Timothy Snyder: Judenplatz 1010

Eine Rede an Europa 2019

Die Gründung der Europäischen Union war ursprünglich das Resultat gescheiterter oder scheiternder europäischer Imperien, auch wenn die Europäische Union heute eher als Vereinigung unschuldiger kleiner Nationalstaaten auftritt. Sich der Verantwortung für ein halbes Jahrtausend Imperialismus zu stellen ist schmerzhaft, aber es würde Europa ermöglichen, sich auf einzigartige und vielversprechende Weise von ihrer imperialen Vergangenheit zu erholen, so Timothy Snyder in seiner Rede zum Europatag 2019 am Judenplatz in Wien.

Mein Name ist Timothy Snyder. Ich bin ein amerikanischer Historiker und wurde gebeten, eine Nachricht an Europa zu überbringen. Das hier ist sie. Ihr seid mehr als eure Mythen. Für uns Außenstehende seid ihr auch ein Quell der Hoffnung; vielleicht sogar der einzige Quell der Hoffnung für die Zukunft. Ihr seid mehr als eure Mythen. Wir stehen hier heute zusammen auf dem Judenplatz am 9. Mai 2019. Der 9. Mai ist in diesem Jahr noch bis Sonnenuntergang der israelische Unabhängigkeitstag. Heute ist Unabhängigkeitstag in Israel. Der 9. Mai ist in Moskau oder Kiew oder Minsk der Tag des Sieges. In diesen und anderen europäischen Städten wurde heute der Sieg über Nazideutschland und seiner vielen europäischen Verbündeten im Zweiten Weltkrieg gefeiert, bedacht und erinnert.

Wir sind hier versammelt, gerade an diesem heutigen Tag, dem 9. Mai, um an die Rede Robert Schumans, die Erklärung Robert Schumans, am heutigen Tag des Jahres 1950 zu erinnern. Als Schuman erklärte, Europe sei nicht nur für die Europäer da, dass es bei Europa um einen Frieden für die ganze Welt gehe. Wie können wir uns dieser drei Dinge gleichzeitig erinnern? Wie können wir uns ihrer sinnvollerweise als Geschichte erinnern, als jener Art von Geschichte, die uns den Weg in die Zukunft weisen kann? Wie erinnern wir uns des Holocausts, des Zweiten Weltkriegs und des Beginns des europäischen Projekts gemeinsam als einer Geschichte?

Wie können wir an die Erschaffung des europäischen Projekts vor 70 Jahren denken und zugleich fragen: Wird es heute neugestaltet oder abgewickelt? Für mich als Historiker hängt die Antwort auf diese Frage sehr davon ab, ob ihr, Europäer, euch für den Mythos entscheidet, oder ob ihr, Europäer, die Geschichte wählt. Es gibt zwei Möglichkeiten des Erinnerns. Die eine führt euch auf euch selbst zurück, zu einer Erzählung darüber, dass ihr immer recht hattet, einer Erzählung darüber, dass ihr selbst oder Leute wie ihr immer unschuldig wart. Das ist Mythos. Das ist nationaler Mythos. Er hat fast überall die Oberhand und könnte sie durchaus auch hier gewinnen.

The ERSTE Foundation Tipping Point Talks 2019

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Eine Rede an Europa 2019


Timothy Snyder: Judenplatz 1010

Eröffnung
Boris Marte, ERSTE Stiftung

Es gibt noch eine andere Art des Erinnerns, und das ist die Geschichte. Sie ermöglicht es, das, was man selbst erinnert, zu nehmen und es dem hinzuzufügen, was andere erinnern, es konstant und kritisch anderen Quellen und anderen Perspektiven beizustellen, damit man erkennt, wofür man selbst verantwortlich ist. Als Schuman seine Erklärung im Mai 1950 verlas, befand sich Frankreich inmitten eines Kolonialkriegs, in dem 75.000 französische Soldaten umkommen sollten. Die übergroße Mehrheit dieser 75.000 französischen Soldaten waren, was ihr Herkunftsland anging, überhaupt keine Franzosen. Frankreich steckte im ersten von zwei Kolonialkriegen; nach dem Zweiten Weltkrieg führte es 16 Jahre lang ununterbrochen Kolonialkriege, zuerst in Südostasien und später in Nordafrika.

Im Frankreich der 1950er und 60er Jahre stand der Ausdruck „l’intégration“ nicht unbedingt für europäische Integration. L’intégration konnte auch die Verantwortung der französischen Armee für die Integration von Arabern in den französischen Staat meinen. Nach 1961 bezeichnete „l’intégration“ die Möglichkeit, dass die Franzosen in den neuen Staat Algerien integriert werden könnten. Warum erzähle ich das? Weil der Mythos, den ihr alle habt, der Mythos, den ihr alle teilt, der Mythos der Freunde wie auch der Feinde der Europäischen Union der Mythos eines Nationalstaats ist. Jener Robert Schuman, der 1950 seine Erklärung abgab, war der Außenminister eines Imperiums. Frankreich, ob es nun „Republik“ oder „Kaiserreich“ im Namen führte, war über seine ganze Geschichte hinweg stets ein Imperium.

