{"id":3663,"date":"2019-11-05T00:00:00","date_gmt":"2019-11-05T00:00:00","guid":{"rendered":"https:\/\/erste-foundation.byinfinum.co\/die-schule-der-zivilgesellschaft\/"},"modified":"2022-03-30T15:58:01","modified_gmt":"2022-03-30T15:58:01","slug":"die-schule-der-zivilgesellschaft","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/die-schule-der-zivilgesellschaft\/","title":{"rendered":"Die Schule der Zivilgesellschaft"},"content":{"rendered":"
\n\tWie geht es mit dem Wohlstand weiter und der Gerechtigkeit? Und was bedeuten diese Begriffe eigentlich im 21. Jahrhundert?<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tWir wagen nichts mehr. Es hei\u00dft, es mangle uns heute an k\u00fchnen Entw\u00fcrfen, wie wir leben wollen. Da ist was dran – wenngleich man erst einmal fragen muss: Was genau? K\u00fchnheit klingt verwegen, nach vorne st\u00fcrmend, leidenschaftlich. Die alten Helden von fr\u00fcher waren so, wenngleich das selten zu Gutem f\u00fchrte – seit Troja, so hat es uns schon Homer erz\u00e4hlt, blieben sie auf dem Schlachtfeld liegen, ge\u00e4ndert hat es wenig. Visionen vielleicht? Utopien? Das sind die Helden der Theorie, und sie scheitern ganz praktisch und an denen, f\u00fcr die sie vermeintlich gemacht wurden. Wenn die das nicht einsehen, dann zwingt man sie eben – das ist bis heute die schlechte Praxis einer besseren Welt, die nur auf dem Papier existiert. Welche K\u00fchnheit ist es, die zwischen dem Tollk\u00fchnen – dem Entr\u00fcckten und Unvern\u00fcnftigen – liegt, und der Mutlosigkeit, ihrem trostlosen Gegen\u00fcber?<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tWelche K\u00fchnheit braucht k\u00fchlen Mut, pragmatische Vernunft, die zu einer besseren Zukunft f\u00fcr alle f\u00fchrt, niemanden drau\u00dfen l\u00e4sst und allen gerecht wird. Wie k\u00fchn muss man sein, damit das Wirklichkeit wird? Was wahre K\u00fchnheit heute ist, kann man an den Reaktionen auf den folgenden Satz erkennen: Die Welt wird immer besser.<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tMit kaum etwas kann man gebildete, westliche Wohlstandsb\u00fcrger mehr aus der Fassung bringen als mit dieser n\u00fcchternen Feststellung: \u201eDie Welt wird immer besser.\u201c Das klingt in Zeiten der routiniert schlechten Nachrichten im besten Fall relativierend und verharmlosend. Immer mehr erscheint es aber gleichsam als L\u00fcge, als Blasphemie gegen den subjektiven, gef\u00fchlten Zustand der Welt. Die Mutter aller Fake-News. Es ist die Realit\u00e4t, die uns am meisten emp\u00f6rt. K\u00fchnheit ist, wenn man es wiederholt: Die Welt wird immer besser. Lebt damit. H\u00f6rt auf zu klagen. Und macht was draus.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEs ist die Realit\u00e4t, die uns am meisten emp\u00f6rt. K\u00fchnheit ist, wenn man es wiederholt: Die Welt wird immer besser. Lebt damit. H\u00f6rt auf zu klagen. Und macht was draus.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDer k\u00fchnste denkbare Entwurf f\u00fcr das 21. Jahrhundert ist, das ernst zu nehmen und loszulegen. Es braucht viel Mut dazu, denn die Arbeit ist schwer, vielleicht noch viel schwerer als jene, die in den vergangenen zwei, drei Jahrhunderten getan wurde und die einen Gro\u00dfteil der Menschen in Europa dem materiellen Elend und der Hoffnungslosigkeit ihres Schicksals entriss. Schwer, weil wir uns auf hohem Niveau ver\u00e4ndern m\u00fcssen, nicht mehr aus bitterer Not. Der Antrieb daf\u00fcr kann nur aus uns selbst kommen. Die K\u00fchnheit l\u00e4sst sich nicht an andere, an Helden, Anf\u00fchrer und Macher, delegieren. Wir m\u00fcssen k\u00fchn genug sein, uns selbst gegen\u00fcberzutreten. Das ist nichts f\u00fcr Feiglinge. Und keineswegs zu untersch\u00e4tzen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tWie l\u00e4sst sich ein ganzheitliches Konzept f\u00fcr den Wohlstand vieler anstatt nur einiger weniger umsetzen?