{"id":6331,"date":"2022-05-03T06:21:00","date_gmt":"2022-05-03T06:21:00","guid":{"rendered":"https:\/\/erste-foundation.byinfinum.co\/?p=6331"},"modified":"2022-06-07T15:13:12","modified_gmt":"2022-06-07T15:13:12","slug":"polens-ruf-nach-sauberer-luft","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/polens-ruf-nach-sauberer-luft\/","title":{"rendered":"Polens Ruf nach sauberer Luft"},"content":{"rendered":"
\n\tIn Polen steigt das Bewusstsein in der Bev\u00f6lkerung f\u00fcr das Problem der Luftqualit\u00e4t. Aufgrund wirtschaftlicher und b\u00fcrokratischer H\u00fcrden wird es jedoch mehrere Jahre dauern, den Smog loszuwerden, der \u00fcber den St\u00e4dten des Landes h\u00e4ngt.<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEine der f\u00fcnf Luft\u00fcberwachungsstationen Warschaus befindet sich auf einer abgez\u00e4unten Anh\u00f6he zwischen Wohnhauszeilen und dem Spielplatz einer Grundschule. Ein Sammelsurium aus silbernen Schornsteinen ragt aus dem Dach einer H\u00fctte. Jedes Rohr saugt verschiedene Luftproben an, die von brummenden Computern ausgewertet werden. Manche Proben werden durch schneewei\u00dfe Filter gesaugt, die f\u00fcr Labortests bestimmt sind, andere zur Messung der Schadstoffkonzentration alle sechs Sekunden mit Laserstrahlen gescannt.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\t\u201eWir wollen damit R\u00fcckschl\u00fcsse auf das Leben in einer solchen Wohnanlage ziehen\u201c, sagt Tomasz Klech, Leiter des Luftg\u00fcte\u00fcberwachungslabors der Generalinspektion f\u00fcr Umweltschutz (GIOS) in Warschau, w\u00e4hrend er die Rohre \u00f6ffnet, um die geschw\u00e4rzten Filter zu \u00fcberpr\u00fcfen. Die Ergebnisse, die er pr\u00e4sentiert, sind oft beunruhigend: Mit den fallenden Temperaturen im J\u00e4nner lag die Feinstaubkonzentration in der Luft nahe Warschau 1.300 Prozent \u00fcber dem gesundheitlich unbedenklichen Ma\u00df.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDa das Problem der Luftqualit\u00e4t in Polen dank besserer Datenlage und gr\u00fcnem Engagement immer offensichtlicher wird, nimmt auch das \u00f6ffentliche Bewusstsein daf\u00fcr zu. Aufgrund einer Reihe wirtschaftlicher und b\u00fcrokratischer H\u00fcrden wird es jedoch mehrere Jahre dauern, bis sich die Smogdecke, die \u00fcber den St\u00e4dten des Landes h\u00e4ngt, aufgel\u00f6st hat.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEin sehr polnischer Smog<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tLaut einem im November [2020, Anm. d. Red.] von der Europ\u00e4ischen Umweltagentur (EUA) ver\u00f6ffentlichten Bericht<\/a> hat Polen die schlechteste Luftqualit\u00e4t in der gesamten EU. W\u00e4hrend die Balkanl\u00e4nder in diversen Berichten in Bezug auf die durchschnittliche Anzahl verlorener Lebensjahre schlechter abschneiden, ist Polen dank seiner gr\u00f6\u00dferen geografischen Ausdehnung Spitzenreiter.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tTomasz Klech, Leiter des Luftg\u00fcte\u00fcberwachungslabors der Generalinspektion f\u00fcr Umweltschutz (GIOS) in Warschau. Foto: Maria Wilczek<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDer Smog in Polen wird haupts\u00e4chlich durch die Verbrennung billiger Brennstoffe zum Heizen von Privath\u00e4usern verursacht. Das Problem ist im Winter am gr\u00f6\u00dften, wenn die Temperaturen sinken und der Qualm aus den Schornsteinen die Wohnviertel einh\u00fcllt. Der diesj\u00e4hrige H\u00f6hepunkt der Luftverschmutzung am 18. J\u00e4nner fiel zeitlich mit einem Temperatursturz auf unter minus 20 Grad Celsius zusammen, als die polnische Stadt Breslau laut IQAir-Ranking<\/a> kurzzeitig die schlechteste Luft der Welt hatte.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie Folge ist ein einzigartiger Giftcocktail. \u201eDer polnische Smog ist ein staubiger Smog\u201c, erkl\u00e4rt Professor Grzegorz Wielgosi\u0144ski, Leiter der Fakult\u00e4t f\u00fcr Umwelttechnik an der Technischen Universit\u00e4t \u0141\u00f3d\u017a. Er enth\u00e4lt eine geringere Konzentration an Schwefeldioxid als der ber\u00fchmte Londoner Smog des Jahres 1952, daf\u00fcr aber mehr krebserregendes Benzo(a)pyren und Schwermetallstaub.