{"id":8323,"date":"2022-09-08T16:22:23","date_gmt":"2022-09-08T16:22:23","guid":{"rendered":"https:\/\/tippingpoint.net\/?p=8323"},"modified":"2022-11-22T11:54:00","modified_gmt":"2022-11-22T11:54:00","slug":"das-verwunschene-land-hinter-dem-wald","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/das-verwunschene-land-hinter-dem-wald\/","title":{"rendered":"Das verwunschene Land hinter dem Wald"},"content":{"rendered":"
\n\tUnber\u00fchrte Natur, uralte W\u00e4lder, malerische D\u00f6rfer: Die Karpaten liegen im Herzen von Rum\u00e4nien, ein letztes St\u00fcck Wildnis mitten in Europa \u2013 ein gr\u00fcner Schatz, den es zu sch\u00fctzen gilt.<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tNebel hat sich zwischen den B\u00e4umen verfangen. Die \u201eBallerina der Berge\u201c weist den Weg, die Kapuze tief \u00fcber den Kopf gezogen. Geschmeidig bewegt sich Simona Bordea zwischen den Felsen, als w\u00fcrde sie schweben. Leichtf\u00fc\u00dfig weicht sie Pf\u00fctzen aus, beh\u00e4nde springt sie \u00fcber Wurzeln und Steine, t\u00e4nzelt dem Bergkamm entgegen. Pl\u00f6tzlich bleibt sie wie angewurzelt stehen. \u201eErkennt ihr, wer hier vor uns entlang spaziert ist?\u201c Sie beugt sich zu einem un\u00fcbersehbaren H\u00e4ufchen. \u201ePilze standen auf dem Speiseplan \u2013 und Blaubeeren. Ein Feinschmecker, dieser Braunb\u00e4r.\u201c Sie lacht. \u201eVielleicht sind im Schlamm noch Abdr\u00fccke seiner Tatzen zu entdecken.\u201c<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tWer durch die rum\u00e4nischen F\u00e3g\u00e3ra\u0219-Berge in den s\u00fcdlichen Karpaten geht, begegnet oft keiner Menschenseele. Doch wilde Tiere sind immer in der N\u00e4he. Ihre Spuren verraten die W\u00f6lfe und Luchse, die Wildschweine und F\u00fcchse. Rund 5000 Braunb\u00e4ren streifen hier durch das Unterholz. So viele wie nirgendwo sonst in Europa. Simona Bordea ist ein Kind der Region, f\u00fcr die \u201eFunda\u0163ia Conservation Carpathia\u201c arbeitet sie als Tourismusmanagerin und Wanderf\u00fchrerin. Ihre Leidenschaft ist es, Menschen den Zauber ihrer Heimat zu zeigen, sie mitzunehmen auf eine Reise zu einem der letzten wilden Flecken Europas. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tRund 5000 Braunb\u00e4ren streifen durch die W\u00e4lder Transsilvaniens. So viele wie nirgendwo sonst in Europa. Wer genau hinschaut, findet ihre Spuren. Nicht immer ist es gewiss, dass man auch einen zu Gesicht.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tWann immer die 34-j\u00e4hrige Simona Bordea bei ihren vielen Reisen in die USA, in Asien, beim Pilgern auf dem Jakobsweg erz\u00e4hlte, woher sie stammt, witzelten alle nur \u00fcber Graf Dracula. Heute zeigt Bordea Menschen aus der ganzen Welt, dass ihre Heimat mehr zu bieten hat als blutr\u00fcnstige Legenden. \u201eDas Land hinter dem Wald\u201c, bedeutet Transsilvanien \u00fcbersetzt. Ein rund 100.000 Quadratkilometer gro\u00dfer Landstrich mitten in Rum\u00e4nien, zwischen Ungarn und dem Schwarzen Meer. Umschlossen von den Karpaten, einem 1300 Kilometer langen Gebirgszug mit uralten B\u00e4umen, wo das gr\u00f6\u00dfte zusammenh\u00e4ngende Waldgebiet Europas steht. Zwei Drittel der verbliebenen Urw\u00e4lder des Kontinents liegen hier. wo kilometerweit keine Siedlung zu finden ist, keine Stra\u00dfe die Natur zerschneidet. Es ist die Hoffnung von Menschen wie Bordea, mit gr\u00fcnem Tourismus, \u00f6kologisch und nachhaltig, aufmerksam zu machen auf die Wunder dieser Wildnis. Und auf die Zerbrechlichkeit.