<\/p>\t\t\t<\/a>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\t \n\tDie westlichen Eliten sind in tiefen Selbstzweifeln gefangen, die, so scheint es, nicht zu jener Sorte Zweifel geh\u00f6ren, von denen Ren\u00e9 Descartes meinte, sie w\u00e4ren \u201eder Weisheit Anfang\u201c. Die Zweifel im reichen Westen scheinen zu nichts zu f\u00fchren.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEs scheint fast ausgemacht, dass die jungen, dynamischen Aufsteigerstaaten Asiens allen Optimismus des 21. Jahrhunderts f\u00fcr sich beanspruchen d\u00fcrfen. Europa hingegen zweifelt an allem. Es ist gut, zu hinterfragen, aber es gen\u00fcgt nicht, es dabei zu belassen. Zweifel soll zur Analyse der Verh\u00e4ltnisse f\u00fchren, die zur Erkenntnis, die zum Handeln. Wer sich die Frage stellt, was wir im 21. Jahrhundert st\u00e4rken m\u00fcssen, damit es allen besser geht, kommt nicht daran vorbei, die Ursache des westlichen Kulturpessimismus zu hinterfragen. Was sind seine Wurzeln?<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIm Jahr 2019 feiern Erste Bank und Sparkassen, sowie die ERSTE Stiftung das 200-j\u00e4hrige Jubil\u00e4um der Sparkassenidee: Sie war in Zeiten von Industrialisierung und Urbanisierung sozial und wirtschaftlich, sie war innovativ und k\u00fchn. Was erz\u00e4hlt uns die Sparkassenidee heute im Jahr 2019? \n\t\u201eDie Welt verbessert sich in nahezu jedem messbaren Bereich (\u2026) weniger Leute sterben an Krankheiten, kriegerischen Konflikten und Hunger, mehr Menschen verf\u00fcgen \u00fcber bessere Schulausbildung, die Welt wird demokratischer, wir alle leben l\u00e4nger und besser\u201c, schreiben die an der Universit\u00e4t Oxford t\u00e4tigen \u00d6konomen Max C. Roser und Mohamed Nagdy auf der famosen Datenbank ourworldindata.org<\/a>. Die Welt in Zahlen ist nachvollziehbar. Sie zeigt den Stand der Dinge. Der Trend ist seit Jahrzehnten un\u00fcbersehbar: Es geht voran, f\u00fcr die meisten. \n\tEs ist nicht Moral, Ideologie, die der Welt hilft, kein politischer Symbolismus, sondern nur die Anerkennung der Realit\u00e4t. Daf\u00fcr braucht man heute viel Mut. Viel K\u00fchnheit. Mitjammern ist leicht. Machen ist riskant. Aber wir k\u00f6nnen das T\u00e4tigwerden nicht unterlassen, denn gut ist nicht gut genug, und es gibt vieles, das unsere Aufmerksamkeit braucht. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich \u00fcber Erfolge zu freuen. Um sich darauf zu konzentrieren, was ansteht. Unterscheiden k\u00f6nnen ist eine der wichtigsten Grundlagen des Realit\u00e4tssinns. Die Helden des 21. Jahrhunderts, die k\u00fchnen Ver\u00e4nderer, haben einen Namen: Realisten. Cool ist, was ist.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie Helden des 21. Jahrhunderts, die k\u00fchnen Ver\u00e4nderer, haben einen Namen: Realisten. Cool ist, was ist.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDoch warum sind wir stattdessen schlecht gelaunt? Eine Begr\u00fcndung mag sein, dass der Westen seinen Anspruch auf kulturelle und politische Hegemonie verliert. Aber ist das f\u00fcr die \u201eMenschen da drau\u00dfen\u201c, wie Politiker ihre B\u00fcrgerinnen und B\u00fcrger distanziert nennen, wirklich wichtig?<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tMax C. Roser und Mohamed Nagdy haben indes auch herausgefunden, dass es ein Paradox gibt: W\u00e4hrend die meisten Menschen die Zukunft ihrer Gemeinschaften pessimistisch einsch\u00e4tzen, sehen sie ihre pers\u00f6nliche Lage deutlich zuversichtlicher. Das mag, wie Roser vor Jahren im Magazin brand eins<\/em> sagte, daran liegen, dass \u201edie Leute ein schlechtes kollektives Ged\u00e4chtnis haben.\u201c Und wenig in der Gegenwart erinnert an dieses Defizit. Was von der Vergangenheit bleibt, sind die sch\u00f6nen und exklusiven Dinge, Kunstwerke und Pal\u00e4ste, die die Zeit \u00fcberdauert haben – w\u00e4hrend die \u201eElendsquartiere verschwunden sind\u201c, so Roser. Doch die Geschichte ist alles, was bisher geschah – und die Gegenwart ihr Ergebnis, oder, wie es der amerikanische Regisseur Ken Burns klar machte, \u201eHistory is right now. History is is, not was.