Ihr seid mehr als eure Mythen. Doch damit ihr auch mehr sein könnt als eure Mythen, damit ihr die Hoffnung sein könnt, die wir anderen Außenstehenden brauchen, muss man mit der Geschichte ins Reine kommen. Die Auffassung, dass Europa eine Gruppe von Nationalstaaten ist, die Integration aufweisen, ist ein ganz, ganz fataler Mythos.

Man könnte und sollte über die Zukunft Europas streiten. Doch wenn die Diskussion über diese Zukunft auf der Grundlage von Mythen über Dinge stattfinden soll, die nie der Fall gewesen sind, dann kann sie nicht fruchtbar sein. In der Geschichte geht es darum, den Weg freizumachen, und in den nächsten Minuten will ich versuchen, dies zu tun, oder einige der Mythen beiseite zu räumen, sodass die Zeit sinnvoll von der Vergangenheit in die Gegenwart und in diejenige Zukunft fließen kann, die wir brauchen. Denken Sie mit mir also bitte für einen Augenblick an die Länder, die die Europäische Union gegründet oder das europäische Projekt begründet haben. Deutschland, Westdeutschland, war gerade erst im einschneidendsten und katastrophenreichsten Kolonialkrieg aller Zeiten, zumindest in Europa, besiegt worden – dem Krieg, den wir als den Zweiten Weltkrieg erinnern. Auch Italien hatte gerade erst einen Kolonialkrieg in Afrika und auf dem Balkan verloren. Die Niederlande hatten einen Kolonialkrieg verloren, den sie von 1945 bis 1949 geführt haben. Belgien hat 1960 den Kongo verloren. Frankreich vollzog nach seiner Niederlage in Indochina und in Algerien Anfang der 1960er Jahre eine entschiedene Wende Richtung Europa. Charles de Gaulle hatte verstanden, dass nicht nur die Republik, sondern der ganze französische Staat durch das Imperium in Gefahr war. Er leitete 1962 die entschiedene Wende Richtung Europa ein. Keine der europäischen Mächte, die das europäische Projekt begründet haben, war zu jener Zeit ein Nationalstaat. Und keine von ihnen ist es je zuvor gewesen.

Timothy Snyder

Timothy Snyder ist Richard-C.-Levin-Professor für Osteuropäische Geschichte an der Yale Universität (USA) und ein Permanent Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM) in Wien. Er ist einer der renommiertesten Historiker und schärfsten Kritiker der US-Regierung unter Donald Trump. Seine Bücher Bloodlands und Black Earth wurden in viele Sprachen übersetzt und mit mehreren Preisen ausgezeichnet. Sein aktuelles Werk trägt den Titel The Road to Unfreedom (2018).

Foto: © ERSTE Stiftung / APA-Fotoservice / Richard Tanzer

Dasselbe gilt für die Länder, die der Europäischen Union beigetreten sind, die ersten Beitrittsländer. Die Briten haben damals in den 1960er Jahren sehr klar verstanden, dass Europa in Sachen Handel und Macht der Ersatz für das Imperium war. Historiker zu sein hat so viel damit zu tun, den Leuten Dinge zu erzählen, die sie schon mal gewusst haben. In den 60er Jahren verstand der gesamte britische Staatsdienst, fast das gesamte Parlament und fast die ganze britische Elite, dass Europa der Ersatz für das Imperium war. Als das portugiesische Imperium oder das spanische Imperium in den 1970er Jahren an sein Ende kommt, spielt sich der Prozess simultan ab. Die Führer des Wandels in Portugal und Spanien verbinden das Ende von Imperium, den Anfang von Demokratie und Integration, zurecht mit der Europäischen Union. Diese Dinge finden gleichzeitig statt. Die Europäische Union ist das Werk gescheiterter oder im Scheitern begriffener europäischer Imperien. Nach 1989, nach dem Ende des äußeren sowjetischen Imperiums, nach dem Ende der Sowjetunion, dehnt sich die EU immer noch aus. Sie erstreckt sich jetzt auf Länder, die Teil jenes Imperiums gewesen sind. Und sie tut bemerkenswerterweise etwas noch viel Fundamentaleres. Wenn wir nämlich über die Länder nachdenken, die der EU in den 1990er und in den 2000er Jahren beigetreten sind – dieses Land Österreich, die Tschechoslowakei, Polen und die baltischen Staaten, dann waren dies allesamt Länder, die 1918 nach dem Ersten Weltkrieg entstanden sind. Sie alle haben damals aufgehört zu existieren. Die Geschichte der Nationalstaaten in Europa ist tendenziell scheußlich, tierisch und kurz.

