{"id":3597,"date":"2019-03-26T00:00:00","date_gmt":"2019-03-26T00:00:00","guid":{"rendered":"https:\/\/erste-foundation.byinfinum.co\/persoenlichkeiten\/"},"modified":"2021-07-01T05:49:41","modified_gmt":"2021-07-01T05:49:41","slug":"persoenlichkeiten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/persoenlichkeiten\/","title":{"rendered":"Pers\u00f6nlichkeiten"},"content":{"rendered":"
\n\tIm Jahr 1982 ver\u00f6ffentlichte der amerikanische Regisseur Woody Allen seine elfte Regiearbeit, \u201eZelig\u201c. Es ist eine sogenannte Mockumentary, also eine fiktive Geschichte, die in Form einer Dokumentation daherkommt. Der Held des Films, der in den 20er und 30 Jahren des 20. Jahrhunderts spielt, ist der New Yorker B\u00fcroangestellte Leonard Zelig, der sich nichts mehr w\u00fcnscht, als von anderen gemocht zu werden, und der deshalb seine Pers\u00f6nlichkeit immer jener Gruppe anpasst, mit der er gerade zu tun hat.<\/strong><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tSchon als Kind wird das Kind j\u00fcdischer Kleinb\u00fcrger von Antisemiten schikaniert. Seine Eltern geben ihm daf\u00fcr noch die Schuld. Zeligs Konsequenz besteht aus Anpassung und Selbstverleugnung. Der deutsche Kritiker Hellmuth Karasek hat das in seiner Rezension zum Film als verbreitetes Ph\u00e4nomen beschrieben: \u201eZelig\u201c, so schreibt er, sei einer von denen, die \u201eihre Identit\u00e4t nur behalten zu k\u00f6nnen glauben, indem sie sie dauernd verleugnen.\u201cKarasek, H., Der Spiegel, 40\/1983: Menschliches Cham\u00e4leon. 3.10.1983\u201d <\/sup> So wird Zelig unter orthodoxen Rabbinern selbst zum orthodoxen Rabbiner, unter \u00dcbergewichtigen w\u00e4chst sein Bauch und im Jazzclub ver\u00e4ndert sich seine Hautfarbe. Er wird zum Medienph\u00e4nomen, muss aber nach dem Vorwurf der Polygamie fl\u00fcchten, und zwar ausgerechnet nach Nazideutschland. Seine Psychiaterin und Freundin Eudora Fetcher sieht Zelig schliesslich in einer Wochenschau neben Adolf Hitler als SA-Mann posieren. Sie rettet Zelig aus dieser Situation und fl\u00fcchtet zur\u00fcck in die USA. Konsequent f\u00fchrt der totale Opportunismus des Leonard Zelig zum Happy End.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIdentit\u00e4tspolitik will Respekt und Anerkennung.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tAllens Realsatire erschien zur richtigen Zeit. Alte Gewissheiten gerieten aus dem Lot. Die 60er und 70er Jahren haben einer zunehmend wohlst\u00e4ndigen Gesellschaft im Westen ein bislang unbekanntes Ma\u00df an Vielfalt und Komplexit\u00e4t gebracht. Im Gefolge der amerikanischen B\u00fcrgerrechtsbewegung und der \u201e68er\u201c wird das sichtbar, was man sp\u00e4ter Identit\u00e4tspolitik<\/em> nennt. Es geht zun\u00e4chst um Respekt und Anerkennung, um Wahrnehmung und die Beendigung von Diskriminierung und Ausgrenzung. Afroamerikaner, amerikanische Ureinwohner, Schwule, Lesben, Angeh\u00f6rige von Minderheiten aller Art entwickeln eine kulturelle Identit\u00e4t, ein \u201eWir-Gef\u00fchl\u201c.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIm Jahr 2019 feiern Erste Bank und Sparkassen, sowie ERSTE Stiftung das 200-j\u00e4hrige Jubil\u00e4um der Sparkassenidee: Sie war in Zeiten von Industrialisierung und Urbanisierung sozial und wirtschaftlich, sie war innovativ und k\u00fchn. Was erz\u00e4hlt uns die Sparkassenidee heute im Jahr 2019? \n\tNun ist Identit\u00e4t immer beides: Inklusion und Exklusion, das Dazugeh\u00f6ren und das Abgrenzen von Anderen. Was sich nicht differenziert, wird nicht wahrgenommen. Gleichzeitig bedeutet das den Bruch der Vorstellung von einer<\/em> Kultur, einer<\/em> Gemeinschaft, einer<\/em> Gruppe, einer<\/em> Normalit\u00e4t. Oder einer<\/em> Nation und einer<\/em> Weltordnung. Die daraus