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\t\u201eDas Land hinter dem Wald\u201c, bedeutet Transsilvanien \u00fcbersetzt. Ein rund 100.000 Quadratkilometer gro\u00dfer Landstrich mitten in Rum\u00e4nien, zwischen Ungarn und dem Schwarzen Meer.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tWir folgen Simona Bordea einen schmalen Weg entlang. Auf einer Lichtung, umgeben von Wald, fern der Zivilisation steht die kleine Blockh\u00fctte Bunea, mit Blick \u00fcber den Pecineagu-See, der in der D\u00e4mmerung verschwindet. Der Vollmond taucht den Wald in silbrig-milchiges Licht. Der Nebel l\u00e4sst die B\u00e4ume wie schwarze Zacken aus der wei\u00dfen Decke ragen. Aus der Ferne r\u00f6hren Rothirsche dumpf. In der Blockh\u00fctte entfacht Simona Bordea ein Feuer, z\u00fcndet Kerzen an. In der H\u00fctte gibt es keinen Strom, keinen Handyempfang. Simona schneidet R\u00e4ucherk\u00e4se, s\u00e4belt Brot ab, schenkt Wein ein. Was die Landwirte in den kleinen D\u00f6rfern rundherum produzieren \u2013 eingelegtes Gem\u00fcse, Wurst, Brot, Heidelbeer-Marmelade \u2013, das landet auf den Tellern der Touristen, die aus den H\u00fctten beobachten, was es zu bewahren gilt: die rum\u00e4nische Natur.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIn einer kleinen und einfach Blockh\u00fctte wird den Touristen serviert, was die Landwirte in den D\u00f6rfern rundherum produzieren. Mit gr\u00fcnem Tourismus hofft man, \u00f6kologisch und nachhaltig, aufmerksam zu machen auf die Wunder dieser Wildnis. Und auf die Zerbrechlichkeit.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie G\u00e4ste, die hier die N\u00e4chte verbrachten, haben Aufzeichnungen hinterlassen: B\u00e4r gesichtet: \u201eBig Boss\u201c. W\u00f6lfe. F\u00fcchse. Ein Luchs. Jede Beobachtung ist fein s\u00e4uberlich aufgef\u00fchrt, versehen mit der Uhrzeit. Hinter Ferngl\u00e4sern warten wir darauf, dass sich etwas regt. Doch es bleibt ruhig. \u201eDie Wildnis vergibt keine B\u00e4ren-Garantie\u201c, sagt Bordea. \u201eWir k\u00f6nnen nie versprechen, dass sich ein Tier zeigt.\u201c<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tAm n\u00e4chsten Morgen ziehen wir weiter, durch Simona Bordeas \u201eZauberwald\u201c, wie sie ihn nennt, vorbei an den vielen uralten Buchen. Viele der Riesen ragen 40 Meter in die H\u00f6he, sind mehr als 400 Jahre alt. \u201eWenn ich mir vorstelle, was diese B\u00e4ume alles miterlebt haben, werde ich and\u00e4chtig\u201c, sagt sie. \u201eIm Wald komme ich bei mir an, hier zu spazieren ist meine Meditation.\u201c Sie bleibt an einem der B\u00e4ume stehen. \u201eAlles ist miteinander verbunden\u201c, sagt sie. \u201eJeder Ast, jedes Pfl\u00e4nzchen, jeder Pilz erf\u00fcllt eine Funktion. Die B\u00e4ume kommunizieren miteinander.\u201c Sie atmet tief ein.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tBuchenw\u00e4lder bedeckten einst weite Teile Europas, heute sind sie weitgehend verschwunden. Nirgendwo sonst auf dem Kontinent haben sich so gro\u00dfe Fl\u00e4chen mit Urwald erhalten wie in den Karpaten.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tBuchenw\u00e4lder bedeckten einst weite Teile Europas, heute sind sie weitgehend verschwunden. Nirgendwo sonst auf dem Kontinent haben sich so gro\u00dfe Fl\u00e4chen mit Urwald erhalten wie in den Karpaten. 2011 ernannte die Unesco die urt\u00fcmlichen Buchenw\u00e4lder zum Weltnaturerbe: so wertvoll, dass die Staaten, auf deren Grund sie wachsen, gemeinsam die Verantwortung tragen, es zu bewahren. Doch der Schatz ist bedroht, die Zerst\u00f6rung schreitet voran. In den letzten Jahrzehnten wurden Rum\u00e4niens W\u00e4lder massiv abgeholzt. Die Nachfrage nach billigem Holz steigt \u2013 auch aus Westeuropa.