György Konrád ist von uns gegangen. Eine Würdigung des Literaten und großen Mitteleuropäer mögen andere vornehmen, wobei ich hoffe, dass das auch in Ungarn stattfindet. Ich habe ihn vor nicht allzu langer Zeit wiedergetroffen, weil mich mit ihm eine lebenslange Freundschaft, schon aus der Zeit lange vor dem Eisernen Vorhang, verbindet.
Es ist ein Gradmesser, wie unser Nachbarland mit seinen großen Persönlichkeiten umgeht, was aus der Art des Gedenkens abzulesen sein wird. György hat die Hoffnung nie aufgegeben! Bei unserem letzten Gespräch habe ich ihn gefragt, wann er glaube, dass die Dinge wieder normaler würden. Er meinte, dass er schon so viele Phasen erlebt habe, die von großem Pessimismus begleitet waren, und dennoch sei es wieder aufwärts gegangen. Ungarn sei offener und demokratischer geworden! Ich war ihm für seinen Optimismus dankbar! Man muss offensichtlich so viel erlebt haben, wie es ihm passiert ist.
Persönlich erinnere ich mich, dass es mir zu einem früheren Zeitpunkt, trotz all der Schwierigkeiten, die sich ergaben, wenn man ihn getroffen hatte, gelungen ist, ihn einige Male nach Österreich einzuladen. Schließlich konnte ich ihm Stipendien und auch einen USA-Besuch zu vermitteln. Es gab viel zu tun – das wäre wahrscheinlich heute, auch wenn es ihm gelten würde, viel schwieriger. Ich durfte Manuskripte von ihm schmuggeln, seinen Freunden und ihm helfen – wobei das eine bescheidene Tätigkeit war gegenüber dem, was er als Zeichen von Freiheit und Offenheit durch sein Schreiben, sein Auftreten und seine Stellungnahmen bewirkt hat. Allein die Zeit an der Spitze der Berliner Akademie der Künste war großartig genug, um zu verstehen, was wir an ihm hatten.
Was ihm sicher Freude machen würde, ist das Bemühen vieler, im gleichen Sinne aufzutreten – leider ist es wieder notwendig geworden! Ich wünsche mir, dass sein Optimismus für Geist und Freiheit in Ungarn und Europa bald Früchte trägt.
Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht: CC BY-NC-ND 3.0. Der Name des Autors/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden. Autor: Erhard Busek / erstestiftung.org. Titelbild: György Konrád 2013 in Berlin. Foto: © CommonLens / Action Press / picturedesk.com