entstehenden Irritationen sollten sich als sehr nachhaltig erweisen. Als Zelig<\/em> erschien, begann der Anfang vom Ende einer Weltordnung, die nach 1945 die Weltidentit\u00e4t bildete, die des Kalten Krieges. Im Osten streikten 1980 die Arbeiter der Danziger Lenin Werft, und damit begann, was ein knappes Jahrzehnt sp\u00e4ter im Berliner Mauerfall endete. Im Westen wiederum sah die Reaktion auf die neuen Irritationen der alten Identit\u00e4ten anders aus: Im Jahr 1979 war Margaret Thatcher zur britischen Regierungschefin gew\u00e4hlt worden, zwei Jahre sp\u00e4ter folgte Ronald Reagan in den USA und noch ein weiteres Jahr danach Helmut Kohl in der Bundesrepublik Deutschland. Die Konservativen sollten gegen die Identit\u00e4tskrise antreten. Reagan tat dies \u00fcbrigens mit dem Motto \u201eLet\u00b4s make America great again\u201c – auch das hat Donald Trump nicht erfunden.<\/p>\t<\/div>\n\n<\/div>\n\n<\/div>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tMit dem Ende des Kalten Krieges wurde die Identit\u00e4tskrise hei\u00df \u2013 und die Temperatur steigt bis heute weiter. Das war durchaus vorhersehbar. \u00a0Samuel P. Huntington zitierte im \u00a0Zusammenhang mit dem Ende des Kalten Krieges und unter Bezugnahme auf die USA den r\u00f6mischen Feldherren Sulla. \u00a0Der stellte im Jahr 84 vor Christus und nachdem Rom sich all seiner Gegner entledigt hatte die Frage: \u201eNun, da das Universum keine Feinde mehr f\u00fcr uns bereith\u00e4lt, wie mag das Schicksal der Republik aussehen?\u201c Der Publizist Charles Krauthammer hat bereits ein Jahr vor dem Ende des Kalten Krieges den Status Quo der sich anbahnenden Identit\u00e4tskrise beschrieben: \u201eNationen brauchen Feinde. Wenn einer wegf\u00e4llt, suchen sie sich einen anderen\u201c.Charles Krauthammer: Beyond The Cold War, The New Republic, 19.Dezember 1988 <\/sup><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDas ist eine entscheidende Frage allen Nachdenkens \u00fcber Identit\u00e4t: Gibt es eine Vorstellung davon, wie unterschiedliche Identit\u00e4ten miteinander so umgehen k\u00f6nnen, dass sie sich zwangsl\u00e4ufig nicht als Feinde, als Gegens\u00e4tze, begreifen? Muss jedem Versuch der Unterscheidung eine Ab- und Ausgrenzung folgen?<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tMit dem Ende des Kalten Krieges wurde die Identit\u00e4tskrise hei\u00df \u2013 und die Temperatur steigt bis heute weiter.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tZweifelsohne haben am Ende des Kalten Krieges die liberalen Demokratien gesiegt. Wie Francis Fukuyama in seiner Analyse vom \u201eEnde der Geschichte\u201c schl\u00fcssig zeigt, zerbrach das Reich des Kommunismus nicht allein an seiner Mangelwirtschaft und seiner Unf\u00e4higkeit zur Erf\u00fcllung elementarer materieller Bed\u00fcrfnisse seiner B\u00fcrger. Noch bedeutender war es, dass das System das Selbstbewusstsein, die pers\u00f6nliche Identit\u00e4t der B\u00fcrger systematisch diskreditierte. Der Einzelne galt nichts. Die Person erfuhr keinen Respekt, das Individuum keine Anerkennung. Es war in Ordnung, eine Identit\u00e4t als Kommunist, als Sowjetb\u00fcrger zu haben. Eine eigene Pers\u00f6nlichkeit zu haben galt hingegen als subversiv und staatszersetzend. Das allerdings ist kein Alleinstellungsmerkmal der Sowjetdiktatur gewesen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie Massengesellschaft hat von jeher die pers\u00f6nliche Identit\u00e4t als Widerspruch zur kulturellen Identit\u00e4t gesehen. Kulturelle und pers\u00f6nliche Identit\u00e4t sind ein Widerspruch wie \u00dcbereinstimmung und Unterscheidbarkeit, und dieses Dilemma tritt dieser Tage wieder \u00fcberm\u00e4chtig in den Vordergrund. Gleich, ob es um linksliberale Identit\u00e4tspolitik geht oder den neukonservativen Versuch des Beschw\u00f6rens \u201eunwiderlegbarer Nostalgie\u201c, wie es der amerikanische \u00d6konom und Politologe Mark Lilla nennt: Ihr Ergebnis f\u00fchrt zu Menschen, die nach dem Muster Zeligs denken und handeln, zu Leuten, die, nach Karasek, ihre Identit\u00e4t nur behalten zu k\u00f6nnen glauben, indem sie Selbstverleugnung betreiben.