{"id":3712,"date":"2020-06-30T00:00:00","date_gmt":"2020-06-30T00:00:00","guid":{"rendered":"https:\/\/erste-foundation.byinfinum.co\/der-unsichtbare-lehrplan\/"},"modified":"2021-08-24T13:12:31","modified_gmt":"2021-08-24T13:12:31","slug":"der-unsichtbare-lehrplan","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/der-unsichtbare-lehrplan\/","title":{"rendered":"Der unsichtbare Lehrplan"},"content":{"rendered":"\n\n\t\n\t\t\t
\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tEgal ob man die Roma als Gesellschaftsgruppe oder nationale Minderheit betrachtet: Im slowakischen Bildungssystem m\u00fcssen sie sich offenkundig einer Schulpolitik unterwerfen bzw. anpassen, ohne sich an deren Gestaltung beteiligen zu k\u00f6nnen. Diese bildungspolitische Gegebenheit leistet Diskriminierung und Vorurteilen Vorschub und bedingt, dass Kinder und Jugendliche geringe Chancen auf eine qualitativ hochwertige Bildung haben. Kann das neu gegr\u00fcndete Museum der Kultur der Roma solche Defizite im slowakischen Schulsystem ansprechen?<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tEine der langfristigen Bildungsstrategien in Bezug auf Roma-Sch\u00fclerinnen und -Sch\u00fcler an slowakischen Schulen besteht darin, die Gleichbehandlung im Namen des Liberalismus zu betonen und zu f\u00f6rdern. Ein solcher Ansatz f\u00fchrt zu Assimilation und der nachdr\u00fccklichen Forderung, dass sich Minderheiten an die herrschenden Normen anzupassen haben. Er ignoriert soziale und kulturelle Unterschiede an Regelschulen und f\u00fchrt daher zu Diskriminierung. Dies betrifft insbesondere die ethnische Segregation von Roma-Kindern, wodurch sich die Europ\u00e4ische Kommission im April 2015 zur Einleitung eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen die Slowakei veranlasst sah. Die ethnische Trennung f\u00fchrt zu geringerem Selbstvertrauen, einem niedrigeren Bildungsniveau, weniger Motivation sowie negativen Auswirkungen auf die schulischen Leistungen im Allgemeinen. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tBesteht eine solche Trennung \u00fcber einen l\u00e4ngeren Zeitraum, kann sie sich letztendlich zur einer gewohnheitsm\u00e4\u00dfigen bzw. normativen Diskriminierung entwickeln, bei der sich beide Seiten so an die Diskriminierung gew\u00f6hnt haben, dass sie selbst nicht mehr in der Lage sind, zwischen richtig und falsch bzw. zwischen Opfer und T\u00e4ter zu unterscheiden. In der Praxis manifestiert sich das so, dass selbst Roma-Eltern eine getrennte Schulbildung fordern. Eventuell bestehen sie aus Gr\u00fcnden einer “Familientradition” auf gesonderte Schulen f\u00fcr ihre Kinder. Habituelle Diskriminierung l\u00e4sst sich nur durch die Intervention eines unabh\u00e4ngigen Dritten bek\u00e4mpfen. Diese Rolle k\u00f6nnte in naher Zukunft das in der Slowakei geplante Museum der Kultur der Roma \u00fcbernehmen \u2013 als Vermittler bei der Behandlung und Beilegung von Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Diskriminierung von Roma-Kindern an Schulen oder indem es Schulen dabei unterst\u00fctzt, das Bild der Roma von sich selbst und ihrer Kultur zu ver\u00e4ndern.