Als sich die Europäische Union während der 1990er und 2000er Jahre vergrößert, gibt sie den nach dem Ersten Weltkrieg gegründeten Staaten eine Heimat. Die Europäische Union ist ein Verbund von zwei Arten von Staaten: solchen, die im Zentrum von Imperien standen, und solchen, die sich an der Peripherie von Imperien befanden. Das alles hat aber mit Imperien zu tun. Es ist ungewöhnlich, am Europatag Algerien zu erwähnen, oder Angola oder den Kongo, oder Indien, Indochina, Indonesien, Malaysia, Marokko oder Mosambik. Es ist ungewöhnlich, aber man muss es tun, denn dort war in diesen letzten 70 Jahren Europa. Im Verlauf ihres Rückzugs von diesen Orten haben die Europäer jenes Europa geschaffen, das wir kennen.

Dies ist wichtig, weil euer Mythos von Europa, eure Vorstellung, dass „ihr als Nationalstaaten euch zur Schaffung Europas zusammengetan habt“, statt der Idee, dass „ihr euch als scheiternde Imperien zur Schaffung Europas zusammengetan habt“, eure Aufmerksamkeit ablenkt, und zwar nicht nur von der Verantwortung für Imperien, sondern auch vom Ausmaß eurer eigenen Errungenschaften.

Die europäische Erzählung ist hübsch. Sie ist eine hübsche Story darüber, dass da einmal nette, unschuldige, kleine europäische Nationalstaaten waren, die es auf ihre nette Art und Weise hinbekommen haben, dass ihre wirtschaftlichen Interessen sie geeint haben. Das ist eine hübsche kleine Erzählung, aber nicht Geschichte. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts ist die von europäischen Mächten, die in den vergangenen 500 Jahren die Welt beherrscht haben, sich selbst dazu gezwungen sahen, sich nach Europa zurückzuziehen, und dort etwas Neues geschaffen haben. Schuman verlas seine Erklärung im Jahr 1950, und in ihren Elementen und Ursprüngen totaler Herrschaft von 1951 sprach Hannah Arendt davon, dass das Wesen der menschlichen Freiheit in der Erschaffung neuer Dinge bestehe. Und die Europäische Union ist so ein neues Ding.

Was ich über das Gedächtnis in Mythos und Geschichte gesagt habe, gilt nun umso mehr für die Geschichte des Holocausts, wie wir uns seiner erinnern – oder uns seiner nicht zu erinnern entschließen. Wir stehen vor einem Mahnmal für den Holocaust, genauer einem Mahnmal für die 65.000 Bürger Österreichs, die als Juden ermordet wurden – Kinder, Frauen und Männer –, nachdem Österreich 1938 zerstört worden war. In gewissem Sinne ist dieses Mahnmal vertraut. Wir sind hier in Wien, und wir können uns andere vorstellen, die in Wien gelebt haben. Wir sind hier in Österreich und glauben, wir könnten uns wahrscheinlich ausmalen, wie eine deutsche Übernahme des Landes ausgesehen haben muss. Doch wenn wir uns das Mahnmal genauer anschauen, wenn wir es nach diesem Vortrag einmal umrunden und uns die Namen ansehen, die an seinem Sockel angebracht sind, die Namen der Orte, an denen die Juden Österreichs tatsächlich ermordet worden sind, dann sind die Dinge plötzlich weniger vertraut. Die meisten dieser Städte, die meisten dieser Orte sind den meisten Österreichern nicht bekannt, und zwar aus dem sehr guten Grund, dass die österreichischen Juden nicht in Österreich, sondern sehr weit weg umgebracht worden sind. Direkt hinter mir, am anderen Ende des Mahnmals, steht der Name Maly Trostinec, was in Weißrussland liegt. An diesem belorussischen Ort wurden mehr österreichische Juden, mehr Juden aus dieser Stadt ermordet als irgendwo sonst. Warum war das so? Warum wurden die österreichischen Juden so weit entfernt von ihrer Heimat umgebracht? Sie wurden so weit weg ermordet, wegen des letzten europäischen Versuchs, ein Imperium zu schaffen. Darin bestand der Zweite Weltkrieg in Europa.