<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEs ist an dieser Stelle interessant, sich das simple, aber eing\u00e4ngige Modell der Bed\u00fcrfnishierarchie des amerikanischen Sozialpsychologen Abraham Maslow ins Ged\u00e4chtnis zu rufen, das im Jahr 1943 ver\u00f6ffentlicht wurde. Darin entwickelt Maslow eine Pyramide menschlicher Bed\u00fcrfnisse, deren breiter Sockel von den \u201ePhysiologischen Bed\u00fcrfnissen\u201c ausgef\u00fcllt ist \u2013 in dem schlicht alles versammelt ist, was wir f\u00fcrs \u00dcberleben, die Selbsterhaltung, brauchen. Diesem \u201eGrundbed\u00fcrfnis\u201c, dass permanent befriedigt werden muss, folgt jenes nach Sicherheit, bei denen es im Wesentlichen um die Kontrolle der Umwelt geht. Bereits hier spielt die Ausbildung von Identit\u00e4ten eine entscheidende Rolle. Um \u201esicher\u201c zu sein, also Gewissheit zu erlangen oder auch nur ein Gef\u00fchl davon, muss man die Welt<\/em> erkl\u00e4ren oder verstehen wollen. Dabei gibt es ein Problem.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tMuss Unterscheidung immer eine Ausgrenzung folgen?<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDas Bed\u00fcrfnis nach Sicherheit bevorzugt n\u00e4mlich stets das Vorhandene \u2013 das Bekannte – gegen\u00fcber dem Neuen und Unbekannten. In der Identit\u00e4tsdebatte w\u00e4re bevorzugt dies also jene \u201eNostalgie\u201c, von der Lilla spricht, den vermeintlich \u201eguten alten Zeiten\u201c, in denen alles \u201eseine Ordnung\u201c hatte. Wir leben in Zeiten hoher technischer und organisatorischer Transformation, die langfristig vom \u00dcbergang von der alten Massengesellschaft der Industrie zur personalisierteren Welt der Wissensgesellschaft gepr\u00e4gt ist. Globalisierung und Digitalisierung sind Aspekte dieser Ver\u00e4nderung. Es liegt auf der Hand, dass dabei die Sicherheitsbed\u00fcrfnisse massiv herausgefordert werden. Diese Ebene kann ohnehin schnell ins Zwanghafte abgleiten. Menschen, die sich vor allen Dingen auf dieser zweiten Stufe der Bed\u00fcrfnispyramide tummeln, leiden, darauf hat Maslow hingewiesen, oft unter einem Ordnungszwang. \u00dcberraschungen und Innovationen sollen schnell durch Regeln gez\u00e4hmt werden. Neues wird als Bedrohung des Status Quo verstanden. Es ist eine Art Waschzwang, der die Illusion n\u00e4hrt, die Welt und ihre Angelegenheiten k\u00f6nnten bis ins Detail kontrolliert werden. Das wird aber erst klar, wenn man sich auch Maslows dritte Ebene der menschlichen Bed\u00fcrfnisse, die Soziale Stufe, vor Augen f\u00fchrt. Hier geht es um die Gesamtheit unserer Beziehungen zueinander, also auch die Frage, womit und mit wem wir uns identifizieren. Eine starke Verunsicherung und der Wunsch nach Kontrolle auf Ebene Zwei f\u00fchrt zwangsl\u00e4ufig zu jenen Begriffen, die im Umfeld der zeitgen\u00f6ssischen Identit\u00e4tskrisen bl\u00fchen: \u201eWir-Gef\u00fchl\u201c, \u201eTeamgeist\u201c, \u201eGemeinschaft\u201c.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tN\u00fcchtern betrachtet ist diese Gruppenkoh\u00e4sion umso st\u00e4rker, je gr\u00f6\u00dfer der Kontrast zu einer konkurrierenden Gruppe erscheint. Nicht nur jede Nation braucht ihren Feind, auch jedes Team, jede Gemeinschaft, jede noch so wohlmeinende Gruppe. Die Vorstellung, dass Identit\u00e4ten, Mehrdeutigkeiten nebeneinander friedlich koexistieren, ist, vorsichtig gesagt, noch sehr entwicklungsf\u00e4hig. \n\tIdentit\u00e4t und Integration kann auch Vereinheitlichung bedeuten.