\u201c Wenn etwas die Bedeutung von kollektivem Ged\u00e4chtnis beschreibt, dann das. Wer seine Geschichte nicht kennt, die Story seiner Entwicklung, kennt sich selbst nicht. Und wird zum leichten Opfer von Manipulanten und Populisten aller Lager. Die brauchen die schlechte Nachricht und setzten auf schlechtes Ged\u00e4chtnis – bei dem unter die R\u00e4der kommt, dass Westeurop\u00e4er heute das fast 50fache Verm\u00f6gen ihrer Vorfahren des Jahres 1800 besitzen – und eine gut dreimal so hohe Lebenserwartung.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDass uns der Mut und die K\u00fchnheit fehlen, Zukunft zu gestalten, liegt an einer evolution\u00e4ren Barriere. Wir h\u00f6ren auf schrille Signale, die vor einer existenziellen Bedrohung warnten, mehr als auf Erfahrungen. Die alte Weisheit der Boulevardpresse, nach der die \u201eschlechte Nachricht die bessere ist\u201c, weil sie besser geh\u00f6rt und damit gekauft wird, gilt in der Aufmerksamkeitsgesellschaft fast \u00fcberall. Wer nicht \u00fcbersehen werden will, muss laut sein, polarisieren, \u00fcbertreiben. Alles ist Entweder-Oder. Hier gedeihen Angst und Verunsicherung. Am Ende kann man die Realit\u00e4t von den unz\u00e4hligen Fakes nicht mehr unterscheiden – man sieht den Wald vor lauter B\u00e4umen nicht mehr. Realit\u00e4tssinn, das Wissen um Zusammenh\u00e4nge, entwickelt sich aber nur in aller Ruhe. Ist alles verloren?<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIm Gegenteil. Denn der nach au\u00dfen getragene kollektive Pessimismus steht, wie wir weiter oben geh\u00f6rt haben, in einem Widerspruch zur Einsch\u00e4tzung der eigenen, individuellen Lage. Es gibt Systemkrisen, zweifelsohne, einen Vertrauensverlust in die alten Institutionen, die alte Welt. Die Menschen sind pessimistisch, wenn es um das alte Gro\u00dfe und Ganze geht, um die Gesellschaft, um Staaten, Organisationen. Deren Zukunft steht zur Disposition. Das wird im \u00f6ffentlichen Reden und im Diskurs, naturgem\u00e4\u00df, mit der pers\u00f6nlichen Perspektive verwechselt. Denn der Einzelnen war in der alten Welt immer nur Teil des Kollektivs, des Gro\u00dfen und Ganzen. Die Person ordnet sich dem Gemeinwohl unter. Doch das reicht nicht mehr aus.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie westliche Kultur, und ganz besonders jene in Europa, ist immer noch der Massengesellschaft des Industrialismus verpflichtet. Paradoxerweise f\u00fchrt der Wohlstand, den Industrie- und Konsumgesellschaft schufen, immer st\u00e4rker zur Individualisierung. Mit der kann \u201edas System\u201c aber nicht hinl\u00e4nglich umgehen. Im 21. Jahrhundert und seiner Wissensgesellschaft geht es um Differenz, nicht mehr ums Einordnen. Die Zivilgesellschaft hat keine Zentrale. Die \u201egeordneten Bahnen\u201c, die Ordnung des Gro\u00dfen und Ganzen, verschwinden nicht ganz, aber sie verlieren – zuweilen massiv – an Bedeutung. Wo ist etwa \u201edas Vaterland\u201c geblieben? Wo die lebenslange Loyalit\u00e4t zu einem Unternehmen? Der Bedeutungsverlust von Volksparteien und Massenvertretungen ist seit Jahren un\u00fcbersehbar. Die Krise des \u201eAlten\u201c wird oft als Generationenkonflikt fehlinterpretiert. Doch es geht nicht mehr um die alte Gerechtigkeit des Gleichen, jedenfalls nicht mehr in allen Lebensbereichen. Es geht um Einzelgerechtigkeit. Um die Erm\u00f6glichung von Differenz. Dazu ist die Aufkl\u00e4rung angetreten. F\u00fcr nichts weniger. Das ist ein gro\u00dfes Projekt.