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIn seinem Gel\u00e4ndewagen brettert Mihai Zotta \u00fcber die schlammigen Pisten durch den Wald. Der technische Direktor der Foundation Conservation Carpathia, ein Kollege von Simona Bordea, zeigt, wo sich die Verw\u00fcstung in die Landschaft gegraben hat. Er ist ein gro\u00dfer Mann, die M\u00fctze hat er tief \u00fcber seine Glatze gezogen. Sorgenvoll blickt er auf die Verw\u00fcstung, Baumst\u00fcmpfe, die der Nebel verschluckt, soweit das Auge reicht. Holzfirmen sehen in den W\u00e4ldern nur eines: Bretter, Bauholz und M\u00f6bel. \u201eDabei lassen sich die uralten Buchen mit morschem Kern kaum verarbeiten\u201c, sagt Zotta. \u201eAus ihnen wird Brennholz. Der \u00f6kologische Wert hingegen ist unbezahlbar. Dass der wahre Schatz unser Wald ist, das sehen viele nicht.\u201c<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tRaubbau an Albaniens alten W\u00e4ldern<\/p>\t\t\t<\/a>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\t \n\tAls 1989 der rum\u00e4nische Diktator Nicolae Ceau\u0219escu gest\u00fcrzt wurde, fiel auch das pseudokommunistische System. Mehr als 20.000 Quadratkilometer Land, die bis dahin dem Staat geh\u00f6rt hatten, wurden an Privatpersonen zur\u00fcckgegeben. Und viele haben ihr Land schnell zu Geld gemacht, erz\u00e4hlt Zotta. Innerhalb und au\u00dferhalb von Schutzgebieten verkauften sie den Wald an rum\u00e4nische Holzeinschlagsfirmen oder internationale Investmentfonds. Satellitenbilder, ausgewertet von Greenpeace, zeigen, dass das Land rund 280 Quadratkilometer Wald pro Jahr verliert, das entspricht etwa der Stadtfl\u00e4che von M\u00fcnchen. Der Einfluss der rum\u00e4nischen Holzmafia, sagt FCC-Direktor Mihai Zotta, erstrecke sich bis in die h\u00f6chsten Beh\u00f6rden, F\u00f6rster und Politiker mischen mit. Inzwischen ermittelt sowohl die rum\u00e4nische Antikorruptionsbeh\u00f6rde als auch die Antimafiabeh\u00f6rde. Im Februar 2020 hat die Europ\u00e4ische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Rum\u00e4nien eingeleitet. Aktivisten k\u00e4mpfen seit Jahren dagegen, oft unter Lebensgefahr. Der WWF sowie rum\u00e4nische Umweltorganisationen und Stiftungen bem\u00fchen sich um den Schutz der W\u00e4lder. Fr\u00fcher hat Zotta in Deutschland als Holzf\u00e4ller gearbeitet. Heute betreut er ein gro\u00dfes Wiederaufforstungsprojekt, f\u00fchrt zu kleinen Baumwinzlingen. Knapp drei Millionen B\u00e4ume haben sie gepflanzt.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\t\u201eZur\u00fcck zum Ursprung und Natur Natur sein lassen\u201c, das ist die Vision der Wildbiologen Christoph und Barbara Promberger, die eines der ambitioniertesten europ\u00e4ischen Naturschutzprojekte in den Karpaten vorantreiben. \u201eWir haben hier eine einzigartige biologische Vielfalt, die es so kaum mehr gibt\u201c, sagt Christoph Promberger. \u201eRum\u00e4nien z\u00e4hlt zwar zu den \u00e4rmsten L\u00e4ndern Europas, in Sachen Artenvielfalt ist es eines der reichsten.\u201c Urspr\u00fcnglich als Wolfsforscher landeten er und seine Frau in den Karpaten, erforschten das Verhalten der Rudel \u2013 und verliebten sich in die schroffe Landschaft, die endlosen Wiesen und W\u00e4lder und ineinander. Heute betreiben sie in Siebenb\u00fcrgen einen Pferdehof.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie Wildbiologen Christoph und Barbara Promberger\u00a0kaufen W\u00e4lder auf, um sie vor illegalem Holzeinschlag und Wilderei zu sch\u00fctzen. Schritt f\u00fcr Schritt, Baum f\u00fcr Baum wollen sie einen Traum wahrmachen: Hier soll in Zukunft der gr\u00f6\u00dfte Wald-Nationalpark Europas entstehen.