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie Luftverschmutzung f\u00fchrt in Polen sch\u00e4tzungsweise zu 45,000 vorzeitigen Todesf\u00e4llen pro Jahr.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDiese Partikel, die nicht gr\u00f6\u00dfer als 10 Mikrometer sind, k\u00f6nnen in die Lunge und den Blutkreislauf eindringen. Die Luftverschmutzung f\u00fchrt in Polen sch\u00e4tzungsweise zu 45,000 vorzeitigen Todesf\u00e4llen pro Jahr. Eine im Oktober [2020, Anm. d. Red.] durchgef\u00fchrte Studie ergab, dass Kinder aus der Stadt Rybnik im S\u00fcden des Landes im Durchschnitt viermal mehr Schadstoffe aus Brennstoffen in ihrem Organismus hatten als ihre Altersgenossen im franz\u00f6sischen Stra\u00dfburg.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEurop\u00e4ischer Luftqualit\u00e4tsindex (16. Feber 2021). Grafik: Europ\u00e4ische Umweltagentur<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIm Gegensatz zu Londons Nebelschwaden an Tagen mit niedrigem Luftdruck oder der br\u00e4unlichen Dunstglocke \u00fcber Los Angeles im Hochsommer tritt der Smog in Polen bei hohem Luftdruck und wenig Wind auf. \u201eAn sonnigen Tagen ist es sogar noch schlimmer\u201c, erkl\u00e4rt Professor Wielgosi\u0144ski gegen\u00fcber BIRN, da die w\u00e4rmere Luft wie ein Deckel auf der darunterliegenden k\u00e4lteren Luftschicht liegt und so eine \u201eInversionslage\u201c entsteht, wodurch es zu einer Ansammlung von Luftschadstoffen kommt.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tAlte Heizungen und schmutzige Vorh\u00e4nge<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDawid Fojcik kann den Smog von seinem Fenster aus sehen. Er lebt in Polens schlesischem Kohlerevier, wo die Menschen in seiner Umgebung Aktivisten zufolge so viel krebserregendes Benzo(a)yren einatmen, als ob sie t\u00e4glich 16 Zigaretten rauchen w\u00fcrden.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tWie sich Polen von der Luftverschmutzung befreit.<\/p>\t\t\t<\/a>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\t \n\t\u201eMeine Frau muss st\u00e4ndig die wei\u00dfen Gardinen waschen, weil sie schmutzig werden, sobald wir die Fenster \u00f6ffnen\u201c, so Fojcik. Doch er hat sich an den bei\u00dfenden Geruch und die tr\u00fcbe Sicht gew\u00f6hnt: \u201eDie Menschen in Schlesien sehen den Smog nicht, viele sind \u00fcberzeugt, dass es ihn gar nicht gibt.\u201c<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tWas Fojcik vor seiner Haust\u00fcr sieht, ist aus dem Weltall<\/a> noch viel deutlicher zu erkennen. An Wintertagen lassen sich auf Satellitenkarten die Umrisse Polens anhand der Dunstglocke \u00fcber dem Land erahnen. Nachbarl\u00e4nder wie die Slowakei und die Tschechische Republik sind auf saubereres Erdgas umgestiegen, was dank ihrer vergleichsweise kleineren Fl\u00e4che ein leichteres Unterfangen ist.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDawid Fojcik lebt in Polens schlesischem Kohlerevier, wo die Menschen in seiner Umgebung Aktivisten zufolge so viel krebserregendes Benzo(a)yren einatmen, als ob sie t\u00e4glich 16 Zigaretten rauchen w\u00fcrden.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tPolens Vorliebe f\u00fcr Kohle geht auf ihre massive Nutzung w\u00e4hrend des Kommunismus zur\u00fcck, als sie als wertvolles Exportgut diente und das industrielle Wachstum des Landes ankurbelte. Heute ist das Land nach wie vor der gr\u00f6\u00dfte Steinkohleproduzent der EU. Trotz zunehmenden Drucks seitens der Union hat sich die m\u00e4chtige Bergbaulobby einer Reform bislang erfolgreich widersetzt. Infolgedessen ist Polen das einzige europ\u00e4ische Land, in dem heute mehr Kohle zum Heizen verwendet wird als noch vor drei Jahrzehnten.