{"id":3450,"date":"2018-02-07T00:00:00","date_gmt":"2018-02-07T00:00:00","guid":{"rendered":"https:\/\/erste-foundation.byinfinum.co\/die-gute-tat-als-geschaeftsmodell\/"},"modified":"2021-08-23T15:38:39","modified_gmt":"2021-08-23T15:38:39","slug":"die-gute-tat-als-geschaeftsmodell","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/tippingpoint.net\/de\/die-gute-tat-als-geschaeftsmodell\/","title":{"rendered":"Die gute Tat als Gesch\u00e4ftsmodell"},"content":{"rendered":"\n\n\t\n\t\t\t
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\n\tIm vergangenen Jahrzehnt hat sich der Begriff Social Business als Bezeichnung f\u00fcr Unternehmen etabliert, die als soziale Probleml\u00f6ser agieren.<\/strong>

“Unsere Gerichte sind politisch, \u00e4sthetisch und kulinarisch ein Hochgenuss”, steht auf der Website des Wiener Start-ups Migrating Kitchen<\/a>. Der Cateringservice, der Veranstaltungen ausrichtet und B\u00fcros mit Mittagessen versorgt, unterscheidet sich in einem wichtigen Punkt von den Mitbewerbern: Die MitarbeiterInnen, die hier im f\u00fcnften Wiener Gemeindebezirk t\u00e4glich frisch f\u00fcr ihre KundInnen kochen und backen, sind Gefl\u00fcchtete und ArbeitsmigrantInnen. Hier werden sie in den Arbeitsmarkt eingegliedert und erhalten eine stabile Besch\u00e4ftigung. Die Einfl\u00fcsse, die sich auch in Auswahl und Zubereitung der Gerichte niederschlagen, sind “syrisch, algerisch, karibisch und aus der Steiermark”.

Migrating Kitchen gilt als sogenanntes Social Business. Der Begriff bezeichnet Unternehmen, die sich der L\u00f6sung eines gesellschaftlichen Problems verschreiben, gleichzeitig aber durchaus auf die Erwirtschaftung von Eink\u00fcnften ausgerichtet sind. Gewinne werden gew\u00f6hnlich reinvestiert und h\u00f6chstens zu einem kleinen Teil an Investoren ausgesch\u00fcttet.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tErstmals gef\u00f6rdert<\/strong>

Derartige Organisationen sind immer \u00f6fter anzutreffen \u2013 weltweit und auch in \u00d6sterreich, wo heuer im Rahmen eines Social-Business-Calls der F\u00f6rderagentur
AWS<\/a> erstmals einschl\u00e4gige Unternehmen mit Mitteln des Sozialministeriums und der Nationalstiftung f\u00fcr Forschung, Technologie und Entwicklung gef\u00f6rdert wurden.

Pro ausgew\u00e4hltes Projekt war eine nicht r\u00fcckzahlbare Unterst\u00fctzung von bis zu 100.000 Euro m\u00f6glich. Die gesamte F\u00f6rdersumme betrug drei Millionen Euro. Ein F\u00f6rdermodul des Sozialministeriums widmete sich der Arbeitsmarktintegration, jenes der Nationalstiftung innovativen Produkten und Dienstleistungen im sozialen Bereich. Unter den unterst\u00fctzten Projekten befindet sich auch Migrating Kitchen.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tMuhammad Yunus ist Professor, Sozialunternehmer, Banker und \u00d6konom und wurde mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Foto: (CC BY 2.0) Nick Harrison\/Pressestelle der Universit\u00e4t Salford.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tDas Prinzip, das hinter den sozial orientierten Unternehmen steht, ist keineswegs neu. “Auch Raiffeisen oder die Erste Bank haben einmal als eine Art Social Business angefangen \u2013 auch wenn man sie damals nicht so genannt hat”, erkl\u00e4rt Peter Vandor<\/a>, der an der Wirtschaftsuniversit\u00e4t Wien in diesem Bereich forscht. Auch bei diesen Genossenschaften gab es bereits eine starke Trennung zwischen Profitorientierung und gesellschaftlichen Zielen. “Was allerdings neu ist, ist der gesellschaftliche Diskurs, der sich im letzten Jahrzehnt rund um Social Business entwickelt hat.”