Wenn wir uns heute erinnern, des Holocausts, des Zweiten Weltkriegs und des Versuchs des Wiederaufbaus, dann müssen wir uns des Holocausts und des Krieges auch so erinnern, wie sie wirklich waren. Wir dürfen uns zudem nicht erlauben, des Holocausts so zu gedenken, wie er bruchstückhaft Einzug in unser jeweiliges nationales Gedächtnis gefunden hat. Das nationale Gedächtnis ist nicht gut genug. Der Holocaust war ein Ereignis von einer Dimension, die sich dem nationalen Gedächtnis widersetzt, ein Ereignis in der Geschichte, und es hatte drei grundlegende Ursachen, die sowohl für die Geschichte, aber auch für die künftige Möglichkeit der Europäischen Union wesentlich sind. Eine davon ist ökologische Panik. Ökologische Panik. Hitlers Begründung dafür, warum Deutschland ein Imperium werden sollte, lautet, dass die Zeit ablief, das Land knapp war und die Deutschen sich dessen bemächtigen sollten, was sie brauchten, bevor es andere tun würden. Hitler hat explizit gesagt, dass Wissenschaft und Technik uns nicht retten werden; wir müssen von anderen nehmen. Ökologische Panik. Die zweite grundlegende Quelle oder Ursache des Holocausts ist Entmenschlichung. Die Vorstellung, dass, da wir von anderen nehmen müssen, die anderen nur insoweit von Wert sind, wie sie uns dienlich sein können. Die Vorstellung, dass Menschen buchstäblich quantifiziert werden können. Die nach den Juden größte Opfergruppe unter den Nichtkombattanten im Zweiten Weltkrieg war die der sowjetischen Kriegsgefangenen. Drei Millionen von ihnen wurden tatsächlich deshalb umgebracht, weil man glaubte, die Kosten für ihre Ernährung würden den Wert ihrer Arbeitsleistung übersteigen.

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Eine Rede an Europe 2019 | Timothy Snyder: Judenplatz 1010. Foto: © ERSTE Stiftung / APA-Fotoservice / Richard Tanzer

Die dritte fundamentale Ursache dieses sehr speziellen, grausamen Imperiums, des deutschen Imperiums, des Imperiums von Deutschland und seinen Verbündeten, Österreich und anderer, ist die Staatszerstörung. Durch die Zerstörung Österreichs, durch die Zerstörung der Tschechoslowakei, durch die Zerstörung Polens und der baltischen Staaten, durch die versuchte Zerstörung der Sowjetunion schufen die Deutschen und ihre Verbündeten in Europa ein Gebiet, auf dem es keine Staaten gab und keine Gesetze und wo Dinge möglich waren, die unter anderen Umständen nicht möglich gewesen wären. Das ist es, was Imperien tun. Sie erkennen andere nicht als Staatsbürger an, sie erkennen andere Staaten nicht an, sie schaffen Zonen, in denen das Grauen möglich ist.

Die Juden stehen nun bei all dem im Mittelpunkt. Den Juden wurde von Hitler vorgeworfen, sie würden glauben, dass die Wissenschaft uns alle mit Antworten auf die ökologische Krise versorgen könne. Den Juden wurde von Hitler vorgehalten, sie würden behaupten, dass Menschen andere Menschen auf Grundlage eines Prinzips der Solidarität anerkennen sollten. Christliche Nächstenliebe, Sozialismus, Rechtsstaatlichkeit, das war für Hitler alles das Gleiche. Die Juden waren schuld, wenn Menschen andere Menschen als Menschen statt als Angehörige einer Rasse anerkannten. Und natürlich waren es in diesem Land wie auch anderswo die Juden, die am meisten gelitten haben, und die Juden, die als Erste gelitten haben, nachdem der Staat zerstört war.

Wenn ich sage, dass ihr mehr seid als euer Mythos, dann meine ich, ihr seid schlimmer als euer Mythos. Dann meine ich, dass ihr mächtiger seid als euer Mythos. Ich meine, dass der Mythos, den ihr habt, euch nicht nur davon ablenkt, das Ausmaß der europäischen Verantwortung für die Vergangenheit zu erkennen, sondern euch auch vom Ausmaß der europäischen Verantwortung für die Zukunft ablenkt. Es ist sehr leicht, wenn auch sehr wichtig, zu sagen, dass die Europäer das Ausmaß des Holocausts und mit ihm zusammenhängender Verbrechen nicht in Gänze erkannt haben. Es ist sehr leicht zu sagen, und andere vor mir haben es auch schon gesagt, so etwa Frantz Fanon, Aimé Césaire oder Hannah Arendt, dass nämlich der Holocaust Teil einer größeren Geschichte von europäischen Imperien ist. Es ist wichtig, das zu sagen.