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDas Problem ist jedoch nicht so sehr die Kohle selbst als vielmehr jene minderwertigen Sorten, die \u00fcblicherweise zum Heizen verwendet werden. Das gilt vor allem f\u00fcr den industriellen S\u00fcden des Landes, wo im Umkreis der Bergwerke noch immer Produkte wie Schlammkohle und Staubkohle angeboten werden. In alten, schlecht isolierten H\u00e4usern kommen h\u00e4ufig die billigsten Brennstoffe, wie Holz und sogar M\u00fcll, zum Einsatz, was in Polen eigentlich verboten ist.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEine k\u00fcnstliche Lunge tourt durch polnische St\u00e4dte. Initiiert wurde die Aktion vom Polnischen Smog-Alarm (PAS), einer sozialen Bewegung, die sich f\u00fcr die Verbesserung der Luftqualit\u00e4t einsetzt. Foto: Standbild aus einem Video von PAS<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\t\u201e\u00c4ltere Menschen benutzen mitunter nicht einmal Kohle, sondern verbrennen alte Lumpen, Papier, einfach alles \u2013 weil das am billigsten ist\u201c, meint Bart\u0142omiej aus der schlesischen Stadt \u017bory. Er beobachtet oft seinen Nachbarn, der in den st\u00e4dtischen M\u00fclltonnen nach Holzbrettern und -platten w\u00fchlt. \u201eEr sucht nach sauberem Brennholz, aber wenn er nur ge\u00f6lte oder lackierte Bretter findet, verbrennt er auch diese\u201c, so Bart\u0142omiej, der nicht mit vollem Namen genannt werden wollte, gegen\u00fcber BIRN.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tUm den Teufelskreis zu durchbrechen, hat Bart\u0142omiej vor Kurzem drei Kohlenheizungen in den H\u00e4usern, die ihm geh\u00f6ren, gegen Gaskessel ausgetauscht. Die Kosten seien beachtlich. Zu den Ausgaben von 4.000 Zloty (890 Euro) pro Kessel kommen noch die Kosten f\u00fcr den Austausch der Heizungsrohre \u2013 20.000 Zloty (4.460 Euro) pro Haus \u2013 sowie f\u00fcr sp\u00e4tere Verputz-, Maler- und Reinigungsarbeiten hinzu.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\t\u201eBeworben wird allein der Austausch des Heizkessels, aber das ist nur die Spitze des Eisbergs\u201c, sagt er. Auch das Heizen werde nun teurer: Statt 2.400 Zloty (535 Euro) f\u00fcr den j\u00e4hrlich verbrauchten Kohlenhaufen sind es jetzt etwa 700 Zloty (155 Euro) pro Monat f\u00fcr Gas.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEine Lunge geht auf Tour<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tAuf dem Hauptplatz von Rybnik steht eine zwei Meter gro\u00dfe Lunge. \u00dcber das Metallgestell ist ein perlwei\u00dfer Stoff gespannt. Im Inneren pumpen Ventilatoren Luft hindurch und fangen Feinstaub auf einem Vlies. Von Tag zu Tag wird das Material dunkler<\/a>.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\t\u201eUnsere Aktion soll sichtbar machen, was wir einatmen\u201c, erkl\u00e4rt Piotr Siergiej, Sprecher des Polnischen Smog-Alarm<\/a> (PAS), einer sozialen Bewegung, die sich f\u00fcr eine Verbesserung der Luftqualit\u00e4t in Polen einsetzt. \u201eTrotz zunehmenden Bewusstseins wird das Smogproblem oft ignoriert, meist dort, wo es keine Messstationen gibt.\u201c<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tSeine Leute haben drei solcher \u201eLungen\u201c durch 18 polnische St\u00e4dte gekarrt, um die Auswirkungen der Umweltverschmutzung zu veranschaulichen. Seit sie letztes Jahr mit der ersten Installation begonnen haben, hat die Gruppe \u201eviele Anrufe von verschiedenen Gemeinden\u201c erhalten, die die Lungen in ihrer Stadt aufstellen wollen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tBereits vor der Covid-19-Pandemie begannen Polinnen und Polen, an besonders starken Smogtagen in den St\u00e4dten Gesichtsmasken zu tragen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tPAS hat zudem einfache Ger\u00e4te zur Feinstaubmessung in St\u00e4dten postiert, \u201ezu denen wir keine Daten haben\u201c, und arbeitet mit lokalen Medien zusammen, um die t\u00e4glichen Messergebnisse zu ver\u00f6ffentlichen. Professionelle Ger\u00e4te wie sie in der staatlichen Messstation verwendet werden, die f\u00fcr offizielle Messungen der EU erforderlich sind, sind rar und kosten bis zu 800.000 Zltoy (180.000 Euro) pro Einrichtung.