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tIn der Praxis manifestiert sich das so, dass selbst Roma-Eltern eine getrennte Schulbildung fordern. Eventuell bestehen sie aus Gr\u00fcnden einer “Familientradition” auf gesonderte Schulen f\u00fcr ihre Kinder.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tDie Intervention einer unabh\u00e4ngigen dritten Instanz bei (Selbst-)Diskriminierungsstreitigkeiten an Schulen ist deshalb wichtig, da sowohl vonseiten der Schulverwaltung als auch der Lehrkr\u00e4fte selbst die Entscheidung, Roma-Kinder von anderen zu trennen, f\u00e4lschlicherweise damit gerechtfertigt wird, dass dadurch ein besserer individuellerer Unterricht gew\u00e4hrleistet werden k\u00f6nne. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tIn der ersten Schule (Gemeinde \u0160ari\u0161sk\u00e9 Micha\u013eany), die im Februar 2012 Roma-Kinder von anderen trennte, konnten die Lehrkr\u00e4fte nicht nachweisen, dass die Roma-Kinder nur deshalb in eigenen Klassen und verschiedenen Stockwerken zusammengefasst wurden, damit sich ihre schulischen Leistungen verbesserten. Das Gegenteil war der Fall: Der Unterricht f\u00fcr die Roma-Kinder war schlechter und die Lernatmosph\u00e4re wenig f\u00f6rderlich. Zudem kamen nicht nur Roma-Kinder aus der Armensiedlung der nahegelegenen Gemeinde Ostrovany in getrennte Klassen und verschiedene Stockwerke. Nach und nach wurden auch die Roma-Kinder der Mittelschicht aus \u0160ari\u0161sk\u00e9 Micha\u013eany in segregierte Klassen gesetzt. Ihnen folgten Roma-Kinder aus dem nahegelegenen Kinderheim. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tObwohl die diskriminierende Politik der Schule anf\u00e4nglich nur arme Roma-Kinder betraf, sah sich das Landesgericht in Pre\u0161ov zu der Feststellung gezwungen, dass dies einer ethnischen Segregation gleichkomme. Der fehlende Wille, eine differenzierte Schulpolitik gegen\u00fcber Minderheiten und ihren kollektiven Bed\u00fcrfnissen (z.B. Sprache Romanes) bzw. den individuellen Lernbed\u00fcrfnissen der Kinder (Mittel f\u00fcr die Anschaffung von Lehrmaterialien und spezifische F\u00f6rderma\u00dfnahmen) zu erarbeiten, steht im Widerspruch zur anerkannten sozialen und kulturellen Vielfalt als reales gesellschaftliches Ph\u00e4nomen, mit dem die Schulen in der Slowakei nicht gezielt umgehen wollen oder k\u00f6nnen oder mit dem sie nicht umzugehen wissen. Die derzeitige methodische und p\u00e4dagogische Praxis in der Slowakei unterscheidet nicht zwischen Kindern auf Grundlage ihrer kulturellen und sprachlichen Bed\u00fcrfnisse und l\u00e4sst die F\u00fclle und Vielfalt des famili\u00e4ren und sozialen Hintergrunds von Roma-Kindern au\u00dfer Acht.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t\n
\n\t
\n\n\t\t\t\n\t\n\t<\/div>\t
\n\t\t