Schwieriger einzusehen ist, dass es hier nicht nur um Ethik geht, sondern auch um Macht. Die Europäer haben sich selbst entmächtigt, ihr habt euch selbst entmächtigt, indem ihr eure Vergangenheit falsch verstanden habt. Wenn ihr wissen wollt, wie so etwas anderenorts aussieht, dann schaut auf die Vereinigten Staaten von Amerika. Die gegenwärtige missliche Lage der USA ist ein unmittelbares Ergebnis unseres eigenen Missverständnisses unserer imperialen Vergangenheit. Ihr seid nicht weit weg von uns, aber ihr habt immer noch die Chance dazu, es besser zu machen. Der Grund dafür, warum es darauf ankommt, die Vergangenheit richtig zu verstehen, ist nicht bloß ein ethischer, sondern auch eine Machtfrage. Eure kleinen unplausiblen nationalen Mythen lassen euch nicht erkennen, dass ihr einmal die Welt beherrscht habt. Und eure kleinen unplausiblen nationalen Mythen erlauben euch nicht die Einsicht, dass die Europäische Union die eine erfolgreiche Antwort auf die allerwichtigste Frage in der Geschichte der modernen Welt ist, ja auf die eine zentrale Frage, die da lautet: Was ist nach Imperien zu tun? Wie umgehen mit Imperien? Darauf gibt es zwei schlechte oder begrenzte Antworten: Nationalstaaten schaffen oder noch mehr Imperium. Die Europäische Union ist die einzige neue fruchtbare und produktive Antwort auf diese Frage. Und deshalb lautet meine Botschaft an euch, dass ihr mehr seid als eure Mythen, dass ihr für uns, die wir Außenstehende sind, auch ein Quell der Hoffnung seid. Denn wenn man Außenstehender ist, und ich spreche hier natürlich vom relativ privilegierten Standpunkt eines Amerikaners aus, wenn man draußen ist, dann ist einem eine Sache ganz klar, die hier im Inneren nicht so klar ist, und das ist der Umstand, dass diese Welt immer noch eine imperiale Welt ist.

Ihr habt eine riesige Sonderzone in einem sehr positiven Sinne geschaffen. Ihr habt die größte Volkswirtschaft der Weltgeschichte aufgebaut, ihr habt jene Reihe durchgängig funktionierender Wohlfahrtsstaaten und Demokratien geschaffen. Nirgends auf der Welt gibt es etwas Vergleichbares. Außerhalb von hier gibt es immer noch Imperium. Und außerhalb von hier sind die von mir genannten drei Motive, die fundamentalen Motive von Imperium und des besonders grausamen Imperiums, das der Holocaust war, immer noch da.

Bitte seht sie euch gemeinsam mit mir an: ökologische Panik, Entmenschlichung und Staatszerstörung. Ökologische Panik herrscht überall. Wir stehen vor einer sehr realen und sehr dringlichen ökologischen Notlage, die sich am deutlichsten an der globalen Erwärmung zeigt. Und wir stehen politischen Parteien und Anführern gegenüber, die uns erzählen, dass die dahinterstehende Wissenschaft unrecht hätte oder zweifelhaft sei oder dass wir abwarten sollten. Und es ist doch sehr, sehr auffällig, dass die Leute, die uns erzählen, die globale Erwärmung sei kein Problem oder dass wir noch warten könnten oder die wissenschaftlichen Ergebnisse falsch sind, exakt dieselben sind, die uns sagen, dass Flüchtlinge unsere Feinde seien und Zuwanderer unsere Feinde seien und einige Rassen anders seien als andere.

Ich würde nicht im Traum daran denken, euch als Europäern zu sagen, wem ihr bei den anstehenden Europawahlen eure Stimme geben solltet. Als Amerikaner sage ich aber dies: Wählt nicht die Partei, die die globale Erwärmung leugnet, denn die Partei, die die globale Erwärmung leugnet, verrät euch damit drei Dinge über sich selbst. Sie verrät euch, dass sie über alles lügen wird, sie verrät euch, dass sie sich für das Schicksal eurer Kinder und Kindeskinder nicht interessiert, und sie verrät euch, dass sie das Werk von Kohlenwasserstoff-Oligarchen ist. Und wenn ihr in Europa seid, sind es nicht einmal eure eigenen Kohlenwasserstoff-Oligarchen. Die tiefere Ironie liegt natürlich darin, dass dieselben Parteien, die euch Europäern erzählen, dass die globale Erwärmung kein Problem ist, auch jene sind, die euch erzählen, dass Migranten ein Problem sind. Wenn ihr nichts gegen die globale Erwärmung tut, dann wird es zu unkontrollierter Einwanderung kommen, weil die Klimaerwärmung den globalen Süden viel härter trifft als den globalen Norden. Das ist ökologische Panik. Und die Europäische Union ist eine der wenigen Stellen auf der Welt, die etwas dagegen tut.