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDer Vertrauensverlust vieler in die alte F\u00fchrung ist damit verbunden, dass sie keine individuellen Freir\u00e4ume zul\u00e4sst. Immer mehr Menschen in Organisationen suchen nach \u201ePurpose\u201c und stellen sich die Frage, was sie \u201ewirklich, wirklich wollen\u201c, wie es der der New Work Pionier Frithjof Bergmann in seiner Grundformel aller pers\u00f6nlichen Entwicklung formulierte. Die Suche nach dem Sinn ist die Suche nach sich selbst, nach der neuen Realit\u00e4t. Wir sind weiter, als wir glauben. Dass viele optimistisch sind, wenn es um sie selber geht, und pessimistisch, wenn es die alten Kollektive angeht, zeigt, dass der Realit\u00e4tssinn tats\u00e4chlich ganz gut funktioniert.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDas Streben nach pers\u00f6nlichen Freir\u00e4umen ist keineswegs nur den gebildeten Eliten, die sich dabei bemerkbar machen, eigen. Eigensinn wird \u00fcberall gelebt und gefordert, in allen Schichten und Klassen der sich formierenden Zivilgesellschaft. Das ist der gemeinsame Nenner materiell entwickelter Gesellschaften, jenes magische \u201equalitative Wachstum\u201c, das sich eben nicht in Normen, Regeln, politische Verordnungen und To-Do-Listen packen l\u00e4sst. Die klassische politische Kultur und die F\u00fchrung k\u00f6nnen mit Masse umgehen, aber nicht mit dem Individuum. Daf\u00fcr sind sie nicht geschaffen, das haben sie nicht gelernt. Immer noch trifft man hier die Vorstellung, man br\u00e4uchte nur ein neues Rezept zur Macht, zur Beherrschung und zum Management der Massen, des Gro\u00dfen und Ganzen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDoch die Leute wollen keine Eltern, sie wollen Erm\u00f6glicher, also ein Leadership, das die unterschiedlichen Lebensentw\u00fcrfe so gut es geht f\u00f6rdert und sie sein l\u00e4sst. Zivilgesellschaft bedeutet, Vielheit und Vielfalt sich immer wieder neu entwickeln zu lassen. Das ist keineswegs zusammenhangslos und chaotisch, sondern die Grundlage echter Demokratie. Vielleicht ist es eben auch das schlechte kollektive Ged\u00e4chtnis der Eliten, die den Blick darauf vernebelt. Sie konnten den materiellen Aufstieg im Kollektiv managen. Jetzt geht es darum, den Einzelnen ihr Leben zuzutrauen. Das Yes, we can<\/em>, das Barack Obama seiner Pr\u00e4sidentschaft voranstellte, es gilt immer noch. Es ist nicht kleinzukriegen, R\u00fcckschl\u00e4ge h\u00e4lt es aus. Wir k\u00f6nnen das.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tZivilgesellschaft bedeutet, Vielheit und Vielfalt sich immer wieder neu entwickeln zu lassen. Das ist keineswegs zusammenhangslos und chaotisch, sondern die Grundlage echter Demokratie.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDas deutsche Wort K\u00fchnheit baut auf diesem Wortstamm auf. K\u00fchn kommt von k\u00f6nnen – und von kennen, also wissen, wie es l\u00e4uft. Es ist die pragmatische Mitte zwischen dem extremen Tollk\u00fchnen, dem verr\u00fcckten Wagnis und der Mutlosigkeit als ihrem Gegenst\u00fcck. K\u00fchnheit ist cool. Sie baut auf Vernunft. K\u00fchnheit ist eine Dienstleistung. Sie erm\u00f6glicht anderen, ihr Leben zu leben, nach ihren Talenten und F\u00e4higkeiten, selbstbestimmt. Die K\u00fchnheit, die wir brauchen, erm\u00e4chtigt die Gesellschafter der Zivilgesellschaft, ihre Freir\u00e4ume zu nutzen. Subsidiarit\u00e4t ist die Grundlage einer solchen offenen Gesellschaft. Wir helfen einander, uns selbst zu helfen. Das hei\u00dft nicht: alleingelassen werden. Sondern m\u00fcndig und erwachsen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tK\u00f6nnen, Kennen \u2013 K\u00fchnheit ist ein Fundament der Wissensgesellschaft. Wir ahnen noch mehr \u00fcber diese Welt als wir wissen. Doch das \u00e4ndert sich gerade. An die Stelle statischer Organisationen treten Netzwerke, deren Wesen es ist, dass der Einzelnen an ihnen nicht dauerhaft, sondern nach Bedarf teilnimmt. An die Stelle einer M\u00f6glichkeit treten M\u00f6glichkeiten, Varianten. Ein Leadership, das k\u00fchn genug ist, um das zu erkennen und f\u00fcr richtig zu halten, wird ebenfalls nicht auf Dauerhaftigkeit angelegt sein. Aber es wird gebraucht, um eine Schule der Selbst\u00e4ndigkeit und Selbsterm\u00e4chtigung zu errichten, die beiden W\u00f6rter, auf die das gro\u00dfe Wort Zivilgesellschaft erst bauen kann. Es braucht eine Schule der Zivilgesellschaft, in der die Tugenden der Freiheit verstanden werden – ohne dass neue Abh\u00e4ngigkeiten an die Stelle der alten treten.