{"id":6333,"date":"2021-08-05T00:00:00","date_gmt":"2021-08-05T00:00:00","guid":{"rendered":"https:\/\/erste-foundation.byinfinum.co\/solidaritat-muss-an-erster-stelle-stehen\/"},"modified":"2022-04-21T09:45:05","modified_gmt":"2022-04-21T09:45:05","slug":"solidaritat-muss-an-erster-stelle-stehen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/solidaritat-muss-an-erster-stelle-stehen\/","title":{"rendered":"\u201eSolidarit\u00e4t muss an erster Stelle stehen!\u201c"},"content":{"rendered":"
\n\tTja\u0161a Poga\u010dar im Gespr\u00e4ch mit Zdenka Badovinac, Gewinnerin des Igor Zabel Awards for Culture and Theory 2020.Der Igor Zabel Award for Culture and Theory<\/a> w\u00fcrdigt die herausragende Arbeit von Kuratorinnen, Kunsthistorikern oder -theoretikern, Schriftstellerinnen oder Kritikern, die sich mit zeitgen\u00f6ssischer Kultur und Kunst in Zentral-, Ost- und S\u00fcdosteuropa besch\u00e4ftigen. Der nach dem renommierten slowenischen Kurator und Kunsthistoriker Igor Zabel (1958\u20132005) benannte Preis, wurde von der ERSTE Stiftung initiert, wird seit 2008 alle zwei Jahre verliehen. <\/sup><\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tZdenka Badovinac, Kuratorin, Kunsthistorikerin und Autorin, hat sich im Rahmen der subkulturellen Szene und der zivilgesellschaftlichen Bewegungen der 1980er Jahre in Slowenien einen Namen gemacht, als sie sich auch als Umweltaktivistin engagierte. Heute ist sie \u00fcber die Grenzen der osteurop\u00e4ischen Region hinaus eine der bedeutendsten Akteurinnen im Bereich der zeitgen\u00f6ssischen Kunst. Bekannt ist sie f\u00fcr ihre bahnbrechende kuratorische Arbeit, ihre wertvollen Beitr\u00e4ge zum internationalen Diskurs \u00fcber die Geopolitik der Kunst in Osteuropa und ihren institutionellen Beitrag als Direktorin der Moderna galerija Ljubljana, die sie in den Jahren 1993 bis 2020 leitete. Ihre T\u00e4tigkeit in der Moderna galerija hat sie 1987 aufgenommen, kurz vor dem Zerfall der Sozialistischen Republik Jugoslawien.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tWegen der relativen Isolation der osteurop\u00e4ischen Region, die auch mit einer infrastrukturellen Unterversorgung einherging, legte sie schon als junge Kuratorin von Anfang an ihren Schwerpunkt auf internationale Vernetzung, die in ihrer Arbeit aber immer auch von lokalen Dringlichkeiten gepr\u00e4gt ist. Ein Fokus, der bis heute besteht, wie sie im Gespr\u00e4ch mit der Autorin, Kuratorin und langj\u00e4hrigen Kollegin in der Moderna galerija, Tja\u0161a Poga\u010dar, sagt. Sie geht auch auf die j\u00fcngsten Entwicklungen in der slowenischen Kulturpolitik ein.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDas Interview fand am 1. M\u00e4rz 2021 statt. Zu diesem Zeitpunkt war Zdenka Badovinac nicht mehr Direktorin<\/a> der Moderna galerija. Ale\u0161 Vaupoti\u010d war zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zum neuen Direktor bestellt worden. Er trat die Stelle Anfang April 2021 an.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\t<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tVon Anfang an scheint Ihre kuratorische Arbeit von einer klaren Vorstellung angetrieben zu sein, welche Art von Institution oder was die Moderna galerija sein soll. Dies wurde zwar kritisiert, erm\u00f6glichte der Moderna galerija aber, sich als international interessante und wichtige Akteurin zu profilieren. Was f\u00fcr eine Vision ist das?<\/strong> \n\tIn \u00e4hnlicher Weise ging es bei der Sammlung Arteast 2000+, die Sie Ende der 1990er Jahre in der Moderna galerija aufbauten, nicht mehr nur um die Frage, was f\u00fcr eine Sammlung man besitzt, sondern auch darum, was man mit ihr machen kann. Dem Konzept der Sammlung und des Museums als Instrument widmete sich auch die Ausstellung Low-Budget Utopias. Die Instrumentalisierung der Kunst etwa durch die Politik oder den Markt ist normalerweise Gegenstand der Kritik. Was unterscheidet diese Instrumentalisierung von der Strategie des Museums als Instrument?<\/strong>