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie Identit\u00e4tskrise als Selbstzweifel nagt auch an den Grundfesten der klassischen Organisationen, der Unternehmen wie Institutionen. Ein scheinbar unverd\u00e4chtiger Zeuge daf\u00fcr ist die Praxis der seit Jahren boomenden \u201eCorporate Identity\u201c. Die soll f\u00fcr ein einheitliches Erscheinungsbild des Unternehmens sorgen, aber auch eine Art \u201eSprachregelung\u201c erzeugen. Es handelt sich also um ein Instrument der Vereinheitlichung, und zwar nicht nur dort, wo die, etwa im Wiedererkennungswert des Designs und des Gesch\u00e4ftszwecks, w\u00fcnschenswert sind. In der Praxis wird CI oft auch als Institut zur Abschaffung von Differenz im Denken und Handeln begriffen. Das ist paradox. Statt Unterschiedlichkeit als Ressource und geradezu als Wert zu betrachten, wie dies in der Wissensgesellschaft angemessen w\u00e4re, wird daraus ein enger Korridor, der kaum noch geistige Bewegungsfreiheit zul\u00e4sst.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tIdentit\u00e4t und Integration bedeutet dann das Aufgehen in Vereinheitlichung, also den Geist des alten Industriezeitalters. Das steht in einem nat\u00fcrlich Konflikt zu dem, was Maslow an die vierte Stelle seiner Bed\u00fcrfnispyramide gesetzt hat: Die Individualbed\u00fcrfnisse, das Streben nach Anerkennung, Unterscheidbarkeit und Achtsamkeit f\u00fcr die Person, nach Wertsch\u00e4tzung und Wahrnehmung. Das sind \u00fcbrigens die Triebmittel, die zur Identit\u00e4tspolitik gef\u00fchrt haben, die aber, das ist eben Teil des Paradox, sehr leicht zu neuen \u201estahlharten Geh\u00e4usen\u201c im Sinne Max Webers f\u00fchren, aus denen es kein Entrinnen ohne Schaden gibt. Sie verhindern wirksam die Entwicklung und die grundlegende Auseinandersetzung mit dem, was in einer sich ihrer Komplexit\u00e4t und Vielheit bewussten Welt und Wirtschaft dringend n\u00f6tig w\u00e4re, jene mit dem Selbst, der eigenen Person, der pers\u00f6nlichen Identit\u00e4t also. Selbstverwirklichung, so hei\u00dft diese Stufe F\u00fcnf, die h\u00f6chste Ebene, bei Abraham Maslow, ist eigentlich eine ganz simple Sache. Es geht darum, das, was man ist, sein zu d\u00fcrfen, in seinen F\u00e4higkeiten, Talenten, W\u00fcnschen und h\u00f6chst eigensinnigen Bed\u00fcrfnissen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tAuf dieser Ebene findet wahrhaft liberales Denken statt, das nicht in R\u00fcckgriffen auf \u00fcberholte Konzepte von Gestern bestehen kann \u2013 weder in \u201eNostalgie\u201c noch in einer Beschw\u00f6rung der identit\u00e4ren Gesellschaft nach dem Muster Jean-Jacques Rousseaus und seines Gemeinwillens. Er f\u00fchrt, das haben Hannah Arendt und Karl Popper schl\u00fcssig gezeigt, immer in die Unfreiheit.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tEs geht um unsere eigene Haut. Sollte man das nicht ernstnehmen?<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDie Frage nach der pers\u00f6nlichen und kulturellen Identit\u00e4t wird uns noch viel abverlangen. Aber es geht auch um alles, um den Ausgang der Aufkl\u00e4rung, also die Befreiung des Individuums von seinem Schicksal. Es geht um unsere eigene Haut. Sollte man das nicht ernstnehmen?<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tOffene Gesellschaften bed\u00fcrfen \u2013 wie Francis Fukuyama es fordert \u2013 universeller Grundwerte der Menschenrechte und des Humanismus. Etwas, das alle angeht und f\u00fcr die jeder bereit ist einzustehen. Denken wir derlei ganz ohne Pathos, sondern n\u00fcchtern. Stellen wir uns diese Werte als Werkzeug vor, mit dem das stahlharte Geh\u00e4use vorgefertiger Biografien \u2013 der neuen Schicksale \u2013 entgehen kann. Offene Gesellschaften kann man nicht mit der Logik geschlossener Anstalten betreiben. Vielheit in Einheit bedeutet nichts anderes, als dass jeder das f\u00fcr ihn passende Leben leben soll \u2013 und sich trotzdem nicht als Widerspruch zu den Anderen erlebt.