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDas Ehepaar leitet gemeinsam die 2009 von ihnen gegr\u00fcndete Foundation Conservation Carpathia, f\u00fcr die auch Simona Bordea und Mihai Zotta arbeiten. Sie kaufen W\u00e4lder auf, um sie vor illegalem Holzeinschlag und Wilderei zu sch\u00fctzen. Bislang mehr als 250 Quadratkilometer stehen unter Schutz, werden aufgeforstet. Weitere 300 Quadratkilometer werden von Rangern der Stiftung \u00fcberwacht. Ein Netzwerk aus Sponsoren und M\u00e4zenen f\u00f6rdert das Projekt. Der Schweizer Unternehmer Hansj\u00f6rg Wyss ist einer der Geldgeber, Firmen wie Jack Wolfskin unterst\u00fctzen das Projekt, und Prince Charles, bekennender Rum\u00e4nien-Fan, hat mit den Prombergers bereits gespeist. Die Europ\u00e4ische Union f\u00f6rdert das Vorhaben. Mit mehreren hundert Landbesitzern haben sie sich bisher geeinigt, unz\u00e4hlige Gespr\u00e4che gef\u00fchrt, mit Landwirten, mit B\u00fcrgermeistern. Schritt f\u00fcr Schritt, Baum f\u00fcr Baum wollen sie einen Traum wahrmachen: Gemeinsam mit den angrenzenden F\u0103g\u0103ras- und Leaota-Bergen soll in Zukunft der gr\u00f6\u00dfte Wald-Nationalpark Europas entstehen, ein Schutzgebiet von mehr als 250.000 Hektar: zehn Mal gr\u00f6\u00dfer als der Nationalpark Bayerischer Wald in der Heimat von Christoph Promberger.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tBarbara Promberger ist verantwortlich f\u00fcr das Wildtier-Management. Sie forscht zum Verhalten der Luchse und B\u00e4ren. Immer wieder gibt es \u201eProblemb\u00e4ren\u201c, die den Dorfbewohnern zu nah kommen. In den Maisfeldern neben dem Hof der Prombergers fressen die B\u00e4ren sich an dem Getreide satt. Einmal erwischten die Prombergers eine Braunb\u00e4r-Mutter mit ihrem Jungen, wie sie sich \u00fcber eine Sau hermachten. Doch Vorf\u00e4lle wie diese sind selten. \u201eWir untersuchen dann Haare der B\u00e4ren, das Erbgut, um zur\u00fcckverfolgen zu k\u00f6nnen, ob es sich um uns bereits bekannte Tiere handelt\u201c, sagt Barbara Promberger. Einer der B\u00e4ren, das konnten sie auf diese Weise herausfinden, kommt einmal im Jahr aus dem Wald ins Dorf, frisst sich durch \u2013 und verschwindet dann wieder. Wichtige Erkenntnisse mit Blick auf die Konflikte zwischen Landwirten, J\u00e4gern und Natursch\u00fctzern.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIm siebenb\u00fcrgische H\u00fcgelland liegt das D\u00f6rchen Cobor. Es ist typisch f\u00fcr Transsilvanien, ein \u00d6rtchen, das stellenweise wie ausgestorben wirkt \u2013 und zugleich voller Leben.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tUnweit von ihrem Pferdehof liegt das D\u00f6rfchen Cobor, eine Stunde Fahrt durch das sattgr\u00fcne siebenb\u00fcrgische H\u00fcgelland. Auf einer \u00d6ko-Farm mit Pferde-Pension z\u00fcchten Mitarbeiter der Stiftung ungarische Steppenrinder, eine alte Rinderrasse mit imposanten H\u00f6rnern. Neben der Weide bellen Karpaten-Hirtenhunde. Eine H\u00fcndin liegt im Zwinger, ihre Welpen s\u00e4ugen an ihren Zitzen. Die H\u00fctehunde werden zum Schutz der Schafherden kostenlos an Sch\u00e4fer verteilt \u2013 damit sie die Herden vor W\u00f6lfen und B\u00e4ren sch\u00fctzen. Das Dorf Cobor ist typisch f\u00fcr Transsilvanien, ein \u00d6rtchen, das stellenweise wie ausgestorben wirkt \u2013 und zugleich voller Leben. Kinder turnen die Stra\u00dfen entlang, Hunde w\u00fchlen im Graben. H\u00fchner picken auf der Stra\u00dfe. Durch das Dorf ziehen Pferdekutschen. Rundherum durchqueren Wanderhirten die sattgr\u00fcnen T\u00e4ler. Auf den Weiden grasen magere Pferde und gefleckte K\u00fche. Sanft erheben sich gr\u00fcne H\u00fcgel, Wiesen soweit das Auge reicht.