Obwohl sich die Moderna galerija 1993 m\u00f6glicherweise in einer besseren Situation befand als andere, \u00e4hnliche H\u00e4user auf dem Balkan, verf\u00fcgte sie \u2013 als ich als Direktorin \u00fcbernahm \u2013 \u00fcber kein klar formuliertes Konzept, wie dies in westlichen Institutionen \u00fcblich war. Ich habe erst sp\u00e4ter formuliert, dass die Sammlung und das Museum als Instrumente begriffen werden k\u00f6nnen, Instrumente f\u00fcr die Kommunikation zwischen dem Osten und dem Westen zum Beispiel. Doch dieser Gedanke hat meine Arbeit von Anfang an bestimmt und tut dies bis heute. Es geht darum, in einem relativ isolierten Raum zu agieren und sinnvolle Dialoge in einem breiteren internationalen Kontext zu erm\u00f6glichen. Es geht jedoch nicht darum, einheimische Kunst im Ausland zu f\u00f6rdern, nationale Kunst zu exportieren. Das habe ich nicht getan. Mich interessierten vielmehr der lebhafte Dialog, die Anforderungen und Belange dieses Raums. In den Anfangsjahren war mein Verst\u00e4ndnis dieser Anforderungen deutlich mehr mit der Kunst selbst verbunden als mit der Politik oder der Geopolitik, die aber sp\u00e4ter nat\u00fcrlich ein essentieller Teil dieser Geschichte werden. Es schien mir wichtig, zuerst zentrale Fragen zu identifizieren – \u00e4sthetische, ethische, politische -, die den lokalen Raum charakterisieren, und dann zu versuchen, diese Fragen im Dialog mit dem erweiterten Raum zu beantworten. Die Institution diente als Plattform, auf der diese Themen mit lokalen AkteurInnen diskutiert wurden, und auf der auch andere in den Dialog einbezogen wurden. In meiner Arbeit habe ich daher immer nach Verkn\u00fcpfungen und Kooperationen mit K\u00fcnstlerInnen und anderen AkteurInnen gesucht, die die Institution nicht lediglich als Raum der Repr\u00e4sentation von Kunst betrachten. Selbstverst\u00e4ndlich ist das auch eine der Aufgaben des Museums, aber meiner Meinung ist das f\u00fcr die Schaffung und Vision einer Institution nicht genug.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
Genau, das war die Hauptidee. Dieses Konzept offenbart lediglich, was l\u00e4ngst existiert. Autonomie und Nicht-Instrumentalisierung sind reine Illusion. Erst wenn die Mechanismen der Instrumentalisierung aufgedeckt werden, kann das Instrument f\u00fcr etwas Bedeutsameres verwendet werden, auch K\u00fcnstlerInnen k\u00f6nnen dann sinnvoller damit arbeiten. Es ist interessant, wie die Ans\u00e4tze, die ich in den 90er Jahren in meiner kuratorischen Praxis entwickelt habe, in den letzten zehn Jahren auch ihre Namen bekommen haben, insbesondere im Zusammenhang mit L\u2019Internationale<\/em>.L\u2019Internationale<\/a> ist eine Vereinigung von sieben gro\u00dfen europ\u00e4ischen Institutionen und Partnern aus dem Bereich der modernen und zeitgen\u00f6ssischen Kunst. Sie wurde 2010 auf Initiative von Zdenka Badovinac und der Moderna Galerija in Ljubljana gegr\u00fcndet und will Kunst in den Rahmen eines nicht-hierarchischen, dezentralen Internationalismus stellen, der auf den Werten von Diversit\u00e4t und dem horizontalen Austausch zwischen KulturvermittlerInnen basiert, die lokal verwurzelt und global verbunden sind. <\/sup><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n