\n\tDie Gr\u00fcndung der Europ\u00e4ischen Union war urspr\u00fcnglich das Resultat gescheiterter oder scheiternder europ\u00e4ischer Imperien, auch wenn die Europ\u00e4ische Union heute eher als Vereinigung unschuldiger kleiner Nationalstaaten auftritt. Sich der Verantwortung f\u00fcr ein halbes Jahrtausend Imperialismus zu stellen ist schmerzhaft, aber es w\u00fcrde Europa erm\u00f6glichen, sich auf einzigartige und vielversprechende Weise von ihrer imperialen Vergangenheit zu erholen, so Timothy Snyder in seiner Rede zum Europatag 2019 am Judenplatz in Wien.<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tMein Name ist Timothy Snyder. Ich bin ein amerikanischer Historiker und wurde gebeten, eine Nachricht an Europa zu \u00fcberbringen. Das hier ist sie. Ihr seid mehr als eure Mythen. F\u00fcr uns Au\u00dfenstehende seid ihr auch ein Quell der Hoffnung; vielleicht sogar der einzige Quell der Hoffnung f\u00fcr die Zukunft. Ihr seid mehr als eure Mythen. Wir stehen hier heute zusammen auf dem Judenplatz am 9. Mai 2019. Der 9. Mai ist in diesem Jahr noch bis Sonnenuntergang der israelische Unabh\u00e4ngigkeitstag. Heute ist Unabh\u00e4ngigkeitstag in Israel. Der 9. Mai ist in Moskau oder Kiew oder Minsk der Tag des Sieges. In diesen und anderen europ\u00e4ischen St\u00e4dten wurde heute der Sieg \u00fcber Nazideutschland und seiner vielen europ\u00e4ischen Verb\u00fcndeten im Zweiten Weltkrieg gefeiert, bedacht und erinnert.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tWir sind hier versammelt, gerade an diesem heutigen Tag, dem 9. Mai, um an die Rede Robert Schumans, die Erkl\u00e4rung Robert Schumans, am heutigen Tag des Jahres 1950 zu erinnern. Als Schuman erkl\u00e4rte, Europe sei nicht nur f\u00fcr die Europ\u00e4er da, dass es bei Europa um einen Frieden f\u00fcr die ganze Welt gehe. Wie k\u00f6nnen wir uns dieser drei Dinge gleichzeitig erinnern? Wie k\u00f6nnen wir uns ihrer sinnvollerweise als Geschichte erinnern, als jener Art von Geschichte, die uns den Weg in die Zukunft weisen kann? Wie erinnern wir uns des Holocausts, des Zweiten Weltkriegs und des Beginns des europ\u00e4ischen Projekts gemeinsam als einer Geschichte?<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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\n\tWie k\u00f6nnen wir an die Erschaffung des europ\u00e4ischen Projekts vor 70 Jahren denken und zugleich fragen: Wird es heute neugestaltet oder abgewickelt? F\u00fcr mich als Historiker h\u00e4ngt die Antwort auf diese Frage sehr davon ab, ob ihr, Europ\u00e4er, euch f\u00fcr den Mythos entscheidet, oder ob ihr, Europ\u00e4er, die Geschichte w\u00e4hlt. Es gibt zwei M\u00f6glichkeiten des Erinnerns. Die eine f\u00fchrt euch auf euch selbst zur\u00fcck, zu einer Erz\u00e4hlung dar\u00fcber, dass ihr immer recht hattet, einer Erz\u00e4hlung dar\u00fcber, dass ihr selbst oder Leute wie ihr immer unschuldig wart. Das ist Mythos. Das ist nationaler Mythos. Er hat fast \u00fcberall die Oberhand und k\u00f6nnte sie durchaus auch hier gewinnen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
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The ERSTE Foundation Tipping Point Talks 2019<\/h1><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n