem ihre Eltern leben. Und von dem Streit, der eines Tages zwischen dem Bürgermeister des Dorfes und ihrem Vater eskalierte und mit den Worten endete: „Ich werde deine ganze Familie erschießen, und du wirst der Erste sein!“ Die Menge tobt, als sie die Worte wie Schüsse in den Abendhimmel feuert. Später wird ihre Rede auf Youtube hochgeladen und im Fernsehen gezeigt.
Sich den Protesten nach der Ermordung Kuciaks anzuschließen, ist für Betka daher das Natürlichste der Welt gewesen.
So ist die Geschichte aus dem Dorf Cejkov ein Lehrstück darüber, wie Korruption in der Slowakei funktioniert: ein Mikrokosmos aus Machtmissbrauch, Vernetzung, Einschüchterung und Ignoranz. Ein System, in dem eine Hand die andere wäscht und im entscheidenden Moment alle wegschauen. „Nie je nám to jedno“, „Es ist uns nicht egal“, wurde zu einem Leitspruch der Protestbewegung. Etwas, das wohl auch der Präsident Andrej Kiska meinte, als er mit ungewöhnlich dramatischen Worten nach dem Journalistenmord klagte: „Etwas Schlechtes steckt in den Grundfesten unseres Staates.“
Dabei galt die Slowakei eigentlich bis zuletzt als Stabilitätsanker in Osteuropa. Das 5,4-Millionen-Einwohner-Land ist das kleinste Land der Visegrád-Staaten und hat nach Litauen als zweites Land des ehemaligen Ostblocks 2009 den Euro eingeführt. Die internationale Automobilindustrie hat hier so sehr investiert, dass die Slowakei mittlerweile der größte Autoproduzent pro Kopf ist, weltweit. Der Sozialdemokrat Robert Fico galt in Brüssel als moderater und salonfähiger Premierminister inmitten von illiberal und populistisch geführten Staaten. Doch die Probleme mit der Korruption und der Vetternwirtschaft liefen international lange unter dem Radar. Und als Fico zuletzt die Proteste als eine Verschwörung ausländischer Kräfte abtat, war der rhetorische Abstand zu Viktor Orbán nicht mehr groß.
„Das Problem in der Slowakei sind nicht die Institutionen, sondern es ist die politische Kultur.“
Vielleicht war es gerade die Kluft zwischen diesem Selbstverständnis und dem Abgrund, in den die Slowaken nach dem Journalistenmord blickten, die die Wucht der Proteste erklärt. Das Bedürfnis nach einem Rechtsstaat, einer „anständigen Slowakei“, welche die Aktivisten in ihren Reden immer wieder bemühten und die Wut über Verhältnisse, die die Slowaken für längst überwunden hielten, die aber immer noch weiterwirken.
Die Proteste machen Sommerpause, aber im Herbst sollen sie weitergehen. In Bratislava ist noch immer die sozialdemokratische Smer an der Macht, im Hintergrund zieht immer noch der Ex-Premier Robert Fico die Fäden, und noch immer ist der Mord an Kuciak und Kušnírová weit davon entfernt, aufgeklärt zu sein. Derweil sind es immer wieder neue Skandale, die aufgedeckt werden. Wie zuletzt die Causa rund um den vietnamesischen Ex-Politiker Trịnh Xuân Thanh, der laut deutschen Ermittlern mithilfe des slowakischen Innenministeriums über Bratislava nach Vietnam verschleppt worden sein soll.
Und auch im Dorf gelten noch die alten Regeln. Dass es bei der Bestellung des Schuldirektors nicht mit rechten Dingen zuging, wurde Betka inzwischen vom Bildungsministerium schwarz auf weiß bestätigt. Ein Faktum, das der Bürgermeister jedoch ignoriert. Die Dörfer sind in der Slowakei selbstverwaltet, deswegen hat das Bildungsministerium keine Weisungsbefugnis über die Gemeinde. „Das Problem in der Slowakei sind nicht die Institutionen“, sagt Gabriel Sipos, Chef von Transparency International in der Slowakei, „sondern es ist die politische Kultur.“ Inzwischen hat sich Betka an die Staatsanwaltschaft gewandt. Der Kampf ist zermürbend, aber sie gibt nicht auf. „Und wenn ich mich am Ende an die Türe der Schule ketten muss!“, sagt sie. Über die weitere Ausrichtung der Proteste ist sich Betka mit den Aktivisten uneins. Müssen es wirklich immer die großen Gesten sein, wie der Rücktritt des Premiers und des Innenministers? Zugeständnisse, die am Ende ja doch nur kosmetisch sind, weil das System immer noch nach den alten Regeln funktioniert und die alten Seilschaften weiter halten? Wenn es nach Betka geht, so könnten gerade auch die kleinen Schritte einen großen Kulturwandel in der Politik einleiten. Immerhin sei es mindestens genauso wichtig, einen anständigen Schuldirektor oder Bürgermeister zu haben wie einen anständigen Innenminister oder Premier.
Wenn das Übel im Kleinen beginnt, dann muss vielleicht auch der Kampf dagegen genau dort ansetzen, findet Betka. Doch dazu braucht es Mut. Als ihr zuletzt eine Mitarbeiterin einer Behörde Dokumente über die dortigen Missstände zusteckte, freute sich Betka über die Unterstützung. Zugleich ärgerte sie sich. „Diese Frau könnte selber an die Öffentlichkeit gehen“, sagt sie. Warum tut sie es nicht?
Text der Autorin zum Thema ist im September 2018 in DATUM erschienen.
Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. © Simone Brunner. Bei Interesse an Wiederveröffentlichung bitten wir um Kontaktaufnahme mit der Redaktion. Urheberrechtliche Angaben zu Bildern, Grafiken und Videos sind direkt bei den Abbildungen vermerkt. Titelbild: Ján Bojko und Alžbeta Bojková vor der Familiengedenkstätte hinter ihrem Haus. Foto: © Dávid Hanko.