{"id":9268,"date":"2023-06-14T14:27:19","date_gmt":"2023-06-14T14:27:19","guid":{"rendered":"https:\/\/tippingpoint.net\/?p=9268"},"modified":"2023-06-14T14:27:21","modified_gmt":"2023-06-14T14:27:21","slug":"kulturelle-gegenoffensive-wie-kunst-den-eindruck-ueber-die-ukraine-bildete","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/kulturelle-gegenoffensive-wie-kunst-den-eindruck-ueber-die-ukraine-bildete\/","title":{"rendered":"Kulturelle Gegenoffensive: Wie Kunst den Eindruck \u00fcber die Ukraine bildet(e)."},"content":{"rendered":"\n\n\t\n\t\t\t
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\n\tDie Kulturdiplomatie der Ukraine ist aktiv daran beteiligt, ein besseres Verst\u00e4ndnis des Landes zu vermitteln. Man m\u00f6chte meinen, dass Kunst apolitisch sei. Das ist aber unm\u00f6glich, weil Kunst nicht isoliert in einem Vakuum existiert, sondern Bestandteil des Lebens ist, in dem Politik eine wesentliche Rolle spielt. Kunst ist sozial, sie ist eine Ausdrucksform, eine Reaktion auf die Au\u00dfenwelt. Kunst wird oft auch f\u00fcr politische, besonders f\u00fcr au\u00dfenpolitische Ziele benutzt. Diese Art der politischen Instrumentalisierung nennt man kulturelle Diplomatie.\u00a0<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tKulturelle Diplomatie<\/strong> <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tProf. David Clarke bestimmte kulturelle Diplomatie<\/a> als “Bereich der Politik, in welchem Staaten versuchen, eigene kulturelle Ressourcen zu mobilisieren, um au\u00dfenpolitische Ziele zu erreichen”. Dieser Begriff ist eng mit “Soft Power” verbunden. Soft Power ist eine Form von Machtaus\u00fcbung, bei der politische Ziele mithilfe von kulturellem und ideologischem Einfluss erreicht werden. Im Gegensatz zur Hard Power werden keine \u00f6konomischen und milit\u00e4rischen Ressourcen eingesetzt. Heutzutage behandeln viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Begriff Soft Power aus der Perspektive “das kulturelle Potenzial in Bezug auf internationale Politik zu konzeptualisieren<\/a>“.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tKulturelle Diplomatie bedeutet nicht unbedingt etwas Negatives, da verschiedene kulturelle Projekte dazu dienen k\u00f6nnen, etwas Neues zu lernen oder das Weltbild zu erweitern. Beispiele daf\u00fcr sind der j\u00e4hrliche Ukrainische Ball in Wien und die \u00f6sterreichischen Filmwochen<\/a> in Kyjiw, oder auch das “Moskau-Dorf” am Weihnachtsmarkt am Campus der Universit\u00e4t Wien 2021. Dort konnte man beispielsweise Borschtsch bestellen und konsumieren. Diese traditionelle Rote-R\u00fcben-Suppe, deren ukrainische Zubereitung nach einem Konflikt zwischen Russland und der Ukraine zum Unesco-Kulturerbe<\/a> erkl\u00e4rt wurde, erhielt auf diesem Markt jedoch keinen Verweis auf deren ukrainischen Ursprung.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tHier beginnt die Problematik der kulturellen Diplomatie Russlands, welche sich gerne dieser Soft Power bedient und diese Macht oft missbraucht. Das Problem liegt darin, dass viele kulturelle G\u00fcter \u2013 sei es traditionelles Essen, Literatur, Kunst \u2013 seitens Russland nicht als authentisch ukrainisch, belarussisch, georgisch, usw. pr\u00e4sentiert, sondern als gemeinsames Kulturerbe des gro\u00dfen russischsprachigen Raums dargestellt werden. So wird die ukrainische Kultur ausschlie\u00dflich durch eine russische Perspektive dargestellt.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tIst russische Avantgarde russisch?<\/strong> <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tSo skurril es klingen mag, das Schicksal des ukrainischen Malers Kasymyr Malewytsch war in diesem Sinne dem des Borschtschs \u00e4hnlich. Malewytsch war ein Maler, Vertreter der Avantgarde und Erfinder vom Suprematismus. Er ist auch der Autor des ber\u00fchmten Bildes “Das Schwarze Quadrat auf wei\u00dfem Grund”, das zu einem Meilenstein der Moderne geworden ist. Kasymyr Malewytsch, in Kyjiw geboren, hat sich auf offiziellen Dokumenten als Ukrainer bezeichnet<\/a>. Er wird aber trotzdem immer noch als russischer Maler und Hauptvertreter der russischen Avantgarde wahrgenommen.