Staatszerstörung heute. Manche der zerfallenen Staaten sind aufgrund ökologischer Probleme zerfallen, zumindest teilweise. Was von Europa aus wie ein unkontrollierter Flüchtlings- oder Migrantenstrom wirkt, hat mit der Schwäche des Staates an Orten wie Ruanda, dem Sudan oder in letzter Zeit auch Syrien zu tun. Staaten werden zudem zerstört, weil Großmächte, ob gedankenlos oder sonstwie, entscheiden, sie zu zerstören – so war es mit dem amerikanischen Einmarsch in den Irak und mit der russischen Invasion der Ukraine. Was innerhalb der Europäischen Union nicht sichtbar ist, doch von draußen betrachtet so klar vor Augen liegt, ist, dass die Europäische Union den europäischen Staat stärkt. Diese ganze Diskussion, die ihr innerhalb der EU über Souveränität führt, ergibt keinen Sinn. Noch nie hat es so viele nebeneinander bestehende europäische Staaten gegeben, niemals. Dass sie innen- und außenpolitisch so stark sind, liegt an der Europäischen Union. Die EU macht die Staaten im Inneren stärker, indem sie den Wohlfahrtsstaat hier leichter macht als anderswo. Und erneut würde ich etwas als Amerikaner zu Protokoll geben wollen: dass man nämlich den Unterschied spürt. Die Europäische Union schützt den Staat zudem nach außen hin, weil sie der mächtigste Prellbock für die Kräfte der Globalisierung ist, den es auf der Welt gibt. Wenn ihr den Unterschied erleben wollt, dann verlasst die EU. Das ist eine rhetorische Aussage. Verlasst die Europäische Union nicht!

Schließen möchte ich mit dem dritten Motiv. Ökologischer Zusammenbruch, Staatszerstörung, und das dritte Motiv ist Entmenschlichung. Und an dieser Stelle müsst ihr ein wenig mit mir zusammen denken. Wir haben diesen Vortrag, wir haben diese Veranstaltung aus einem bestimmten Grund Judenplatz 1010 genannt. Aus drei Gründen. Wir wollen, dass ihr mit diesen Zahlen, 1010, über den Holocaust selbst nachdenkt. Links von mir steht der Name Treblinka. Juden wurden aus dem Warschauer Ghetto nach Treblinka geschickt, weil sie als weniger produktive Arbeitskräfte eingestuft worden waren. Man befand, dass die von ihnen konsumierten Kalorien mehr wert waren als die von ihnen geleistete Arbeit. Dies ist ein Artefakt der industriellen Welt, uns einfach nur als Arbeitskräfte zu beurteilen, als Objekte, die physische Arbeit verrichten. Die Menschenrechtstradition hat hierauf eine Antwort. Sie sagt: In Treblinka wurden 780.863 Menschen, einzelne menschliche Wesen, ermordet. Und dass wir uns an jedes einzelne davon nicht als eine Quantität, sondern als eine Qualität erinnern müssen. Dass wir vom Ende anfangen können, mit jenen drei Leuten am Ende, einer dreiköpfigen Familie vielleicht oder drei Freunden. Stellt euch die Opfer nicht als Teil einer großen Gruppe, einer gesichtslosen Gruppe, sondern als einzelne menschliche Wesen vor. Stellt euch vor, dass der Unterschied zwischen eins und null keine Quantität ist, sondern der Unterschied zwischen eins und null ist ein Unterschied in der Qualität. Dass jedes Opfer, wie auch jeder von uns, ein irreduzibel anderes menschliches Wesen ist.

© ERSTE Stiftung / APA-Fotoservice / Richard Tanzer

Eine Rede an Europe 2019 | Timothy Snyder: Judenplatz 1010. Foto: © ERSTE Stiftung / APA-Fotoservice / Richard Tanzer