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tVielleicht hilft dabei doch ein Blick in die Wirtschaft. Eine komplexe Organisation besteht aus Spezialisten, deren F\u00e4higkeiten nutzlos werden, wenn sie sich mit anderen Spezialisten nicht mehr austauschen k\u00f6nnen. Reden bringt die Leute zusammen. Dazu braucht man eine gemeinsame Sprache. Wer sich selbst erkennen will, muss in Zusammenh\u00e4ngen denken. Bubbles f\u00fchren nirgendwo hin. Am wenigsten zu sich selbst.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n \n\tDieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz ver\u00f6ffentlicht: CC BY-NC-ND 3.0<\/a>. Der Name des Autors\/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden. Autor: Wolf Lotter \/ erstestiftung.org. Bei Interesse an Wiederver\u00f6ffentlichung bitten wir um Kontaktaufnahme mit der Redaktion<\/a>. Auf der Suche nach der Identit\u00e4t m\u00fcssen wir das Identit\u00e4re \u00fcberwinden.<\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":1651,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[433,268],"tags":[250,395,470],"formats":[],"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3597"}],"collection":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3597"}],"version-history":[{"count":2,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3597\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":4473,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3597\/revisions\/4473"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/1651"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3597"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3597"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3597"},{"taxonomy":"format","embeddable":true,"href":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/wp-json\/wp\/v2\/formats?post=3597"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}\n\tTipping Point Talk #1 – Identit\u00e4t<\/h2>\n\t
Der Journalist und Autor Wolf Lotter<\/a> begleitet in diesem Jahr die vier Tipping Point Talks<\/em><\/a>, eine Veranstaltungsreihe zu den Themenfeldern Identit\u00e4t, Normativit\u00e4t, M\u00f6glichkeit und K\u00fchnheit mit jeweils einem Essay. In diesem Text denkt er \u00fcber Identit\u00e4t<\/a><\/em> nach.<\/p>\n\t<\/div>\n<\/div>\n\t<\/div>\n\n<\/div>\n\n\n\n
Der Politologe Hendrik Gast hat darauf hingewiesen, dass es vor allen Dingen die \u201ewenig kompetenten, unsicheren, autorit\u00e4r sozialisierten, mit wenigen anderen beruflichen Optionen ausgestatten (\u2026) Mitglieder einer Gruppe sind, die sich besonders durch das Gemeinschaftsgef\u00fchl angesprochen f\u00fchlen.\u201c Sie versuchen, mangelndes Selbstbewusstsein durch die Annahme kultureller Identit\u00e4t auszugleichen. Man muss dazu keineswegs dem Klischee des \u201eModernisierungsverlierers\u201c entsprechen \u2013 auch Akademiker, deren Ausbildung am Arbeitsmarkt nicht besonders stark nachgefragt ist, neigen zu mangelndem Selbstbewusstsein. Zwischen deklassierten Industriearbeitern, die sich davor f\u00fcrchten, von Robotern und Algorithmen ersetzt zu werden, und taxifahrenden Soziologen gibt es immer weniger Unterschiede.
Das ist aber nicht alles.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n<\/ol>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n
Urheberrechtliche Angaben zu Bildern, Grafiken und Videos sind direkt bei den Abbildungen vermerkt. Titelbild: \u00a9 Carson Arias \/ Unsplash.com<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"