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDie suprematistische Werke von Kasymyr Malewytsch. Foto: Gemeinfrei \/ Wikimedia Commons<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tZurzeit gibt es der Wiener Albertina im Rahmen der Ausstellung “Monet bis Picasso” einen Abschnitt, welcher “Avantgarde in Russland” betitelt wird. In diesem Ausstellungsraum sind unter anderem Kunstwerke des Ukrainers Malewytsch und des in Belarus geborenen K\u00fcnstlers Chagall<\/a> zu sehen. Wenn man die Bildbeschreibung liest, bekommt man keine Information zu der nationalen Identit\u00e4t dieser K\u00fcnstler, au\u00dfer dass der eine in Kyjiw und der andere bei Witebsk geboren wurde. Sogar der Name von Malewytsch ist im Museum als “Kasimir Malewitsch” geschrieben, was die russische \u00dcbersetzung des ukrainischen Namens des K\u00fcnstlers ist.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDer Kunsthistoriker Jean Claude Marcad\u00e9 sagte in einem Interview<\/a> 2018 diesbez\u00fcglich: “Seit mehreren Jahrzehnten k\u00e4mpfe ich gegen die russische Kulturaggression, die sich derzeit aufgrund der politischen Situation versch\u00e4rft. Die aktive Russifizierung geht weiter. In allen meinen B\u00fcchern und Artikeln verwende ich den Begriff “ukrainisch”. Russen verwenden es nicht und sagen zum Beispiel “in Kyjiw geboren” oder verweisen darauf, dass Malewytsch Pole gewesen sei.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tMalewytsch wird als russischer K\u00fcnstler (oder als in Kyjiw geborener russischer K\u00fcnstler) bezeichnet, obwohl er Ukrainisch gesprochen hat, von den ukrainischen Motiven beeinflusst wurde und sogar Bilder zum Thema Holodomor (menschengemachte Hungersnot in der Sowjetukraine) gemacht hat. Diese Arbeit tr\u00e4gt den Titel “Wo eine Sichel und ein Hammer sind, gibt es Tod und Hunger<\/a>“. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDas Werk von Kasymyr Malewytsch “Wo eine Sichel und ein Hammer sind, gibt es Tod und Hunger” zeigt frei Figuren, deren Gesichter mit einem Hammer und Sichel, einem Kreuz und einem Sarg ersetzt sind. Foto: Gemeinfrei \/Ukrainan Art Library<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\t\u00dcber seine Heimatstadt Kyjiw schrieb<\/a> Malewytsch: “Ich habe immer mehr Lust, nach Kyjiw zur\u00fcckzukehren. Das urspr\u00fcngliche und einzigartige Kyjiw ist in meinen Erinnerungen lebendig. Geb\u00e4ude aus farbigen Ziegeln, bergiges Gel\u00e4nde, der Fluss Dnipro, Schiffe (\u2026 ) Das Stadtleben hat mich beeinflusst.”\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDie Art und Weise der russischen Kulturdiplomatie hat dazu gef\u00fchrt, dass viele Kunstschaffende, die sich als Ukrainerinnen und Ukrainer identifiziert haben, als russisch konzipiert wurden. Neben Malewytsch gibt es noch weitere Beispiele, wie Dawyd Burljuk<\/a> oder Oleksandr Archypenko<\/a>. Daran erkennt man die Folge des Verschweigens des ukrainischen Kontextes in der Avantgarde.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDas hei\u00dft aber nicht, dass das \u0152uvre der ukrainischen Kunstschaffenden sich ausschlie\u00dflich im ukrainischen Kontext befindet. Dazu der ukrainische K\u00fcnstler Nikita Kadan<\/a>: “Eine Aneignung der Avantgarde aus nationalistischen Positionen auf der Ebene des praktischen Handelns scheint m\u00f6glich zu sein, es w\u00e4re aber dann keine Avantgarde mehr. Ihre universalistische Bedeutung, ihre Ausrichtung auf eine postnationale Welt \u2013 all das w\u00e4re unm\u00f6glich.” Das bedeutet aber auch, dass diese Kunstwerke nicht als russisch wahrgenommen werden sollten. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tKunst, die politische Unabh\u00e4ngigkeit legitimiert<\/strong> <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDie russische kulturelle Diplomatie hat, in Kombination mit Ausbleiben ukrainischer Kulturpolitik dazu gef\u00fchrt, dass das Bild eines Volkes mit gemeinsamer Kultur, Traditionen und Sprache jahrzehntelang gepr\u00e4gt wurde. Als eine der Folgen waren viele Menschen davon \u00fcberzeugt, dass die Ukraine, wenn nicht ein Teil von Russland, dann in jedem Fall Russland ganz \u00e4hnlich sein m\u00fcsste. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tArbeit von Nikita Kadan<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDie meisten kennen das ber\u00fchmte russische Bolschoi-Ballett oder die bekannte Literatur Russlands. Man kennt die Werke Dostojewskis, Tolstojs und Tschaikowskis. Zus\u00e4tzlich werden der Ukrainer Malewytsch oder der in Belarus geborene Chagall, beide bedeutsame K\u00fcnstler ihrer Zeit, als Russen im kollektiven Ged\u00e4chtnis verankert. Nicht zuletzt wird dieser Prozess auch von russischen Institutionen unterst\u00fctzt. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\t“Carol of the Bells” als ukrainischer Erfolg<\/strong> <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDie Aus\u00fcbung der russischen Soft Power dauert bereits Jahrhunderte an. Nichtsdestoweniger hat auch die ukrainische Kulturdiplomatie eigene Erfolge vorzuweisen. Das bedeutsamste Beispiel daf\u00fcr ist das Lied “Carol of the Bells”, welches urspr\u00fcnglich als ukrainisches Lied namens “Schtschedryk” bekannt war. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\t Die Musik f\u00fcr “Schtschedryk” stammt vom ukrainischen Komponisten Mykola Leontowytsch. Das Lied wurde in mehrere Sprachen \u00fcbersetzt. Im Jahr 1936, die Ukraine war bereits seit 14 Jahren Teil der Sowjetunion, ver\u00f6ffentlichte Peter J. Wilhousky, ein amerikanischer Komponist ukrainischer Abstammung, den englischen Text des Liedes und adaptierte es als Weihnachtslied, wodurch das ukrainische Volkslied “Schtschedryk” als “Carol of the Bells” weltweit bekannt wurde.  <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tIm Jahr 1919 erkl\u00e4rte die Ukraine ihre Unabh\u00e4ngigkeit Bereits im Jahr 1918 hat die Ukrainische Volksrepublik ihre Unabh\u00e4ngigkeit erkl\u00e4rt. Zu dieser Zeit umfasste das Territorium dieser Republik die Gebiete<\/a> der modernen Zentral- und Ostukraine. Der westliche Teil der modernen Ukraine wurde nach dem Zusammenbruch \u00d6sterreich-Ungarns in einen eigenen Staat unter dem Namen Westukrainische Volksrepublik zusammen gefasst, wessen Grenzen<\/a> um die Gebiete Ostgalizien, Nord-Bukowyna und Transkarpatien lagen. Ein Jahr sp\u00e4ter, am 22. Januar 1919, haben sich die beide Republiken unter dem Namen Ukrainische Volksrepublik vereint. Dadurch entstand die Ukraine mit den bekannten Grenzen<\/a> der Nachkriegsordnung. Die ukrainische Sowjetrepublik wurde zwar im selben Jahr ausgerufen, aber die Armee der Ukrainischen Volksrepublik k\u00e4mpfte bis zum Jahr 1920 um die Existenz des noch jungen Staates. Da die Vereinigung der beiden Republiken als Geburt der modernen Ukraine gelten kann, wurde in diesem Text das Jahr 1919 als Datum der ukrainischen Unabh\u00e4ngigkeitserkl\u00e4rung genannt.\u00a0<\/sup>. Bereits zuvor begann die russische Sowjetrepublik mit ihrer bolschewistischen Expansionspolitik. Diese Zeit ist auch als Roter Terror bekannt.\u00a0 Symon Petljura, eine der bedeutendsten Figuren der damaligen ukrainischen Politik, hat zur Zeit des Roten Terrors einen Chor auf weltweite Tournee geschickt. Er glaubte, dass diese Art der kulturellen Diplomatie der Welt zeigen k\u00f6nne, dass die Ukraine ein souver\u00e4ner Staat ist.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tIm Juli 1919 gab die Ukrainische Republikanische Kapelle ein Konzert in Wien<\/a>. Die Wienerische Monatsschrift Musica Divina schrieb<\/a>: “Die kulturelle Reife der Ukraine sollte ihre politische Unabh\u00e4ngigkeit legitimieren.” Die Kapelle besuchte zehn L\u00e4nder und gab mehr als 200 Konzerte. Viele Kunstschaffende, Politikerinnen und Politiker sowie Prominente schrieben der Kapelle, um sie zu unterst\u00fctzen.