\n\tFoto: \u00a9 Servet Kocyigit \u201dHigher Education\u201d 2006, 280x400cm, C-Print, Mit freundlicher Genehmigung des K\u00fcnstlers<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tGleicherma\u00dfen interessant ist, dass alle bisher mit Unterst\u00fctzung der Europ\u00e4ischen Union durchgef\u00fchrten und von Methodenzentren koordinierten nationalen Projekte ausdr\u00fccklich \u00fcber Ans\u00e4tze sprechen, die auf die spezifischen Bed\u00fcrfnisse von \u201eKindern aus marginalisierten Roma-Gemeinschaften\u201c eingehen. Die vom Ministerium anerkannten Programme, die aus diesen Projekten hervorgingen, sind jedoch nicht so aufgebaut, dass sie die Lehrkr\u00e4fte mit den n\u00f6tigen F\u00e4higkeiten und Kompetenzen ausstatten, um effizient mit Roma-Kindern aus ausgegrenzten Gemeinschaften oder mit Kindern aus einem anderen sozialen und kulturellen Umfeld zu arbeiten. Sie basieren auf p\u00e4dagogischen Ans\u00e4tzen, die alle Kinder ausnahmslos gleich behandeln und weder die Benachteiligungen bestimmter Kinder kompensieren noch auf ihre individuellen Bildungsbed\u00fcrfnisse eingehen. Eine derartige Herangehensweise m\u00fcndet dann in der \u00dcberzeugung, dass der Fehler beim Kind liegt.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tParadoxerweise l\u00e4sst sich in Anerkennung der verschiedenen kulturellen Rahmenbedingungen und Wertesysteme auch eine Betonung der Andersartigkeit im Namen des Pluralismus beobachten. Dies bezeugen die konfessionellen Schulen sowie Schulen, in denen der Unterricht in den Sprachen verschiedener nationaler Minderheiten stattfindet. In der Slowakei gibt es kein eigenes Minderheitenschulsystem. Schulen, in denen der Unterricht in einer nationalen Minderheitensprache stattfindet, geh\u00f6ren zu einem landesweiten Netzwerk. Auch f\u00fcr sie gelten die gleichen zentralen Verordnungen des Bildungsministeriums. Diese Schulen haben dieselben Lehrpl\u00e4ne und die gleiche Anzahl von Unterrichtsstunden pro Fach.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tEin neues Minderheitenschulsystem sollte mehr bieten, als nur die Sprache und Geschichte der Roma zu erhalten und abzubilden.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tEin neues Minderheitenschulsystem sollte mehr bieten, als nur die Sprache und Geschichte der Roma zu erhalten und abzubilden. Es k\u00f6nnte den Roma auch dabei helfen, sich allm\u00e4hlich als politische Nation zu begreifen, vorausgesetzt, dass man ihnen auch ein gewisses Ma\u00df an Schulautonomie zugesteht, die ihnen eine Entscheidungskompetenz bez\u00fcglich der Leitung und Finanzierung der Schulen einr\u00e4umt. Roma-Expertinnen und -Experten k\u00f6nnten auch an der Erstellung ihrer eigenen Lehrpl\u00e4ne und der Festlegung der Anzahl der Unterrichtsstunden pro Fach mitwirken. Dies w\u00fcrde dazu beitragen, aktuelle Inhalte und den versteckten Rahmenlehrplan zu hinterfragen und in der Folge zu eliminieren, denn er basiert auf grundlegenden Haltungen gegen\u00fcber den Roma und sieht einen Unterricht in der \u00dcberzeugung vor, dass die Kultur und Sprache der Roma feste Kategorien sind, deren Kern biologisch vorgegeben ist. <\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tDiesen Haltungen zufolge werden die Roma als Erben einer Kultur von Dieben und Wahrsagern oder bestenfalls als Saisonarbeiter und Schmiede oder verkl\u00e4rt als nomadisches Volk wahrgenommen, das Tanz und Musik im Blut hat. In der schulischen Praxis \u00e4u\u00dfert sich diese Haltung in der Herangehensweise von Lehrenden, die davon ausgehen, dass die berufliche Zukunft von Roma-Kindern in der Festigung ihrer manuellen F\u00e4higkeiten liegt, es ihre Bestimmung sei, einer geringqualifizierten Arbeit nachzugehen, und die daher bereitwillig zus\u00e4tzliche Stunden und Mittel f\u00fcr ihre zus\u00e4tzliche handwerkliche Ausbildung investieren.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tDieser Ansatz l\u00e4sst sich auch in einer Zunahme von neuen Berufsschulen beobachten, die gegenw\u00e4rtig in Armensiedlungen errichtet werden und in denen Roma-Sch\u00fclerinnen und -Sch\u00fcler zwei Jahre lang f\u00fcr Berufe ausgebildet werden, die im Arbeitsmarkt des 21. Jahrhunderts keine Zukunft haben, wie z.B. die Ausbildung zur \u201epraktischen Hausfrau\u201c f\u00fcr Roma-M\u00e4dchen. Anderen Sch\u00fclerinnen und Sch\u00fclern gegen\u00fcber, die nicht zur Volksgruppe der Roma z\u00e4hlen, verhalten sich Lehrende v\u00f6llig anders. Hier werden Kompetenzen im Umgang mit Computern, in den Naturwissenschaften und Mathematik gef\u00f6rdert. Dieser Ansatz gegen\u00fcber den Roma ist seit Langem institutionalisiert und etabliert. Dadurch werden nicht nur Vorurteile und Stereotype verst\u00e4rkt, sondern wird bei der Erstellung von Lehrpl\u00e4nen auch jede Diskussion \u00fcber Kultur und Identit\u00e4t als auf kritischer (Selbst-)Reflektion beruhende soziale Konstrukte im Keim erstickt.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t\n
\n\t\n\n
\n\t\n
\n\n\t\n\t\t\t\n
\n\t