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEine Wisent-Kuh, ein zottliger Europ\u00e4ischer Bison vor der Blockh\u00fctte. 2020 wurde begonnen, sie wieder auszuwildern. Sie kommen aus Wildtierreservaten in Deutschland, Polen, Skandinavien und finden nun in den W\u00e4ldern eine neue Heimat.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEine Landschaft, so urspr\u00fcnglich, dass Simona Bordea sie nicht losl\u00e4sst, auch nicht auf ihren vielen Reisen \u00fcberall auf der Welt. \u201eMein Herz h\u00e4lt mich hier\u201c, sagt Bordea. Sie hat lange in den USA gelebt, s\u00e4mtliche der Nationalparks dort besucht. Sie hat geforscht, inwieweit sich die Konzepte vom Yellowstone \u00fcbertragen lassen auf Rum\u00e4nien. Es ist der Traum f\u00fcr die Zukunft: In den kommenden Jahren soll in Rum\u00e4nien ein riesiges Wildnisgebiet entstehen. \u201eWer hierherkommt, mehr \u00fcber das \u00d6kosystem lernt, Tiere beobachtet, denkt danach anders \u00fcber die Natur\u201c, sagt Simona Bordea. Am fr\u00fchen Abend erreichen wir den Gipfel von Comisu, das Lager f\u00fcr die n\u00e4chste Nacht. Kaum angekommen in der H\u00fctte legt Simona Bordea den Zeigefinger an die Lippen, wispert leise: \u201eSchaut mal, da drau\u00dfen.\u201c Vor der H\u00fctte hat eine Wisent-Kuh begonnen zu grasen, ein zottliger Europ\u00e4ischer Bison. 2020 hat die Stiftung begonnen, sie wieder auszuwildern. Sie kommen aus Wildtierreservaten in Deutschland, Polen, Skandinavien und finden nun in den W\u00e4ldern eine neue Heimat. Die Kuh ist Simona Bordea bereits bekannt: Damine stromert allein, ohne Herde, durch das Gebiet. Sie hat sie kurz nach der Ankunft verlassen, und wartet auf den Kontakt zu anderen Wisenten. Damine schaut zur H\u00fctte her\u00fcber. Ob sie die Menschen sieht, die hinter dem Fenster gebannt mit dem Fernglas auf sie blicken? Sie senkt den Kopf, grast unger\u00fchrt weiter \u2013 und verschwindet wenig sp\u00e4ter zwischen den B\u00e4umen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDieser Text ist urheberrechtlich gesch\u00fctzt: \u00a9 Isabel Stettin. Bei Interesse an Wiederver\u00f6ffentlichung bitten wir um Kontaktaufnahme mit der Redaktion. Urheberrechtliche Angaben zu Bildern, Grafiken und Videos sind direkt bei den Abbildungen bzw. am Beginn vermerkt. Titelbild: Sascha Montag<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Die rum\u00e4nischen Karpaten, ein letztes St\u00fcck Wildnis in Europa<\/p>\n","protected":false},"author":184,"featured_media":8332,"comment_status":"open","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[299,435],"tags":[277,391,363,563,593,590],"formats":[],"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/8323"}],"collection":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/184"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=8323"}],"version-history":[{"count":17,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/8323\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":8726,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/8323\/revisions\/8726"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/8332"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=8323"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=8323"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=8323"},{"taxonomy":"format","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/formats?post=8323"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}\n\t\n\t<\/div>\t
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\n\t\n\t\tDie Kettens\u00e4gengangs\t<\/h2>\n<\/a>\t\t\t\n\t\t\t\t
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