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tGegenoffensive der ukrainischen Kunstschaffenden<\/strong> <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tSo wie vor hundert Jahren k\u00e4mpfen heute ukrainische Kunstschaffende nicht nur an der Front, sondern auch auf dem Kulturgebiet. Im Jahr 2022 sieht die ukrainische Kulturdiplomatie allerdings anders aus als im Jahr 1919, da es mehr Beistand von au\u00dfen gibt. Weltbekannte Prominente kommen in die Ukraine, um ihre Unterst\u00fctzung zu zeigen, sie sammeln Spenden, starten Hilfsinitiativen und teilen Informationen \u00fcber das Land: <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDer renommierte Historiker Timothy Snyder hielt nicht nur seine Yale-Vorlesungen \u00fcber die Geschichte der Ukraine “The Making of Modern Ukraine<\/a>” frei zug\u00e4nglich f\u00fcr alle, sondern wurde auch gemeinsam mit dem Schauspieler Mark Hamill Botschafter der Initiative “United 24<\/a>“. United 24 ist eine Spendenprogramm des ukrainischen Pr\u00e4sidenten Wolodymyr Selenskyj, bei der man direkt auf die offiziellen Konten der ukrainischen Nationalbank spendet und es unmittelbar von den zust\u00e4ndigen Ministerien f\u00fcr die Deckung der wichtigsten Ausgaben verwendet wird. Sean Penn \u00fcbergab Pr\u00e4sident Selenskyj die an ihn verliehene Oscar<\/a>-Statue. David Letterman interviewte Selenskyj und teilte die Witze ukrainischer Stand-up-Comedians auf seinen Social-Media-Kan\u00e4len. Pink Floyd spielte ein Lied<\/a> mit dem ukrainischen S\u00e4nger Andrij Khlywniuk (Boombox) ein.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDiese Aktionen w\u00e4ren nicht nur damals, vor hundert Jahren, sondern auch vorletztes Jahr noch unvorstellbar gewesen. Ukrainische Kunstschaffende reisen nicht nur nach Europa, um Spenden zu sammeln, sondern auch, um \u00fcber die Lage in der Ukraine zu berichten und die ukrainische Kultur der Welt vorzustellen. Wie es zum Beispiel der diesj\u00e4hrige Gewinner des Friedenspreis des deutschen Buchhandels, Serhij Zhadan, auf seinen Konzerttourneen macht. Jeder seiner Auftritte ist f\u00fcr ihn eine Gelegenheit, \u00fcber die Ukraine, deren Sprache, Musik, Literatur, Menschen und nat\u00fcrlich \u00fcber den Krieg zu reden. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tGr\u00fcndung von Initiativen<\/strong> <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tKunstschaffende, wie der ukrainische Kurator Vasyl Cherepanyn, arbeiten an Initiativen, die den ukrainischen K\u00fcnstlerinnen und K\u00fcnstlern helfen sollen, Aufmerksamkeit f\u00fcr die Probleme in der Ukraine zu erzeugen. Der Organisator der Kyiv Biennial versucht Museumssammlungen und Kunstwerke aus den stark bombardierten Regionen zu evakuieren. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tCherepanyn sagt \u00fcber sich, dass er an der internationalen Kultur- und Informationsfront t\u00e4tig ist. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen im Visual Culture Research Center startete er die Emergency Support Initiative<\/a>, ein Unterst\u00fctzungsangebot f\u00fcr Kunstschaffenden, Kuratorinnen und Kuratoren sowie anderen momentan Bed\u00fcrftige. Eine \u00e4hnliche Initiative “Office Ukraine. Shelter for Ukrainian Artists<\/a>” ist auch in Wien, Graz und Innsbruck aktiv.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\t\u00dcber das Boykott Russlands und die Folgen f\u00fcr die russische Kultur, sagte Vasyl in einem Interview mit dem STANDARD<\/a>: “Dieser Angriffskrieg ist nicht von heute auf morgen passiert, dieser Prozess l\u00e4uft seit vielen Jahren. Wo waren die russischen Kulturinstitutionen in all dieser Zeit? Sie haben munter profitiert und alles akzeptiert, was bis dahin geschah: von der Einschr\u00e4nkung der Presse- und Demonstrationsfreiheit bis hin zur Ermordung Oppositioneller.”\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDialog durch die Kunst<\/strong> <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tKultur kann nur innerhalb einer Gesellschaft existieren, daher spiegelt sie deren Diskurse wider. Kulturdiplomatie kann, wie alles andere, f\u00fcr Propaganda instrumentalisiert und f\u00fcr die Verdrehung der Realit\u00e4t verwendet werden. Die vielen Jahrzehnte russischer “Soft Power” in Form von Kulturdiplomatie haben ihren Abdruck hinterlassen, der vermutlich nicht nach einem Jahr verschwinden wird. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tF\u00fcr die Zukunft ist es wichtig, dass die ukrainische Kultur repr\u00e4sentiert wird und deren Vertreterinnen und Vertreter weltweit geh\u00f6rt werden. Die Kulturdiplomatie der Ukraine spielt \u2013 mehr denn je \u2013 eine wichtige Rolle, ihr wird gro\u00dfe Bedeutung zugeschrieben, wenn es darum geht ein besseres Verst\u00e4ndnis f\u00fcr das Land und dem Kampf f\u00fcr die Unabh\u00e4ngigkeit zu schaffen. Die heutige ukrainische Kulturdiplomatie ist ein lebendiger Dialog der Ukraine mit der Welt durch die Kunst. Und dieser Dialog muss weitergef\u00fchrt werden.  <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tLiteratur<\/strong>\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tBiedarieva, Svitlana (2021). Contemporary Ukrainian and Baltic art: political and social perspectives<\/a>, 1991\u20132021. Ukrainian Voices, vol. 14. Stuttgart: ibidem.\u00a0<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tGerbish, Nadiyka \/ Hrytsak, Yaroslav (2022). A Ukrainian Christmas. London: Sphere<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tGruber, Klemens (2020). Die polyfrontale Avantgarde<\/a>: Medien und K\u00fcnste 1912\u20131936. Wien: Sonderzahl. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tMinakov, Mykhailo \/ Kasianov, Georgiy \/ Rojansky, Matthew (eds.) (2021). From “the Ukraine” to Ukraine: A Contemporary History<\/a>, 1991\u20132021. Stuttgart: ibidem. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tPlokhy, Serhii (2022). Die Frontlinie. Warum die Ukraine zum Schauplatz eines neuen Ost-West-Konflikts wurde<\/a>. Hamburg: Rowohlt. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tSnyder, Timothy (2018). The road to unfreedom: Russia, Europe, America<\/a>. New York: Tim Duggan Books. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tSusak, Vita (2010). Ukrainian artists in Paris<\/a>: 1900\u20131939. Kyiv: Rodovid Press. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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    \n\tErstmals publiziert am 13. Dezember 2022 auf derstandard.at<\/a>.<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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    \n\tDieser Text ist urheberrechtlich gesch\u00fctzt: \u00a9 Olena Levitina \/ Der Standard. Bei Interesse an Wiederver\u00f6ffentlichung bitten wir um Kontaktaufnahme mit der Redaktion<\/a>. Urheberrechtliche Angaben zu Bildern, Grafiken und Videos sind direkt bei den Abbildungen bzw. am Beginn vermerkt. Titelbild: “Biest geht spazieren” von Marija Prymatschenko, einer ukrainischen naiven K\u00fcnstlerin und Ikone der ukrainischen Identit\u00e4t<\/em>. Foto: Olena Levitina<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

    \u00dcber die Vereinnahmung von ukrainischer Kunst durch Russland und die Ver\u00e4nderung der Rolle von Kultur seit Beginn des Krieges.<\/p>\n","protected":false},"author":212,"featured_media":9270,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[268,433],"tags":[255,275,381,264,558],"formats":[],"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/9268"}],"collection":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/212"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=9268"}],"version-history":[{"count":44,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/9268\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":9689,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/9268\/revisions\/9689"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/9270"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=9268"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=9268"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=9268"},{"taxonomy":"format","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/formats?post=9268"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}