\n\tUnsichtbares Museum<\/h2>\n\t
\n\t\t\n

\n\tDas Buch<\/a> Nevidite\u013en\u00e9 m\u00fazeum \/ Invisible Museum \/ Nadikhuno muzeumos<\/em> ist die Fortf\u00fchrung der gleichnamigen Ausstellung von tranzit.sk, die zischen 29. November 2017 und 27. Januar 2018 in Bratislava zu sehen war. Der Ansto\u00df f\u00fcr die Ausstellung stammte vom slowakischen K\u00fcnstler Oto Hudec. Dem Projekt liegt die Idee zugrunde, \u00fcber ein Museum f\u00fcr die Roma-Kultur in der Slowakei nachzudenken und dar\u00fcber zu reflektieren. Das Buch enth\u00e4lt weitere Vorstellungen und \u00dcberlegungen zum Thema der Ausstellung und wurde in Zusammenarbeit mit K\u00fcnstlerInnen, AkademikerInnen, Kulturschaffenden und AktivistInnen konzipiert, die in der Slowakei und anderen europ\u00e4ischen L\u00e4ndern leben und arbeiten.<\/p>\n\t<\/div>\n<\/div>\n\t<\/div>\n\n<\/div>\n\n\n\n

\n\t\n
\n\n\t\n\t\t\t

\n\tIch habe bereits \u00f6ffentlich meine Besorgnis \u00fcber die Zunahme von Minderheitenrassismus und Nationalismus aufseiten der Roma zum Ausdruck gebracht. Ich tat dies 2008 im Zusammenhang mit der Standardisierung des Romanes, unter Beteiligung mehrerer Vertreter der \u00e4lteren Generation, die Anfang der 1990er-Jahre Teil eines radikaleren Fl\u00fcgels der aufkeimenden nationalen Minderheit in der Tschechoslowakei waren.

Ein durch das Schulsystem oder den Lehrplan vermittelter, zu starker Fokus auf das Anderssein im Namen des Pluralismus kann ein ungesundes Gef\u00fchl der Exklusivit\u00e4t, Einzigartigkeit oder direkter moralischer \u00dcberlegenheit ausl\u00f6sen und zu Selbstausgrenzung und Verteidigung eines umgekehrten Rassismus f\u00fchren. Des Weiteren kann dadurch auch traditionellen Werten, die im Widerspruch zu den Erfordernissen liberaler Prinzipien, der Gleichheit und Autonomie stehen, zu viel Bedeutung beigemessen werden. Ich spreche hier von der traditionellen patriarchalischen Haltung von Roma-M\u00e4nnern gegen\u00fcber Frauen (wie dem Brauthandel oder ihrer Weigerung, Roma-M\u00e4dchen eine bessere Ausbildung zukommen zu lassen).

