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\n\tNazi-Vergleiche<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t
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\n\tAuch wenn es nicht explizit ge\u00e4u\u00dfert wurde, verstand man die Erkl\u00e4rungen weithin als Reaktion auf Ma\u00dfnahmen der liberalen Mitte-Rechts-B\u00fcrgerplattform, der wichtigsten Oppositionspartei, die bei den Wahlen gegen die PiS antrat.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tIm Februar 2019 hatte die von der Opposition kontrollierte Stadt Warschau eine Erkl\u00e4rung verabschiedet, in der sie sich zu einer integrativeren Politik gegen\u00fcber sexuellen Minderheiten verpflichtete. Das als LGBT-Plus-Charta bekannte Bekenntnis enthielt eine Reihe von Ma\u00dfnahmen zur Bek\u00e4mpfung von Vorurteilen und Diskriminierung in Bereichen wie der Sekundarschulbildung. Federf\u00fchrend war der Warschauer B\u00fcrgermeister Rafa\u0142 Trzaskowski, eine treibende Kraft der B\u00fcrgerplattform, der schlie\u00dflich der Kandidat der Koalition bei den Pr\u00e4sidentschaftswahlen 2020 wurde.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\t\t\n\tWarschaus B\u00fcrgermeister Rafa\u0142 Trzaskowski war der wichtigste Herausforderer der PiS-Partei bei den Pr\u00e4sidentschaftswahlen 2020. Foto: Newspix \/ EXPA \/ picturedesk.com<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tAm 26. M\u00e4rz 2019, sechs Wochen nach der Unterzeichnung der Warschauer LGBT-Plus-Charta, verabschiedete die von der PiS kontrollierte Gemeinde \u015awidnik am Rande der Stadt Lublin als erster Ort in Polen eine Deklaration, in der die \u201eLGBT-Ideologie\u201c abgelehnt wird. Am Tag der Abstimmung ver\u00f6ffentlichte die fundamentalistisch-katholische Zeitung Nasz Dziennik, die mit der Regierung sympathisiert, den vollst\u00e4ndigen Text der Deklaration neben einer Kolumne, in der gegen \u201emoralische Skandalisierer\u201c Stimmung gemacht wurde.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tDie landesweite Zeitung druckte die Deklaration als Petition ab, mit einem leeren Feld, in das die Leserinnen und Leser die Namen ihrer D\u00f6rfer, Ortschaften und St\u00e4dte eintragen sollten. W\u00e4hrend der Europa- und Parlamentswahlen in jenem Jahr schienen die aufeinanderfolgenden Kommunalregierungen im S\u00fcdosten des Landes der Aufforderung der Zeitung zu folgen und verabschiedeten LGBT-feindliche Erkl\u00e4rungen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tDie linksliberale Wochenzeitung Polityka geh\u00f6rte zu den ersten, die diesen Kurs der Kommunalregierungen mit dem Slogan des Aufklebers der Gazeta Polska, einer Publikation am anderen Ende des politischen Spektrums, in Verbindung brachten. Am 31. Juli 2019 war der \u00dcberschrift einer Kolumne in der Polityka zu entnehmen, dass die von den Kommunalregierungen verabschiedeten Erkl\u00e4rungen faktisch \u201eLGBT-freie Zonen\u201c schaffen w\u00fcrden.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tDer Begriff setzte sich durch. Angesichts der zunehmenden Emp\u00f6rung \u00fcber die schwulenfeindliche Rhetorik f\u00fchrender PiS-Politikerinnen und -Politiker w\u00e4hrend des Wahlkampfs begann man seitens der Opposition und der liberalen Presse, Gemeinden im S\u00fcdosten Polens als \u201eLGBT-freie Zonen\u201c zu bezeichnen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tDie Bezeichnung rief auch Vergleiche mit den \u201ejudenfreien\u201c bzw. \u201ejudenreinen\u201c Zonen hervor, wie jene Gebiete von den Nazi-Besatzern Polens genannt wurden, aus denen die j\u00fcdische Bev\u00f6lkerung systematisch vertrieben und ermordet wurde. \u201eDeutsche Faschisten schufen judenfreie Zonen\u201c, twitterte Warschaus Vize-B\u00fcrgermeister Pawe\u0142 Rabiej im Juli 2019. \u201eWie man sieht\u201c, f\u00fcgte er hinzu, \u201efindet diese Tradition w\u00fcrdige Nachfolger\u201c im polnischen Klerus und der Regierungspartei.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tIn der zweiten Jahresh\u00e4lfte 2019 fand der Begriff Eingang in die offizielle EU-Politik. Im November debattierte das Europ\u00e4ische Parlament \u00fcber \u201e\u00f6ffentliche Diskriminierung von und Hetze gegen LGBT-Personen sowie LGBT-freie Zonen\u201c, woran sich erkennen l\u00e4sst, dass der Ausdruck schon zu einem fr\u00fchen Zeitpunkt von einer internationalen politischen Instanz verwendet wurde.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\t\t\n\tScreenshot der Webseite der linksliberalen polnischen Wochenzeitung Polityka mit der \u00dcberschrift eines Artikels, in dem die \u201eLGBT-freien Zonen\u201c mit den Deklarationen der Kommunalregierungen in Verbindung gebracht werden.