Die Entstehung dieser neuen Generation sozial ausgerichteter Unternehmen wird landl\u00e4ufig mit Muhammad Yunus in Verbindung gebracht. Der Wirtschaftswissenschafter aus Bengalen im heutigen Bangladesch, der als Begr\u00fcnder der Mikrofinanz \u2013 also der Vergabe von Kleinstkrediten an angehende Unternehmer in armen Weltgegenden \u2013 bekannt wurde, bekam 2006 den Friedensnobelpreis zugesprochen. “Yunus hat auch Social Businesses stark promotet, war damit aber bestimmt nicht der Einzige. Er wurde aber zum Posterboy einer ganzen Bewegung”, sagt Vandor.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tTrend unter Millennials<\/strong>

Das Wirtschaftstreiben war im zur\u00fcckliegenden Jahrzehnt von der Begeisterung f\u00fcr Start-ups gepr\u00e4gt. Gleichzeitig wuchs die Generation der sogenannten Millennials heran, die sich von einem erf\u00fcllten Arbeitsleben eine Sinngebung erwarten, die \u00fcber finanzielle Absicherung hinausgeht. “Social Entrepreneurship kann man als Schnittmenge dieser beiden Trends sehen”, erkl\u00e4rt der \u00d6konom. Vor 15 Jahren habe man mit dem Berufswunsch Social Entrepreneur noch als Spinner gegolten, heute seien die Unis voll von Leuten, die ein soziales Projekt auf die Beine stellen wollen.

In Lehrveranstaltungen, die sich mit Social Business besch\u00e4ftigen, werden Vandors Studierende von Beginn an mit realen Projekten konfrontiert. “Organisationen wie die Caritas Wien kommen mit Fragestellungen, und die Studierenden arbeiten sich dann beispielsweise daran ab, wie das Innovationsmanagement in einem derartigen sozialen Betrieb aussehen k\u00f6nnte”, erkl\u00e4rt der Wissenschafter.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tAuch die ERSTE Stiftung unterst\u00fctzt Non-Profit-Organisationen und Social Businesses im Rahmen der ERSTE Foundation NGO Academy w\u00e4hrend der dreiw\u00f6chigen ‘Social Innovation and Management Programmes’ an der WU Wien. Foto: \u00a9 Igor Ripak\/ERSTE Stiftung.<\/p>\t<\/figcaption>\n<\/figure>\n\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tSch\u00e4tzungen zufolge w\u00fcrde jedes dritte oder vierte Unternehmen, das neu gegr\u00fcndet wird, in irgendeiner Weise einen sozialen Zweck verfolgen. Laut einer Studie<\/a>, die Vandor und KollegInnen im Jahr 2015 angefertigt haben, liege die Zahl von Social Businesses in \u00d6sterreich bei 1200 bis 2000 Unternehmen. ExpertInnen gehen davon aus, dass diese Zahl bis zum Jahr 2025 auf das Zwei- bis Zehnfache steigt.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tFl\u00fcchtlinge im Fokus<\/strong>

Unter den 21 Projekten, die im Rahmen des AWS-Calls gef\u00f6rdert wurden, zielt eine ganze Reihe auf die Arbeitsmarktintegration von Fl\u00fcchtlingen ab. Sie hei\u00dfen Caf\u00e9 Namsa, Fr\u00e4ulein Fair, Caramel, Refugeeswork.at, Topfreisen oder eben Migrant Kitchen. “Was ich spannend finde, ist, dass viele dieser Unternehmen schon vor dem H\u00f6hepunkt der gro\u00dfen Fl\u00fcchtlingsbewegung im Jahr 2015 gestartet sind”, erkl\u00e4rt Vandor. “Das zeigt, dass die Sozialunternehmen ein gutes Sensorium f\u00fcr aktuelle Bed\u00fcrfnisse haben.”<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tAndere Projekte bieten Unterst\u00fctzung f\u00fcr Obdachlose, Jugendliche mit “schlechten Startbedingungen”, SeniorInnen oder Menschen mit speziellen Bed\u00fcrfnissen. Sie nutzen Technologien, um Menschen zusammenzubringen, um Bewusstsein f\u00fcr tabuisierte Probleme zu schaffen, oder sie machen Technologien f\u00fcr Menschen am Rande der Gesellschaft \u00fcberhaupt erst zug\u00e4nglich. Alle zusammen er\u00f6ffnen sie eine Perspektive, wie ein kapitalistisches Wirtschaftsgef\u00fcge aussehen k\u00f6nnte, das auf die Schw\u00e4cheren in einer Gesellschaft nicht vergisst.<\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n\n\n\n\n\t\n\t\t\t

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\n\tErstmals publiziert am 5. Dezember 2017 auf derStandard.at<\/a>.<\/em>

Dieser Text ist urheberrechtlich gesch\u00fctzt. \u00a9 Alois Pumh\u00f6sel \/ DER STANDARD. Bei Interesse an Wiederver\u00f6ffentlichung bitten wir um Kontaktaufnahme mit der
Redaktion<\/a>.
Urheberrechtliche Angaben zu Bildern, Grafiken und Videos sind direkt bei den Abbildungen vermerkt. Titelbild: \u00a9 Dejan Petrovi\u0107 \/ ERSTE Stiftung.<\/em><\/p>\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t<\/div>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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