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDank der Aktionen Dutzender Aktivistengruppen in ganz Polen nimmt das \u00f6ffentliche Bewusstsein f\u00fcr den Smog zu. Bereits vor der Covid-19-Pandemie begannen Polinnen und Polen, an besonders starken Smogtagen in den St\u00e4dten Gesichtsmasken zu tragen. In einer neuen Studie gaben 60 Prozent der Befragten an, dass das gr\u00f6\u00dfte Umweltproblem im Land heute die Luftqualit\u00e4t sei, und die Mehrheit der Befragten nannte richtigerweise das Heizen von Privathaushalten als Hauptverursacher.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\t\u201eVor f\u00fcnf Jahren h\u00e4tte man noch die Industrie oder die Autos daf\u00fcr verantwortlich gemacht\u201c, so Siergiej gegen\u00fcber BIRN. Diese machen jedoch nur 20 bzw. 8 Prozent der PM10-Feinstaubbelastung im Land aus. \u201eDoch dieses Wissen schl\u00e4gt sich noch nicht in unserem Handeln als B\u00fcrgerinnen und B\u00fcrger nieder\u201c, betont er.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tGreenpeace-Aktivisten setzen am 12. M\u00e4rz 2015 dem Denkmal des franz\u00f6sischen Generals Charles de Gaulle eine Maske auf, um ihn vor dem Smog in Warschau zu sch\u00fctzen. Greenpeace wollte mit dieser Aktion auf die hohe Luftverschmutzung in Warschau und deren Auswirkungen auf die Gesundheit aufmerksam zu machen. Foto: Marcin Obara \/ EPA \/ picturedesk.com<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tAndere Aktivistinnen und Aktivisten sind noch weiter gegangen und haben den Staat wegen Fahrl\u00e4ssigkeit in Sachen Smog geklagt. In einem dieser F\u00e4lle, in dem im Februar [2021, Anm. d. Red.] ein endg\u00fcltiges Urteil ergehen k\u00f6nnte, forderte Gra\u017cyna Wo\u0142szczak-Sikora (eine polnische Schauspielerin, die zu einer Gruppe Prominenter geh\u00f6rt, die \u00e4hnliche Schritte unternommen haben) Schadenersatz aufgrund der unzureichenden Ma\u00dfnahmen seitens der Regierung. Die Amtsgerichte haben ihren Part bislang erf\u00fcllt. Sollte die Klage durchgehen, wird die Schadenersatzzahlung f\u00fcr wohlt\u00e4tige Zwecke gespendet.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\t\u201eDie Kampagne zielt darauf ab, dass sich Personen des \u00f6ffentlichen Lebens zu Wort melden\u201c, meint Rados\u0142aw G\u00f3rski, ein Rechtsanwalt aus Warschau, der den Fall \u00fcbernommen hat. \u201eZum ersten Mal ist dieses Thema \u2013 das bislang nur von den Medien aufgegriffen wurde \u2013 in einen Rechtsstreit gem\u00fcndet\u201c, sagt er und stellt mit Genugtuung fest, dass \u201esich die Verantwortlichen \u2026 aus der Position eines Angeklagten heraus rechtfertigen m\u00fcssen\u201c.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEin Hauch von Ver\u00e4nderung<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tVer\u00e4nderungen gehen weitgehend von den Gemeinden aus. \u201eKrakau ist zweifellos Spitzenreiter, was die Ma\u00dfnahmen zur Verbesserung der Luftqualit\u00e4t angeht \u2026 Andere St\u00e4dte und Gemeinden greifen unsere L\u00f6sungen auf\u201c, so Stadtpr\u00e4sident Jacek Majchrowski gegen\u00fcber BIRN.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tAus einer neuen, im J\u00e4nner [2021, Anm. d. Red.] durchgef\u00fchrten Studie<\/a> geht hervor, dass sich die Luft in Krakau im Vergleich zu den umliegenden Regionen viel schneller verbessert hat, seit die Verbrennung von Kohle und Holz im Jahr 2019 verboten wurde. \u201eIn den letzten sieben Jahren ist die Feinstaubkonzentration um die H\u00e4lfte gesunken; \u00e4hnlich positive Ergebnisse konnten wir beim krebserregenden Benzo(a)pyren verzeichnen\u201c, betont Majchrowski.