P\u00e4dagogik-, Kultur- und Geschichts-Expertinnen und Experten aus den Reihen der Roma sollten die Schulbeh\u00f6rden nachdr\u00fccklich dazu auffordern, sich an Fachgespr\u00e4chen \u00fcber Inhalt und Art des Unterrichts von Roma-Themen zu beteiligen. Die Beteiligung der Roma an der Gestaltung der Schulpolitik und des staatlichen Lehrplans k\u00f6nnte dazu beitragen, die Qualit\u00e4t der Bildung zu verbessern und gleichzeitig Stereotype zu \u00fcberwinden und der Verbreitung von Vorurteilen an Schulen ein Ende zu setzen. Im Bildungsministerium wurde sogar eine Beratungsgruppe aus Roma-Bildungsexperten unter dem Vorsitz von Dr. Franti\u0161ek Godla eingerichtet, im Jahr 2010 von Eugen Jurzyca, dem damaligen designierten Bildungsminister, jedoch wieder aufgel\u00f6st.<\/p>\t<\/div>\n\n<\/div>\n\n<\/div>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tDas neue Museum der Kultur der Roma k\u00f6nnte auch aktiv einen Raum schaffen, der den Roma und ihren aufstrebenden Eliten eine Neubewertung der Art und Weise erm\u00f6glicht, wie ihr (Selbst-)Bild geformt wird. So wie ich es verstehe, wird die Geschichte der Roma an den Schulen h\u00e4ufig auch im Zusammenhang mit Geschichten von Vertriebenen und Ausgesto\u00dfenen durchgenommen, sodass viele wohl Schwierigkeiten haben, sich damit zu identifizieren. Diese Art der Geschichtsdeutung durch den staatlichen Lehrplan verst\u00e4rkt \u2013 im positiven oder negativen Sinne \u2013 Vorurteile und Stereotype bei der Entwicklung einer pers\u00f6nlichen und kollektiven Identit\u00e4t. Unstrittig ist auch, dass selbst die moderne Geschichte der Roma nicht ausreichend und objektiv erforscht und aufbereitet ist. Das Thema des V\u00f6lkermords an den Roma ist ein Paradebeispiel.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tInsofern ist es naheliegend, dass manche angesichts dieser Unzul\u00e4nglichkeiten das Gef\u00fchl haben, es wieder gutmachen zu wollen und diese Sichtweise der Geschichte unkritisch wieder aufgreifen oder die Vergangenheit sogar ab\u00e4ndern (ein Ableger der Geschichte). Dieses Ph\u00e4nomen wird durch die Wahl von Roma-K\u00f6nigen, eine seit den 1990er-Jahren in der Slowakei g\u00e4ngige Praxis, hinreichend veranschaulicht, obwohl allseits bekannt ist, dass es in der Geschichte der Roma nie K\u00f6nige gab. Insbesondere die \u00e4ltere Generation der Roma ist davon \u00fcberzeugt, dass eine verf\u00e4lschte Geschichte den Roma ein ges\u00fcnderes (Selbst)-Bild und Selbstbewusstsein vermitteln kann und sie in weiterer Folge in ihrem Kampf gegen die dem\u00fctigenden Bedingungen der Armut vereint, denen viele von ihnen tagt\u00e4glich ausgesetzt sind. Dieser Ansatz galt von Anfang an als ineffektiv und illusorisch, gleichzeitig zeigt er jedoch, wie viele (meiner Meinung nach aus verst\u00e4ndlichen Gr\u00fcnden) freiwillig in ihrer eigenen unvollkommenen Geschichte verhaftet blieben.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tDie Verfasser dieser Publikation<\/a> befassen sich mit der Frage, wie die Bildung und intellektuelle Kraft der Roma im Rahmen des neuen Museums der Kultur der Roma aufbereitet und pr\u00e4sentiert werden k\u00f6nnen. Einige dieser Rollen wurden im obigen Text bereits angesprochen. Einigkeit besteht darin, dass dieses Museum nicht nur das Thema Bildung pr\u00e4sentieren, dessen aktuelle Probleme ansprechen und eine historische Betrachtung anbieten sollte. Es sollte auch aktiv am Bildungsprozess mitwirken. Daher ist es wichtig, bereits in der Aufbauphase der Institution die Umsetzung des oben erw\u00e4hnten partizipativen Ansatzes stets im Auge zu behalten; mit anderen Worten, gebildete Roma der jungen, aufstrebenden Generation zusammenzubringen, die sich einer historischen Festlegung verweigern und beginnen, ihre Pr\u00e4senz bei der Mitgestaltung ihrer eigenen pers\u00f6nlichen Identit\u00e4t sowie der Identit\u00e4t dieser geplanten neuen modernen Institution uneingeschr\u00e4nkt zu reflektieren.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

\n\t\t\t
\n\t\t\t\t

\n\tErstmals erschienen im Oktober 2019 in der Publikation “Nevidite\u013en\u00e9 m\u00fazeum \/ Invisible Museum \/ Nadikhuno muzeumos<\/a>“
Aus dem Englischen von
Barbara Maya<\/a>.<\/em>

Dieser Text ist urheberrechtlich gesch\u00fctzt: \u00a9 Vlado Rafael \/ tranzit.sk. Bei Interesse an Wiederver\u00f6ffentlichung bitten wir um Kontaktaufnahme mit der
Redaktion<\/a>.
Urheberrechtliche Angaben zu Bildern, Grafiken und Videos sind direkt bei den Abbildungen vermerkt. Titelbild: Em\u00edlia Rigov\u00e1, Constant Metamorphosis, 2016. Foto: \u00a9 Adam \u0160akov\u00fd<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Vlado Rafael \u00fcber das slowakische Schulsystem und wie es das (Selbst-)Bild der Roma begr\u00fcndet<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":829,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[433,436,268],"tags":[340,276],"formats":[],"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3712"}],"collection":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3712"}],"version-history":[{"count":3,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3712\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":5738,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3712\/revisions\/5738"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/829"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3712"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3712"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3712"},{"taxonomy":"format","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/formats?post=3712"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}