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDer amerikanische Zukunftsforscher Alvin Toffler, ein hellsichtiger Vordenker der Wissensgesellschaft, hat in den fr\u00fchen 1970er Jahren festgestellt: \u201eThe illiterate of the 21st century will not be those who cannot read and write, but those who cannot learn, unlearn and relearn.\u201c Sich entwickeln wollen. \n\tDieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz ver\u00f6ffentlicht: CC BY-NC-ND 3.0<\/a>. Der Name des Autors\/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden. Autor: Wolf Lotter \/ erstestiftung.org. Bei Interesse an Wiederver\u00f6ffentlichung bitten wir um Kontaktaufnahme mit der Redaktion<\/a>. Wolf Lotter \u00fcber die pragmatische Mitte zwischen dem extremen Tollk\u00fchnen, dem verr\u00fcckten Wagnis und der Mutlosigkeit<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":1952,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[433,268],"tags":[250,295,376,266,470,531],"formats":[],"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3663"}],"collection":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3663"}],"version-history":[{"count":4,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3663\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":6711,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3663\/revisions\/6711"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/1952"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3663"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3663"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3663"},{"taxonomy":"format","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/formats?post=3663"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}
\n\t\n\t\tProsperit\u00e4t\t<\/h2>\n<\/a>\t\t\t\n\t\t\t\t
\n<\/div>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\tTipping Point Talk #4 – K\u00fchnheit<\/h2>\n\t
Der Journalist und Autor Wolf Lotter<\/a> begleitet in diesem Jahr die vier Tipping Point Talks<\/em><\/a>, eine Veranstaltungsreihe zu den Themenfeldern Identit\u00e4t, Normativit\u00e4t, M\u00f6glichkeit und K\u00fchnheit mit jeweils einem Essay. In diesem Text denkt er \u00fcber\u00a0K\u00fchnheit<\/em><\/a> nach.<\/p>\n\t<\/div>\n<\/div>\n\t<\/div>\n\n<\/div>\n\n\n\n
Das gilt nicht nur f\u00fcr die aufstrebenden Schwellenl\u00e4nder Asiens, und – bei allen R\u00fcckschl\u00e4gen – Afrikas, sondern auch f\u00fcr Europa und Amerika. Wo bleibt hier die Achtsamkeit des Westens gegen\u00fcber diesen gro\u00dfen Erfolgen? Brauchen wir nicht viel mehr \u201eFactfulness\u201c, wie es der schwedische Arzt und Autor Hans Rosling<\/a> im Titel seines Bestsellers formulierte, dessen Untertitel das Pessimismusproblem auf den Punkt bringt: \u201eWie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist\u201c? Da fragen viele Wessis nach dem Sinn \u2013 des Lebens, in der Arbeit, in der Kultur. Wie w\u00e4re es denn mal mit etwas ganz anderem: Realit\u00e4tssinn.<\/p>\t<\/div>\n\n<\/div>\n\n<\/div>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
Mehr K\u00fchnheit geht nicht.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
Urheberrechtliche Angaben zu Bildern, Grafiken und Videos sind direkt bei den Abbildungen vermerkt. Titelbild: Eine Demonstrantin h\u00e4lt ein Bild der Sea-Watch-Kapit\u00e4nin Carola Rackete w\u00e4hrend einer Demonstration in Barcelona. Foto: \u00a9 Pau Barrena \/ AFP \/ picturedesk.com<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"