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\n\tZersplittert und chaotisch<\/strong>
Eine Woche sp\u00e4ter bleiben wichtige Fragen. K\u00f6nnen die Unruhen Vu\u010di\u0107 gef\u00e4hrlich werden? Wer sind die Hooligans, die sich gezielt unter die Protestierenden mischten? \u201eAlles Spekulation\u201c, sagt Milica Vojinovi\u0107. Nur eines l\u00e4sst sich klar sagen: Bei den Protesten in Belgrad geht es um mehr als nur Corona-Ma\u00dfnahmen. Es geht um eine \u00fcber Jahre angestaute Wut auf Vu\u010di\u0107, dessen Regierung immer st\u00e4rker wie ein Regime agiert. Der Pr\u00e4sident steht in der Kritik, die Zahl von Corona-Infizierten manipuliert zu haben, um am 21. Juni Wahlen abhalten zu k\u00f6nnen. Mit Erfolg \u2013 seine nationalkonservative Fortschrittspartei (SNS) erlangte mit \u00fcber 60 Prozent der Stimmen ihr bestes Ergebnis aller Zeiten.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t
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\n\tVu\u010di\u0107, seit 2017 Pr\u00e4sident, regiert Serbien im Stile eines Viktor Orb\u00e1n. Die reichweitenst\u00e4rksten Medien im Land sind ihm h\u00f6rig, investigative Journalistinnen und Journalisten wie Milica Vojinovi\u0107 werden von Regierung und Boulevardmedien diskreditiert. Kritische Enth\u00fcllungen gibt es zwar, aber sie erreichen die Mehrheitsgesellschaft schon lange nicht mehr.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\t\u201eWir leben in einem autokratischen Regime, in dem die Regierung nur der Schatten eines Pr\u00e4sidenten ist, der sich befugt sieht, \u00fcberall im Staat die F\u00e4den zu ziehen\u201c, sagt Aleksandar \u00d0okovi\u0107, Sprecher von \u201eNe davimo Beograd\u201c (\u201eWir lassen Belgrad nicht untergehen\u201c), einer \u00fcber die Jahre gewachsenen B\u00fcrgerbewegung. Die j\u00fcngsten Proteste seien anders als fr\u00fchere, sagt er \u2013 spontan, unorganisiert, chaotisch. Potenzial f\u00fcr einen Machtwechsel erkennt der Aktivist darin nicht.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\t\u201eWir leben in einem autokratischen Regime, in dem die Regierung nur der Schatten eines Pr\u00e4sidenten ist, der sich befugt sieht, \u00fcberall im Staat die F\u00e4den zu ziehen\u201c<\/p>
\n\t\u2014 Aleksandar \u00d0okovi\u0107, Sprecher von \u201eNe davimo Beograd\u201c<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tDer Politologe Vuk Velebit sieht es gleich. Er prognostiziert, dass der Protest im Sand verlaufen wird, und sagt: \u201eIch glaube nicht, dass sich in Serbien \u00fcber Nacht etwas Gro\u00dfes \u00e4ndern wird.\u201c Zu zersplittert und verfeindet seien die Gruppen, die auf die Stra\u00dfe gehen \u2013 linke Reformer, Proeurop\u00e4erinnen, kriegsverherrlichende Nationalisten, gewaltbereite Hooligans, ultraorthodoxe Priester. Manche fordern mehr Demokratie, andere die R\u00fcckeroberung des Kosovo, der sich 2008 f\u00fcr unabh\u00e4ngig erkl\u00e4rte. \u201eDem Protest fehlt es an F\u00fchrung, Organisation und gemeinsamen Zielen\u201c, so Velebit. Dazu mehren sich die Anzeichen, dass die gewaltt\u00e4tigen Hooligans auf Gehei\u00df von Regierung und Geheimdienst agieren, um den Protest in schlechtem Licht erscheinen zu lassen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tVirus ein, Virus aus<\/strong>
Ausl\u00f6ser f\u00fcr den Protest war eine Pressekonferenz am 7. Juli, in der Vu\u010di\u0107 eine Ausgangssperre f\u00fcr das Wochenende verk\u00fcndete. Um die w\u00fctende Reaktion zu verstehen, muss man einige Monate zur\u00fcckblicken: Die serbische Regierung hielt es mit Covid-19 wie mit einem Lichtschalter, der sich nach Belieben ein- oder ausschalten l\u00e4sst. Ende Februar sprach ein medizinischer Berater des Pr\u00e4sidenten vom \u201el\u00e4cherlichsten Virus der Geschichte\u201c. Mitte M\u00e4rz wurde dann doch ein Ausnahmezustand inklusive Ausgangssperre verh\u00e4ngt \u2013 das Milit\u00e4r patrouillierte in den leeren Stra\u00dfen, Menschen \u00fcber 65 durften ihre Wohnung gar nicht mehr verlassen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n