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tW\u00e4hrend der Debatte entbrannte ein Streit \u00fcber die Frage, inwieweit Teile Polens als No-Go-Zonen f\u00fcr homosexuelle B\u00fcrgerinnen und B\u00fcrger bezeichnet werden k\u00f6nnen. Der Mitte-Links-EU-Abgeordnete Robert Biedron, der erste offen schwule Politiker des Landes, erkl\u00e4rte im Parlament: \u201eIch bin Pole und im Jahr 2019 gibt es in meiner Heimat, im Herzen Europas, Orte, wo ich nicht hingehen kann. Es gibt Gesch\u00e4fte, Restaurants und Hotels, die ich nicht betreten kann.\u201c<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tDie EU-Abgeordneten der PiS forderten ihn auf, die Orte zu nennen, die ihm den Zugang verwehrten. Biedron nannte nur ein Beispiel \u2013 ein Restaurant in der Stadt Krakau, dessen Entscheidung, einen Aufkleber der Gazeta Polska anzubringen, k\u00fcrzlich in einem Bericht der liberalen Warschauer Zeitung Gazeta Wyborcza Erw\u00e4hnung fand. Der Besitzer des Restaurants habe dem Bericht zufolge daraufhin den Aufkleber mit der Begr\u00fcndung entfernt, er sei lediglich gegen \u201elinke Ideologie\u201c und habe nie irgendjemanden diskriminiert.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tIm Dezember 2019 fand im Europ\u00e4ischen Parlament eine Abstimmung \u00fcber die Debatte statt. Die Mehrheit der Abgeordneten unterst\u00fctzte eine Entschlie\u00dfung, in der die \u201e\u00f6ffentliche Diskriminierung von LGBTI-Personen, insbesondere die Entwicklung sogenannter \u201aLGBTI-freier Zonen\u2018 in Polen\u201c verurteilt wird.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\t“Deep fake<\/strong>“<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t
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\n\tBis Ende 2019 hatten knapp 100 regionale Regierungsbeh\u00f6rden mindestens eine der beiden LGBT-feindlichen Resolutionen verabschiedet. Die von diesen Beh\u00f6rden verwalteten Gebiete umfassten etwa ein Drittel des Landes \u2013 eine Tatsache, auf die eine von LGBT-Aktivistinnen und -Aktivisten ver\u00f6ffentlichte und in den Medien h\u00e4ufig zitierte Online-Landkarte mit dem Titel \u201eAtlas des Hasses\u201c aufmerksam macht.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tDas ganze Jahr 2020 hindurch r\u00fcckten Aktivistinnen und Aktivisten die \u201eLGBT-freien Zonen\u201c durch Kampagnen in den sozialen Medien, die den Begriff an bestimmte Teile Polens kn\u00fcpften, immer wieder in den Blickpunkt der \u00d6ffentlichkeit. Im J\u00e4nner 2020 startete Bart Staszewski, jener Aktivist, der die Gazeta Polska wegen der Aufkleber-Aktion erfolgreich verklagt hatte, ein Online-Projekt mit Fotos aus Regionen, die die umstrittenen Deklarationen verabschiedet hatten.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tAuf den Bildern posierten Schwule, Lesben und Transsexuelle vor Stra\u00dfenschildern ihrer jeweiligen Heimatorte. Neben den \u00fcblichen Ortstafeln war ein zus\u00e4tzliches Schild angebracht, auf dem in vier Sprachen \u2013 Polnisch, Englisch, Franz\u00f6sisch und Russisch \u2013 \u201eLGBT-freie Zone\u201c stand. Die schlichte schwarze Schrift auf gelbem Hintergrund erinnerte in ihrer Form an herk\u00f6mmliche Warnschilder.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tStaszewski hatte die Zusatztafeln selbst entworfen und angebracht \u2013 in den sozialen Medien hielten viele sie jedoch f\u00fcr offizielle Schilder. Seine Postings gingen viral und die Fotos der manipulierten Stra\u00dfenschilder waren in allen Nachrichten \u00fcber die Region zu sehen. Die PiS-Partei war emp\u00f6rt. Ministerpr\u00e4sident Mateusz Morawiecki erkl\u00e4rte, Staszewskis Aktion habe die Realit\u00e4t in Polen \u201ev\u00f6llig verf\u00e4lscht\u201c. \u201eEs Fake News zu nennen, w\u00fcrde der Sache nicht gerecht werden\u201c, meinte er im Oktober 2020. \u201eDas hier ist Deep Fake\u201c.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\t\t\n\tDas Stra\u00dfenschilderprojekt \u201eLGBT-freie Zone\u201c, bei dem Aufnahmen wie diese zu sehen sind, hat den Zorn der PiS-Partei auf sich gezogen. Foto: Bartosz Staszewski \/ Wikimedia Commons<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tPiotr Skrzypczak, einer der Gr\u00fcnder von Homo Faber, einer in Lublin ans\u00e4ssigen Menschenrechtsorganisation, erkl\u00e4rte gegen\u00fcber BIRN, dass auch er zun\u00e4chst auf Staszewskis Aktion hereingefallen sei. \u201eAls ich diese Fotos zum ersten Mal sah, wollte ich mir sofort Zange und Hammer schnappen, um diese Schilder zu entfernen\u201c, erz\u00e4hlte er. \u201eEs dauerte ein Weilchen, bis ich begriff, dass es provokant gemeint war.\u201c<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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