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tPoland\u2019s population imponderables<\/p>\t\t\t<\/a>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\t \n\tDer Stadtpr\u00e4sident verweist dabei auf das lokale Subventionsprogramm f\u00fcr den Austausch von Heizungsanlagen und die Abgeltung f\u00fcr h\u00f6here Heizkosten, f\u00fcr das die Stadt \u00fcber 350 Millionen Zloty (78 Millionen Euro) zur Verf\u00fcgung gestellt hat. Krakau hat auch eine App eingef\u00fchrt, mit der man die Polizei \u00fcber illegale Verbrennungen informieren kann. Mehrere St\u00e4dte setzen zudem Anti-Smog-Drohnen zur \u00dcberwachung von Schornsteinen ein. Und an Tagen mit besonders schlechter Luft stehen die \u00f6ffentlichen Verkehrsmittel der Stadt der Bev\u00f6lkerung kostenlos zur Verf\u00fcgung.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie viel gepriesene Verbesserung der Luftqualit\u00e4t k\u00f6nnte jedoch in Wirklichkeit einem anderen Trend der letzten Jahre geschuldet sein: den w\u00e4rmeren Wintern. \u201eViele Institutionen berichten, dass sich die Luftqualit\u00e4t verbessert hat\u201d, so Umwelttechniker Klech. \u201eDie Frage ist jedoch, ob die Verbesserung auf ihre Ma\u00dfnahmen oder auf das w\u00e4rmere Wetter zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\u201c<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie Ursache des Problems liegt darin, dass sich an der Heiztechnik und der Duldung bedenklicher Heizpraktiken nicht viel ge\u00e4ndert hat. In den vergangenen zwei Jahren wurden laut PAS<\/a> nur etwa 70.000 der drei Millionen umweltfeindlichen Heizanlagen in Polen ersetzt. Dies ist zum Teil darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, dass der Erfolg des Vorzeigeprojekts der Regierung, das F\u00f6rderprogramm \u201eSaubere Luft\u201c, wegen schlechtem Management und geringer Nachfrage zu w\u00fcnschen \u00fcbrig l\u00e4sst.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tPawe\u0142 Mirowski, stellvertretender Direktor des Staatsfonds NFO\u015aiGW, der f\u00fcr die Abwicklung der Subventionen verantwortlich ist, erkl\u00e4rt gegen\u00fcber BIRN, dass das Programm \u201est\u00e4ndig verbessert\u201c wurde, und zwar durch vereinfachte Antragsformulare, bessere Kommunikation auf lokaler Ebene und die vor Kurzem erfolgte Einf\u00fchrung von Zusch\u00fcssen, die von den Gemeinden mitgetragen werden. Am 8. Februar [2021, Anm. d. Red.] k\u00fcndigte die Regierung an, 100 Millionen Zloty (22 Millionen Euro) f\u00fcr die Bewerbung des vorerst mit einem gro\u00dfz\u00fcgigen Zeitrahmen bis 2029 angesetzten Programms zur Verf\u00fcgung zu stellen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIn Erwartung eines kr\u00e4ftigeren Windsto\u00dfes kommen die Dinge langsam in Bewegung. Im Jahr 2018 entschied<\/a> der Europ\u00e4ische Gerichtshof (EuGH), dass Polen gegen das EU-Recht \u00fcber Luftqualit\u00e4t versto\u00dfen hat, wobei von der Europ\u00e4ischen Kommission keine finanziellen Sanktionen verh\u00e4ngt wurden. Klech merkt an, dass Heizungen in Privathaushalten derzeit im Rahmen des Europ\u00e4ischen Emissionshandelssystems (ETS) nicht in die Berechnungen der Kohlenstoffemissionen der L\u00e4nder mit einflie\u00dfen. \u201eAber das k\u00f6nnte sich \u00e4ndern\u201c, warnt er.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tOriginal auf Englisch.\n\t\n\t<\/div>\t
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\n\t\n\t\tSto\u00dfl\u00fcften f\u00fcr Europas Smogchampion\t<\/h2>\n<\/a>\t\t\t\n\t\t\t\t
\n<\/div>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\t\n\t<\/div>\t
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\n\t\n\t\t‘Watch out!’\t<\/h2>\n<\/a>\t\t\t\n\t\t\t\t
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Erstmals publiziert am 18. Februar 2021 auf\u00a0Reportingdemocracy.org<\/a>, einer journalistischen Plattform des Balkan Investigative Reporting Network.
Aus dem Englischen von\u00a0Barbara Maya<\/a>.<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n