Doch heute befinden wir uns in einer anderen Lage, wo die Menschenrechte auf andere Weise bedroht sind. Wir befinden uns in einem Zustand von schwer wahrzunehmendem, aber dennoch sehr realem digitalen Imperium, wo Mächte herrschen, die wir nicht sehen, und dabei Techniken gebrauchen, die wir nicht verstehen, und Gesetzen folgen, die keine Gesetze des Menschen sind, Gesetze, die nicht von Staaten gemacht werden. Wir können dies undeutlich an den Beispielen erkennen, an der Art und Weise, auf die China seine Bürger nach einem Punktesystem bewertet, an der Art und Weise, auf die das Silicon Valley Menschen überall auf der Welt Zugang zu Manipulationswerkzeugen verschafft, und an der Art und Weise, auf die die Russische Föderation Wahlen beeinflusst. Ihr in Europa habt die Werkzeuge, die geistigen Werkzeuge, um damit umgehen zu können. Frantz Fanon formulierte in seiner Kritik des Imperialismus in Algerien das Argument, dass es bei uns nicht ums Wie, sondern ums Warum geht. Damit macht er auch einen Punkt für uns im 21. Jahrhundert. Die digitale Welt nämlich reduziert uns auf unsere vorhersehbarsten und einfachsten Reaktionen, macht uns zu Karikaturen unserer selbst, zu Werkzeugen weit entfernter privatwirtschaftlicher und politischer Instanzen, die wir nicht einmal sehen können. Sie macht uns zu Wie– statt zu Warum-Wesen. Oder denken wir an den polnischen Philosophen Leszek Kołakowski, der gesagt hat: Denkt daran, das Menschsein ist selbst eine menschliche Kategorie. Wenn die Entscheidungen nicht von Menschen getroffen werden, dann können wir auch nicht erwarten, dass die Kategorie des Menschseins noch für uns da ist. Oder nehmen wir den russischen Philosophen Michail Bachtin, der gesagt hat, dass, wenn man eine Lüge glaubt, man zu einem Objekt wird. Was aber, wenn die Lüge, die man glaubt, einem von einem Objekt erzählt wird? Können wir verlangen, dass sich das Objekt für moralisch verantwortlich hält? Ihr habt die Werkzeuge, ihr braucht die Zeit. Simone Weil hat gesagt: „Wir brauchen warme Stille und bekommen eisigen Aufruhr“. Ihr könnt die warme Stille haben, wenn ihr es wollt; die Europäische Union hat, anders als irgendeine andere Instanz auf der Welt, positive Fortschritte in Sachen digitaler Menschenrechte gemacht. Ich würde gerne betonen, dass die Europäische Union es schaffen kann, und zwar aus folgendem Grund: Wenn man in einem Land lebt, auch in einem großen und wichtigen Land wie den Vereinigten Staaten, in dem eine wichtige Entscheidung wie etwa ein Referendum oder eine Präsidentschaftswahl von einer digitalen Kampagne entschieden oder sichtlich beeinflusst wird, dann werden die Sieger dieser Entscheidung dem niemals nachgehen. In einer solchen Welt leben wir bereits, wo politische Systeme, die man kennt und respektiert, etwa das britische oder amerikanische, sich nicht mehr selbst überprüfen können, weil es ihnen schon passiert ist. Nur die Europäische Union kann es tun, weil sie kein nationales politisches System ist. Was kann sie tun? Vier Dinge. Es gibt mindestens vier Möglichkeiten für die Europäische Union, um die – wie ich es nennen will – Menschlichkeit zu bewahren. Denn in Wirklichkeit gibt es nur ein „wir und sie“: Die Menschlichkeit ist das „Wir“. Die erste Möglichkeit ist Antimonopolismus. Die amerikanischen Konzerne sind zu groß und der amerikanische Staat war nicht in der Lage, sie in den Griff zu bekommen. Der zweite Weg ist Bildung. Die deutsche Philosophin Edith Stein – die, solange noch in Deutschland Philosophie gelehrt hat, bis es ihr nicht mehr möglich war –, die deutsche Philosophin Edith Stein, die in Auschwitz ermordet wurde, was hier zu meiner Rechten steht, hat gesagt, dass es eine objektive Verbindung zwischen Bildung und Menschlichkeit gibt. Sollten wir wirklich, in Deutschland, Österreich oder Polen oder anderswo, wo über diese Frage nachgedacht wird, sollten wir also wirklich die Bildung unserer Kinder in die Hände von Dingen legen, die nicht menschlich sind? Soll das geschehen? Vielleicht sollten wir in Europa warten. Vielleicht sollten wir nicht genau das tun, was die Amerikaner machen, vielleicht sollten wir die Tablets einfach nicht in die Klassenzimmer einführen, überhaupt nicht, niemals.

Drittens: Faktentreue. Die digitale Welt funktioniert so, dass sie immer weniger Fakten immer weiter ausdünnt und zu immer umfassenderen Fantasien verdreht. Die beste Reaktion darauf ist die Erzeugung von mehr Fakten. Fakten kommen nicht von irgendwoher, sondern werden von Journalisten geschaffen, die die Helden unserer Zeit sind. Eine Europäische Union, der an der Zukunft gelegen ist, wird eine sein, die es einfacher macht, Journalist zu werden.

Die vierte Möglichkeit ist Souveränität. Die große Frage lautet immer: Woher kommen die Populisten? Es ist leichter, sie zu beantworten, wenn man sich klarmacht, dass Populisten in Wirklichkeit die Digitalisten sind. Der Populismus nimmt an, dass da irgendwo Menschen dahinterstecken. Aber ist es nicht seltsam oder interessant, dass diese ganzen populistischen Parteien genau diejenigen sind, die sich auf so effiziente Weise der digitalen Technologien bedient haben? Und ist es nicht interessant, dass sie genau die Parteien sind, die die Europäische Union mithilfe dieser Technologien angreifen? Und ist es nicht interessant, dass es stets eine Überlappung gibt zwischen diesen Populisten und der Leugnung der globalen Erwärmung und einigen fragwürdigen Einstellungen gegenüber dem Staat? Ist es nicht interessant, wie all das zusammenhängt?

Ist es nicht interessant, dass ihr Feinde habt? Und ist es nicht interessant, dass eure Feinde immer die Verteidiger eines völlig untragbaren Status quo sind? Ist es nicht interessant, dass eure Feinde die Imperialisten einer schon jetzt erschöpften Erde sind? Ist es nicht interessant, dass ihr Feinde habt? Warum habt ihr Feinde? Ihr habt Feinde, weil ihr eine Zukunft habt. Und habt ihr bemerkt, dass euch eure Feinde eure Zukunft wegnehmen? Habt ihr bemerkt, wie die Zukunft fast verschwunden ist aus dem Horizont der Politik? Das ist kein unglücklicher Zufall. Und habt ihr bemerkt, dass eure Feinde – sie alle, die russischen, die amerikanischen, die chinesischen, die, deren Auftraggeber wir noch nicht kennen –, habt ihr also bemerkt, dass sie euch immer an eurem schwächsten Punkt angreifen, nämlich an eurem Mythos? Sie greifen euch immer an eurem schwächsten Punkt an, nämlich an eurer Vorstellung, dass ihr Nationalstaaten habt und zu diesen zurückkehren könnt. Darauf zielen sie immer ab. Sie erkennen eure Schwäche, auch wenn ihr sie selbst nicht seht. Dorthin zielen sie jedes Mal. Und damit möchte ich nun schließen. Ihr seid verantwortlich, ihr Europäer, dafür, worauf euer Gedächtnis sich richtet. Das Gedächtnis kann sich beruhigenden Mythen zuwenden, in denen ihr klein seid und unschuldig und nur sehr wenig Verantwortung tragt für die Vergangenheit oder für die Zukunft. Oder das Gedächtnis kann sich in die Geschichte begeben, in der ihr ein halbes Jahrtausend lang die Welt beherrscht habt, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etwas Neues erschaffen habt und jetzt eine besondere politische Verantwortung dafür habt, wie sich die Dinge im 21. Jahrhundert entwickeln werden. Mit Blick auf die drei entscheidenden Fragen, die der ökologischen Panik, der Staatszerstörung und der Humanisierung, verfügt die Europäische Union über mehr Macht als jede andere Instanz zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Ihr könnt also dem Mythos nachhängen, wenn ihr möchtet, oder ihr könnt der Geschichte folgen, die in eine Zukunft führt, die zwar nicht gewiss, aber wenigstens real ist. Der Mythos wird euch Bequemlichkeit verschaffen, und Zersplitterung und Erniedrigung. Die Geschichte wird Schmerzen bringen, aber auch Macht.

Wir stehen an einem Ort, der heute „Judenplatz“ heißt. Vor Hunderten von Jahren nannten die Juden selbst ihn „Schulhof“. Und tatsächlich ist hier eine Schule, genau zu meiner Rechten und zu eurer Linken. In dieser Schule gibt es Kinder, die verwandt sind mit den Menschen, die an den auf diesem Mahnmal genannten Orten ermordet worden sind. Und in dieser Schule gibt es Kinder, die aus den Orten kommen, die auf diesem Mahnmal genannt werden. Schuman sprach von einem lebendigen Europa: „Une Europe organisée et vivante.“ Er sprach von einem lebendigen Europa. Er sprach von einem Europa, das schaffen sollte, „une Europe créateur“. Was ich hoffe und erbitte, ist, dass, wenn wir an diese letzten 70 Jahre denken, wir sie uns nur so vorstellen, dass sie in die nächsten 70 Jahre hinüberfließen. Dass, wenn wir uns dessen erinnern, wir dies auf eine Weise tun müssen, die genau dazu führt, auf eine Weise, die zu Schulen führt und zu Kindern und zu kommenden Generationen. Schuman sprach von einem Europa, das Frieden nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Rest der Welt schafft. Und einem Nichteuropäer, der gebeten wird, zu Europäern zu sprechen, erscheint dies als besonders bedeutsam. Ihr seid mehr als eure Mythen. Für uns Außenstehende seid ihr auch ein Quell der Hoffnung für die Zukunft.

Vielen Dank, dass Sie gemeinsam mit mir am Judenplatz 1010 waren.

(Applaus)
(Snyder weiter:)

Ich kann nur reden. Sie müssen es schaffen.

Dies ist die Niederschrift der Rede von Timothy Snyder, die er anlässlich des Europatags und als Teil des offiziellen Programms der Wiener Festwochen am 9. Mai 2019 in Wien hielt. Diese Veranstaltung war die zweite von insgesamt vier Tipping Point Talks 2019 der ERSTE Stiftung zum Jubiläum 200 Jahre Sparkassenidee in Österreich.
Aus dem Englischen von Frank Lachmann.


Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt: © Timothy Snyder / Frank Lachmann. Bei Interesse an Wiederveröffentlichung bitten wir um Kontaktaufnahme mit der Redaktion.
Urheberrechtliche Angaben zu Bildern, Grafiken und Videos sind direkt bei den Abbildungen vermerkt. Titelbild: Eine Rede an Europe 2019 | Timothy Snyder: Judenplatz 1010. Foto: © ERSTE Stiftung / APA-Fotoservice / Richard Tanzer

Der Weg in die Unfreiheit

“Demokratie ist harte Arbeit.”

“Lobbying kann ein mächtiges Instrument für den sozialen Wandel sein.”

“Vom Leben im Krieg für den Frieden lernen.”

“Proletarier aller Länder, wer wäscht eure Socken?”

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